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Christel Hoberg-Heese


Christel Hoberg-Heese © privat
Christel Hoberg-Heese
Plettenberg
Winterberg
Meschede, Dortmund
Ruhrgebiet, Sauerland, Südwestfalen, Westfalen komplett
Prosa, Kinder-/Jugendbuch
Am Bergelchen 21
59955 Winterberg
02985-314

Arbeitsproben (3)

 

ANNA WILL LEBEN

Anna musste jetzt oft über den Tod nachdenken. Auf der Flucht fand sie kaum Zeit dazu. "Wenn er uns holt, soll er uns alle zusammen holen," hatte die Mutter einmal gesagt, als wir vor den Tieffliegern Schutz unter dem Wagen suchten. Aber Anna wollte leben. Ja, leben wollte sie.

Aus: Weit sind die Wege, Frauenbilder der Zeit


DIE TOCHTER

Thea hat immer das Beste für mich gewollt und doch konnte ich ihr Kind nicht werden. Ich sollte Mama vergessen, aber die anderen vergaßen sie nicht. Die Nachbarn, meine Lehrer, die Mitschüler, alle wussten immer mehr als ich und alle sahen mir zu. Was ich auch tat und was ich auch ließ – es wurde an Mama gemessen. Ich war und blieb ihre Tochter.

Aus: Weit sind die Wege, Frauenbilder der Zeit


DER KATER UND DIE KATZE

Die Katze putzte ihr Pfoten, bevor sie anmutig durch die Tür strich.
"Sie ist reinlich", dachte der Kater, "und wird ihr Haus wohl bestellen."
"Liebst du Kinder?" fragte er und schlich verhalten schnurrend hinter ihr her.
"Sehr", antwortete sie, und er war sicher, daß sie die gemeinsame Brut wohl hüten werde.
"Und wie hältst du es mit der Religion?"
Da miaute sie so lieblich, daß er von ihrer Stimme auf deren Schulung an Choräle und gregorianischen Chören schloß und augenblicklich um ihre Hand anhielt.
Nachdem sie ihm sieben allerliebste Kätzchen geboren hatte, fand er die Nachricht vor, daß sie nach getaner Pflicht nunmehr zur Selbstverwirklichung schreite, er möge die Pflege der Brut übernehmen oder seine noch rüstige Mutter damit beauftragen, zumal sie sich, wie sein Beispiel lehre, in diesem Handwerk bestens bewährte.
Der Kater wälzte, da er zu den Intellektuellen im Lande gehörte, sofort die einschlägige Literatur. Aber seltsam – nicht bei Aesop, bei Luther nicht und Lessing, fand er etwas, das Schlüsse auf das Sozialverhalten weiblicher Tiere im allgemeinen und in diesem besonderen Falle zuließ.

Aus: Weit sind die Wege, Frauenbilder der Zeit


Geboren und aufgewachsen in Plettenberg, Abitur in Altena, dann Ausbildung als Schauspielerin und dreijähriges Engagement an den Städtischen Bühnen Dortmund. Heirat und Familie, nebenbei schriftstellerische Tätigkeit. Nach dem frühen Verlust des Ehepartners Studium an der Pädag. Hochschule in Dortmund mit dem Schwerpunkt Germanistik, Geschichte und Theaterpädagogik. Abschluß als Diplom-Pädagogin und Lehrerin für Grund- und Hauptschule. Anschließend Tätigkeit an der Hauptschule Medebach. Nebenher schriftstellerische Arbeiten.

Weit sind die Wege. Frauenbilder der Zeit. Ingrid-Lessing-Verlag: Dortmund 2001.

Anna will leben, leben will sie. Eigenverlag: Winterberg 1999.
Es spukt im Kaufhaus. Kinderbuch. Fischer: Göttingen 1975.

Erzählungen für Kinder, erschienen in verschiedenen Tageszeitungen.
Theaterrezensionen für Tageszeitungen
Kurzprosa, erschienen bei Graberg und Görg, Frankfurt.
Schriftstellerische Umsetzung von Berichten rußlanddeutscher Frauen. Druck und Vertrieb: Geschichtsverein Medebach und Info-Dienst Deutsche Aussiedler.
Gedanken zur Bedeutung der Quirinius-Kapelle in Niedersalwey. Essay. In: Auf den Spuren der Zeit. Hg: Christine-Koch-Gesellschaft: Schmallenberg 1999.

Auskunft Autorin, Eigenrecherche

Aktualisiert 01.07.2021