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Klaus Goehrke


Klaus Goehrke © privat
Klaus Goehrke
1939
Münster
Kamen
Münster, Kamen
Hellweg, Münsterland, Westfalen komplett
Prosa, Bühne/Drama
Von-der-Becken-Straße 7
59174 Kamen
02307-42759
02307-42770

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

Pressebild(er)

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Copyright
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Arbeitsproben (3)

 

ERINNERUNG

Ich brenne du brennst
Wir brennen uns bis Zähne
Haare Muskeln schwinden
Wir nichts mehr von uns finden
Morgens wenn die Drossel jauchzend
Unsrer Asche den Weg zur Sonne zeigt.


FLAMMENSCHRIFT

Schon als die Straßen von Ur Menschheitswiege am Euphrat
Tote wie Tonscherben deckten Blut die Gruben füllte wie Gold
Die Gussform die Leichen wie Fett in der Glut vergingen -

Schon in sumerischer Zeit als der Himmelsstier feurig
Nieder auf Gilgamesch fuhr Uruks zornwilden Herrscher
Hirtenwolf der die Jungfrau lachend entriss dem Geliebten -

Schon als in Babylon jäh Flammenschrift die Palastwand
Hoch fuhr dass es den Weisen den Atem benahm zu dulden
Wie der große Belsazar Israels Dämon erwürgt ward -

Schon als das persische Heer Babel in Blut erstickte
Harun ar-Raschid Bagdad Tausend und eine Nacht baute
British Petrol die Paschas mit Erdöl statt Blut erquickte -

Da erglänzte die Hauptstadt heller als Babel höher
Als Gilgamesch Belsazar Harun Ar-Raschid thronte
Saddam. - Bis er sich vermaß mit den Ölherrn Golf zu spielen -

Bis sie begannen die Nacht zielgenau zu entflammen
In Bombenstimmung zu zünden über Bagdad das schönste
Feuerwerk aller Zeiten bildschirmpräzis zu platzieren

Bombe auf Bombe nach Plan sorgsam auszuradieren
Weiche wie harte Ziele Cleared by US Censor
Hoch gestimmt zu diktieren God bless Pax Americana -

Bis die Aktienkurse steil wie Raketen stiegen
Only some arabs fielen und der kuwaitische Ölprinz
Tief bestürzt heimfuhr an die qualmverhüllten Dollarquellen -

Da saß der Dieb von Bagdad tief im Bunker vergraben,
Stierte die Wand an und las: Mene tekel upharsin -
Öl so schreiben die Fackeln Öl soll fließen statt Blut!


ENDLICH FREI

Links und rechts fliegen Häuser vorbei, schwarze Schatten, denen ich entwische, bevor sie mich fassen. Ich drehe das Autoradio auf, um den Motor zu übertönen: I´m walking on sunshine, it´s time to feel good - abheben möchtest du, steil über die Schatten hinweg in den Morgenhimmel, keine Stauansage kann dich halten. Glückskind, steht dir ins lachende Gesicht geschrieben, kaum das Zeugnis in der Tasche, hast du deine erste Stelle sicher.
Ich zünde mir eine Marlboro an, Easyrider auf dem Weg ins Glück. Orange wälzt sich der Sonnenball über die Fahrbahn, ich rase mitten hinein. Da winkt hellblau das Abfahrtsschild und ich werfe mich schwungvoll in die Kurve. Schnell ein Blick in den Spiegel, Griff zum Lippenstift, die neuen Kollegen werden doch Schwarzlila nicht unpassend finden? Ich biege auf den Parkplatz ein, bunt blitzen in Reih und Glied die Karossen, für meinen Twingo gibt es gerade noch ein Plätzchen am Rand, wo die Pflasterung aufhört. An Schneewasserpfützen vorbei hüpfe ich auf das Portal zu. Niemand sonst ist in Sicht, ich bin spät.
Ich stürme die Stufen hoch, geradewegs der Direktorin in die Arme, die sich an der Eingangstür aufgestellt hat. "Da sind Sie ja", trompetet sie mir fröhlich entgegen, "kommen Sie, das Kollegium erwartet Sie." Mit festen Schritten stöckelt sie mir voran, ich hefte mich an ihren Kostümrock. Schon reißt sie eine ledergepolsterte Tür auf und ich blicke auf eine Doppelreihe von neugierigen Gesichtern. "Darf ich einen Augenblick stören. Ich möchte Ihnen unsere neue Kollegin vorstellen, sie gibt Religion und Deutsch." Alle Augen zielen auf mich. "Wie war noch Ihr Name?" "Agblefi", helfe ich leise, "Kirsten Agblefi."
"Agblefi?" Sie zögert einen Moment. "Ist Ihr Mann Türke?" "Nein", lächle ich, "Togolese." "Togolesien", stockt sie, "das liegt doch in..." "Togo", ergänze ich, "Westafrika." "Ach - Ihr Mann ist Neger." "Afrikaner", flüstere ich. "Aus Togo", strahlt sie, "wie schön, da haben wir etwas gemeinsam." Verblüfft starre ich sie an. "Mein Urgroßvater war dort, im Auftrag der Barmer Mission. Er hat den Eingeborenen die christliche Botschaft gebracht. Herrlich, nicht?"
Sie führt mich in den Raum. "Der Mann von Frau Agbelfi", verkündet sie - "Agblefi", berichtige ich, "Agblefi" wiederholt sie - "ist Neger." Dröhnende Stille. Plötzlich arglos eine Stimme: "Wird die Pausenklingel jetzt durch eine Buschtrommel ersetzt?" Erlöstes Kichern, das mir den Atem nimmt. Ich wende mich abrupt um, doch die Direktorin hält mich am Arm fest. "Nana" tadelt sie sanft die Lacher und drängt mich vorwärts. "Auf gute Zusammenarbeit!" Ich spüre meine Beine nicht mehr und zeige auf den nächst stehenden freien Stuhl: "Darf ich?"
Der Grauhaarige daneben guckt mich entgeistert an: "Sicher, Frau Kollegin, aber..." Er deutet auf seine Tasche, die auf dem Sitz steht. "Kein Aber", fährt ihn die Direktorin an. Ich bin froh, dass es nun klingelt-trommelt und sich alle wie auf Kommando von ihren Plätzen erheben.
"Kommen Sie", ermuntert mich die Chefin, "ich führe Sie in ihre Klasse." "Oh, ich soll sofort beginnen?" "Warum nicht. Sie werden eine angenehme Überraschung erleben." Sie prescht los, ich folge ihr wortlos. "Sie lernen Yasmin kennen, auch eine waschechte Afrikanerin." Auch-auch-auch trommelt es in meinen Ohren.
"Etwas ungebärdig", setzt sie heiter hinzu, "aber das kennen Sie ja." "Sicher", murmele ich, "das ist eben so - in diesem Alter." Sie scheint einen Moment zu stutzen, geht dann rasch weiter die Treppe hinauf. "Viel Erfolg", höre ich ihre Stimme, fern wie aus dem Busch. Meine Expedition hat begonnen, mitten im Winter im Bergischen Land.
Es beginnt zu schneien. Ich bin müde und reiße die Augen weit auf, dass das Licht schmerzend hineinfährt. Im Nu sind die Felder weiß, nur wenige schwarze Flecken zeigen, wo die Erde wärmer ist. Frei, endlich frei, summt es irgendwo tief in mir, aber ich bin viel zu müde um einzustimmen. Afima nyeméyi o. Dorthin gehe ich nicht...


Geboren 1939 in Münster. Kindheit in Pommern, Schulzeit und Abitur in Münster. Studium der Germanistik, Geschichte und Afrikanistik in Köln, Hamburg und Berlin. 1966 Staatsexamen für das Lehramt (Gymnasium) in Berlin. 1967-68 Studienreferendar in Münster, 1969 bis 2003 Lehrer an der Gesamtschule in Kamen (Schwerpunkt Schultheater). Langjährige Mitarbeit in gesellschaftlichen Organisationen (z.B. Landesvorstand der GEW, Hauptpersonalrat für Lehrer an Gesamtschulen, Rat der Stadt Kamen). Mitglied des VS seit 1979.

In Auswahl:
Wir sind so frei. Von Frauen, die sich trauen. Erzählungen. Ventura: Werne 2019.
Flussopfer. Geschichten zwischen Ruhr und Lippe. Ventura: Werne 2015.
Vermisste Väter. Fern von Westfalen. Roman. agenda: Münster 2015.
Söckchen und Silbersieb. Ein afrikanisches Märchen. Mit Illustrationen von Jutta Wagner. Ventura: Werne 2013.
Yvans Schatten. Hundstage auf Korsika. Roman. Ventura: Werne 2012.
Elise Tschech. Verbannt in Camen - Schicksal einer Frau im Vormärz. Roman. Kettler: Bönen 2010.
Frag doch Strelinski und andere Erzählungen. Gem. mit Gerd Puls. Kettler: Bönen 1985.

Deutscher Abend. theaterbörse: Braunschweig 2019.
Für Recht und Freiheit. Fünf westfälische Passionen. agenda: Münster 2017.
Filian und Fenelofee. theaterbörse: Braunschweig 2014.
Prinz Söckchen und Prinzessin Silbersieb. theaterbörse: Braunschweig 2013.
Die Verbannte. theaterbörse: Braunschweig 2012.
Der Nibelungen Not. theaterbörse: Braunschweig 2012.
Jugend ohne Gott. Nach Ödon von Horvath. theaterbörse: Braunschweig 2012.
Fundevogel oder Aram und Enise. Ein wenig märchenhaftes Zeitstück. deutscher theaterverlag: Weinheim 2008.
Luise Tschech. Szenen. In: Lebenszug. Geschichten und Gedichte vom Unterwegssein mit dem Zug. Hrsg. von U. Hochstätter-Klomp. Avlos: Sankt Augustin 1997.

Burgmannen, Bürger, Bergleute. Eine Geschichte der Stadt Kamen. Freunde und Förderer des Museums der Stadt Kamen: Kamen 2010.
Weil wir Juden waren. Schicksal der Juden in Kamen. Kettler: Kamen 1999.
Das Menschliche bewahren. Denkschrift zum 100. Geburtstag von Carlo Schmid. Kamen 1996.
In den Fesseln der Pflicht, Der Weg des Reichsfinanzministers Lutz Graf Schwerin von Krosigk. Verlag Wissenschaft und Politik: Köln 1995.
Wer nicht kämpft hat schon verloren. Biographie Heinz Dyduch. Kettler: Bönen 1993.

Zugluft im königstreuen Westfalen. In: Wenn die Geschichte um die Ecke geht. Almanach der Varnhagen Gesellschaft. Hrsg. von N. Gatter. Berlin: Berlin 2000.
Fremde Heimat Hellweg. Wie Sarazenen, Tataren, Türken, Russen und andere hier heimisch wurden. Gem. mit Levent Aktoprak. In: Kreuz und quer den Hellweg. Literarische Ansichten einer Region. Hrsg. von Herbert Knorr im Auftrage der Stadt Unna und des Westfälischen Literaturbüros in Unna e.V. Klartext: Essen 1999.
Herzstiche. In: Wie ein entwurzelter Baum. Hrsg. von H. u. W. Wenig. Heike Wenig: Dorsten 1993.
Rotes Tuch. In: Heimatbuch Kreis Unna 1989. Kettler: Bönen 1989.

Eh alles in Scherben fällt. Gem. mit Gerd Puls. Kettler: Kamen 1983.
Vor Ort. Gem. mit Gerd Puls. Werkstatt Literatur der Arbeitswelt: Bergkamen 1980.

Literaturatlas NRW. Köln 1992.

Auskunft Autor, Eigenrecherche

Aktualisiert 01.07.2021