Arbeitsproben (2)
Aus: DIE GLÄSERNE KARAWANE
Flirrende Hitze in der großen Stadt. Verkehrslärm. Ein stahlgrauer, undurchdringlicher Himmel. Vogelähnliche Gebilde schwirren durch die Luft. Beobachten, filmen und lärmen.
Vögel? Nein, sie scheuen diesen Dunst. Man findet sie noch vereinzelt in verdorrten Wäldern, am Himmel und über Wiesen, die einmal, in alten Zeiten, mit ihrem frischen Grün die Augen der Menschen verwöhnten und die Tiere sättigten.
Hier, in dieser Stadt sind es Drohnenschwärme. Ein Must Have, in irisierenden, grellen oder einschmeichelnden Farben. Einige ähneln Riesenlibellen. Diese Art ist exklusiv und teuer. Es sind die Rolls Roys unter den Drohnen.
Auszug aus dem Beitrag "Die gläserne Karawane" zu den Kölner Literaturtagen des Kölner VS 2021.
(ohne Titel)
… Ein Zug wird heute nicht mehr kommen. Nur noch ein Schienenstrang ist in Betrieb. Der andere wurde von einer Granate getroffen. Wie gebrochene Knochen ragen seine Gleise in den Nachthimmel.
Geschützdonner.
Flüchtlinge werden von russischen Panzerdivisionen eingeholt, überrollt, flüchten in dieser frostigen Winternacht in den angrenzenden Wald.
Es raschelt. Ein Schatten kriecht unter einen Waggon mit Kartoffeln, verschwindet im Dunkeln. Noch zwei, drei andere Schatten folgen. Kinder, lautlos kriechend. Eins stolpert über eine Weiche.
Bedrohlich nähert sich der Wärter, eine Karbidlampe in der Hand.
Ein schwarzer Riese, denkt der Junge, schlotternd vor Angst.
Schon steht der Bahnwärter neben dem Kind, ganz nah, taxiert ihn:
Höchstens 6 Jahre alt, ausgemergelte Wangen, eine zerfetzten Tasche, aus der Kartoffeln herauskollern. Ein Häufchen Elend ohne Mütze und Handschuhe mit kahl geschorenem Kopf, der Eiseskälte ausgesetzt. Zertretene, löchrige Schuhe mit Bindfäden verschnürt. Rote, abstehende Ohren, grotesk in einem schmalen, verhärmten Jungengesicht. Kriegskind.
Trotziges Weinen: "Wir haben nichts zu essen für unsere Kleinste.
Sie hat Fieber … Mutter geht über die Gleise und sagt immer: 'Ach wär ich doch tot.'"
Auszug aus einer Lesung am 30.12.2022 in der St. Agneskirche Köln zu Flucht und Vertreibung mit Kolleg*innen des VS Köln / Leverkusen
Vita
Künstlerin und Autorin, geboren in Litauen, aufgewachsen in Westfalen. Lower Cambridge Examination in London, Krankenschwester im In- u. Ausland, Kriminalbeamtin im Ruhrgebiet. Als Künstlerin zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Mitglied im AdK Bergisch Gladbach e.V., der GEDOK Köln, dem BBK Bonn - Rhein-Sieg und dem VS NRW.
Auszeichnungen
2021: Bergischer Literaturpreis
2017: Richeza Preis des Landes NRW für deutsch-polnische Zusammenarbeit (Preis für Kunst)
Prosa
Ein Engel, so gut wie auch schön, eine Liebe im Kriegsjahr 1793. Romanbiographie. E. Humbert: Neu-Bamberg 2012.
Thriller & Kriminalroman
Fremde Schwester. Ruhrkrimi: Mülheim/Ruhr 2023.
Der Puppenräuber. Ruhrkrimi: Mülheim/Ruhr 2021.
Fuchsteufelsmord. Ruhrgebietskrimi. Scylla: Bergisch Gladbach 2019.
Anthologie
Der Schrei. In: Vom Bleiben und Schwinden. Hrsg. von Günter Helmig und Renate Beisenherz-Galas. Heider: Bergisch Gladbach 2018.
Über Werk und Autor*in
Anja Maria Dohrmann: Von der Kunst, mit Worten zu malen. Schriftstellerin Barbara Stewen las in Wipperfürth-Thier aus ihrem dritten Kriminalroman "Fremde Schwester". In: Oberbergischer Anzeiger, 22.04.2024.
Thomas Rausch: Mörderische Kindheitserinnerungen. Barbara Stewen hat in ihrem neuen Kriminalroman auch eigene Geschichte verarbeitet. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 19.09.2023.
Pressezitate
Den Betrachter, die Leserin, mitzunehmen in ihre Welt, das ist Barbara Stewens Kunstverständnis. Malerei wie Literatur, gleichermaßen ist es die Kraft der Farben, der Worte, die in den Plot hineinzieht.
Von: Anja Maria Dohrmann. Erschienen in: Oberbergischer Anzeiger, 22.04.2024.
Blick auf Psyche von Tätern und Ermittlern. Stewen war selbst Kriminalbeamtin, ermittelte im Ruhrgebiet und ist heute als freischaffende Künstlerin und Autorin aktiv. […]
Erschienen in: Kölner Stadtanzeiger, 23.12.2021.
Nichts für zartbesaitete Leserinnen und Leser ist "Der Puppenräuber", ein neuer Krimi von Barbara Stewen. Dafür gelingt es der Autorin und Künstlerin […] von der ersten Seite an, Hochspannung aufzubauen.
Erschienen in: Bergische Landeszeitung, 22.12.2021.
So messerscharf wie die ehemalige Krankenschwester und Kriminalkommissarin die menschlichen Abgründe skizziert, so Iiebevoll zeichnet sie das Milieu, in dem die Figuren agieren […].
Erschienen in: Kölner Stadtanzeiger, 03.06.2019.
Zu: Ein Engel, so gut wie auch schön, eine Liebe im Kriegsjahr 1793
Ihre Begeisterung für […] Recherchearbeiten hat […] Barbara Stewen vielleicht aus ihrer Arbeit als Kriminalbeamtin […] mitgebracht. So erklärt sich die Akribie, mit der sie […] historische Fachliteratur studiert hat […].
Von: Simone Mager-Kwiczorowski. Erschienen in: Mainz Vierteljahresheft, 1/14.
Quellenangabe
Auskunft Autorin