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Alfons Huckebrink


Alfons Huckebrink © Sarah Koska
Alfons Huckebrink
1953
Emsdetten
Laer
Emsdetten, Münster, Hamm
Hellweg, Münsterland, Westfalen komplett
Prosa, Lyrik, Kritiken
Zur Wieske 20
48366 Laer
02554-3099719

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

Pressebild(er)

Alfons Huckebrink © Maria Große Schönepauck
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Alfons Huckebrink © Maria Große Schönepauck
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Arbeitsproben (6)

 

DAS SPRACHEMPFINDEN

An lauen Sommerabenden
auf dem Altan sitzend:
Liebend gern lausche ich
dem Gespräch der Vorübergehenden:

Manche Sprachen erkenne,
manche errate ich.
Manche Sprachen erstaunen,
manche verzaubern mich.

Auf gut Deutsch meint es
wohl dies: Hereinspaziert, die ihr
wortbrüchig und versprochen seid!

Aus: Sombrerogalaxie (Gedichtband)


ZWEI NEUE BÜCHER VON PAUL NIZON

Protokolle einer Ich-Erschaffung
Von Alfons Huckebrink

Der Schriftsteller Paul Nizon (geb. 1929) hat nie im Zentrum des Literaturbetriebs gestanden. Das liegt zum einen an seiner Desertion aus der Schweiz in die Weltstädte: Seit 1977 lebt er ganz in Paris. Zum anderen ist seine Art zu schreiben gewiss nicht an ein Massenpublikum
gerichtet. Wer das eigene Ich – den "Speicher der Erinnerung" – schreibend
ausbeutet und seinem In-Sich-Gehen beharrlich über die Jahre hinweg zum
eigenmächtigen Ausdruck verholfen hat, wird sich mit dem Mangel an öffentlicher Aufmerksamkeit abfinden müssen. Nizon hat auch nie den Anschein zugelassen, als habe er darunter gelitten. Das auf vier Bände angelegte Journal "Die Erstausgaben der Gefühle" ist der Roman eines künstlerischen Werdegangs. Der erste Band umfasst die Jahre 1961 bis
1972. Aus über 1000 vorgefundenen Seiten gewann Herausgeber Wend Kässens
ein Destillat, das die zielgerichtete Ich-Erschaffung Nizons zum Künstler und freien Schriftsteller nachvollziehen lässt. Eine solche Existenz speist sich aus vielen zusammenfließenden Quellen, die in dem Buch wortreich sprudeln: Nizons Freundschaft zu Elias Canetti, Briefwechsel mit
Lektoren, des Geldes wegen eingegangene Kompromisse, das Hohelied auf die Weltstädte (Rom, London, Paris), Diskussionen mit dem Schweizer Marxisten Konrad Farner über die bewusste Zeitgenossenschaft des Künstlers oder das Heraufbeschwören der ersten, kindlichen Liebe. Eine besondere Rolle spielt das ambivalente Verhältnis zu Frisch und Dürrenmatt, den beiden "Großen" der Schweizer Nachkriegsliteratur. "Alle Touristen haben etwas Schafsköpfiges, nicht nur Verlorenes, sondern ausgesprochen Dümmliches, vor allem in den Augen der Ansässigen." – Dem Befremdetsein des Europäers auf der Reise spürt Nizons jüngstes Buch "Abschied von Europa" nach. Der schmale Bericht über einen bereits 1975 stattgefundenen Besuch Südostasiens kultiviert den Gestus des Staunens, also eine Offenheit, die dem modernen Reisenden sonst abgesprochen wird. Es ist ein kindliches Staunen, dessen Voraussetzung die Anerkennung eigener (europäischer) Begrenztheit ist: "Sumatra gehörte zu fernen Geographiestunden." Das Eintauchen in das "Original einstiger Bilderbuchbreiten" konfrontiert Nizon mit "saunahöllischer Hitze" und "den teuflisch schöngrünen Landschaften". Erschütternder aber als die schleichende Paralyse der Physis ist die Wahrnehmung fremden Lebens als etwas, das mit nichts an die Eigenwelt der Erfahrungen und Gefühle anschließt, ja diese als fiktiv erscheinen lässt, gar unterhöhlt. Unerträglich für einen Dichter wie Nizon, dem das Eigene nicht nur zivilisatorische Gewissheit, sondern Grundlage künstlerischer Existenz ist. Deshalb sucht er Heilung in der Erprobung einer Gegenoptik, die in den Fremden Menschen mit verwandten Bedürfnissen und Empfindungen sieht. Ausgerechnet im Angesicht eines hundertjährigen Alten, der in seiner Jugend noch Menschenfleisch gegessen haben soll, probiert er sich als Gedankenleser: "... es waren nicht viel andere Gedanken, als wir sie haben, alltägliche verschmitzte gutmütige Gedanken." Eine Sichtweise, die sich spekulativ erschöpft und ihn aus seiner Verwirrung nicht erlöst. Ein "Abschied von Europa" ist nicht möglich.


ERSTER GRIFF IN BITTERSCHULTES HÄNGEREGISTRATUR

Mappe: Premieren

Fundstück: Läßliche Sünden

Ich kann mich noch lebhaft an meine erste Beichte erinnern. Die Absolution galt als Eintrittskarte für die Feier der Erstkommunion mit den vielen Geschenken. Im Religionsunterricht wurden wir sorgfältig auf das große Ereignis vorbereitet. Wir selbst waren bald auch Feuer und Flamme. Im Mittelpunkt unseres frommen Eifers stand die Gewissenserforschung. Schließlich heißt es nicht umsonst Bußsakrament. Deshalb war aller Eifer wohl auch ein Versuch, das heimliche Gruseln zu unterdrücken, das wir bei dem ganzen Prozedere empfanden.
Wir erfuhren indessen bald: Das Ausmaß der Buße stand in einem berechenbaren Verhältnis zur Schwere der Sünden. Zwischen den läßlichen Sünden und den Todsünden tat sich ein tiefer Graben auf. Der klaffte nach dem Tod und trennte die Spreu der armen Seelen vom Weizen der Erwählten. Nach meiner Erinnerung war es so: Läßliche Sünden heißen so, weil sie einem nach einer gewissen Zeit der Reinigung im Fegefeuer erlassen werden. Todsünden, weil einer, der eine solche begangen hat, unweigerlich und ohne Aussicht auf Begnadigung in die Hölle geschickt wird, wenn er stirbt, bevor er Gelegenheit zu Reue und Vergebung in der Beichte bekommen hat. Weswegen man den zum Tode Verurteilten früher auch immer eine letzte Chance zur inneren Umkehr vor der Hinrichtung einräumte.
Die Gewissenserforschung betrieben wir nach den zehn Geboten. Bei einigen Geboten ließen sich leicht ein paar Sünden auftreiben. Ich habe gelogen zum Beispiel. Reiche Auswahl. Dazu Verfehlungen wie Naschen oder Lügen: Kein Problem. Andere Gebote kamen von vornherein noch nicht in Betracht. Wie das fünfte: Du sollst nicht töten. Somit auch kein Problem für uns. Oder das erste: Du sollst keine fremden Götter neben dir haben. Dessen Sinn hatte ich lange nicht verstanden. Bis mir Meiners, der neue Kaplan, den guten Tip mit den Beatles gab. Heute weiß ich, daß er auf die Abgötterei anspielte. Damals glaubte ich, es sei wegen John Lennon. Weil der mal behauptet hatte, die Beatles seien prominenter als Jesus Christus.
Ziemlich ratlos saßen wir indessen vor dem 6. Gebot. Allein die Ausdrücke - Unkeuschheit, Unzucht - ließen uns das Schlimmste ahnen, weckten aber gleichzeitig in uns eine nicht mehr zu beschwichtigende Neugier auf verbotene Lust. Auch ließen die Gewissenserforschungsfragen bedeutsame Rückschlüsse zu. Wir kannten schon Zucht und Ordnung. Woher sollten wir aber damals wissen, was Unzucht genau ist? Interessiert entnahmen wir nun dem Beichtspiegel, daß man es jedenfalls auf die unterschiedlichste Art und Weise tun konnte. Allein oder mit anderen. Mit Eltern, Geschwistern, Freunden. Selbst mit Tieren ging es, wie eine Erforschungsfrage unterstellte. Im Geiste ging ich verschiedene Tiere durch. Da ich mit dem Begriff Unzucht noch nicht allzu viel verband, blieb diese Eignungsprüfung aber Spekulation. Auf jeden Fall schienen mir Haustiere dafür eher in Frage zu kommen als wild lebende. Das alles regte unsere Phantasie an, und wir lasen die heiklen Fragen immer wieder, lernten sie auswendig. Als reale Sünde lag das alles für uns noch in weiter Ferne. Dachten wir.
Ich griff einen weiteren Tip des Kaplans auf und fertigte mir einen Sündenzettel an, weil ich befürchtete, in der Beichte den Faden zu verlieren. Das Papier mußte man natürlich stets gegen neugierige Blicke abschirmen. Als der große Tag gekommen war, ging ich aufgeregt, aber bestens präpariert zur Kirche. Im Beichtgestühl war es jedoch so dämmerig, daß ich gerade mal hinter der Sprechmembrane Pastor Löbbels lila Stola und darüber dessen fleischige Wange erkennen konnte. Die Sündenliste sollte mir in der Düsternis nicht weiterhelfen. Da ich damals bereits ziemlich gut auswendig lernte, spulte ich mein Sündenregister aus dem Gedächtnis ab, bereute aufrichtig und erbat Vergebung nach der gelernten Formel. Ich freute mich über mein Ego-te-absolvo, hörte mir ein paar laue Ermahnungen an und kam mit jeweils zehn Vater-unser und Gegrüßet-seist-du-Maria davon, die ich im Kirchenschiff bußfertig abbetete. Mein Freund hatte wesentlich länger zu tun, was ich zufrieden registrierte. Danach ging ich erleichtert und wie von einer großen Last befreit nachhause. Ich badete, achtete angestrengt darauf, reinen Herzens zu bleiben, und hielt eine Zeitlang durch. Der Sündenschrieb ließ sich bei der nächsten Beichte wieder verwenden und vereinfachte die Vorbereitung. Ein Blick auf den Zettel und mein Sündenbekenntnis stand. Ich faltete ihn sorgfältig und bewahrte ihn im Laudate auf.
Auf Dauer wurde es mir zu eintönig, immer wieder dieselben Vergehen abzuspulen. Ich überlegte, wie ich etwas Abwechslung reinbringen konnte, und reicherte die Liste um eine spektakuläre Sünde an. In der nächsten Beichte gestand ich ganz nebenbei, Unzucht betrieben zu haben. Das hätte ich besser nicht sagen sollen. Waren bisher alle meine Sündenfälle unkommentiert geblieben, fiel mir nun mein Beichtvater hüstelnd ins Wort und stellte allerlei bohrende Fragen. Er wollte es ganz genau wissen und schnappte nach Luft. Also wann, wer dabei gewesen wäre, zuhause oder wo sonst? Ich geriet ziemlich ins Schwitzen, da ich gleich bemerkte, er würde sich mit meinem simplen Geständnis ‚Ich habe Unzucht getrieben‘ nicht abspeisen lassen. Bis heute rätsle ich, ob er glaubte, einem veritablen Skandal auf der Spur zu sein, oder ob er sich an der ganzen Sache selbst berauschte. Auf seine Fragen antwortete ich nicht oder klang wohl reichlich verwirrt, was seine Wißbegier noch mehr anstachelte. Hast du unkeusche Filme gesehen? Unkeusche Bücher angeschaut? Was sollte ich sagen? Ich war mir doch keiner Verfehlung gegen das ominöse Gebot bewußt. Dann jedoch mußte ich an die Neckermann-Kataloge denken, in denen wir uns immer die Miederwarenseiten anschauten und in der Sommerausgabe die neuen Bademoden. All die Modellbüsten mit durchschimmernden Warzen. Die hochgereckten Hintern in weißer Seide oder schwarzer Spitze, bei denen uns die Augen aus dem Kopf traten. Ich zappelte ganz schön. Auch weil ich Angst hatte, er würde trotz des Beichtgeheimnisses meine Eltern informieren. In der Bedrängnis fiel mir endlich eine rettende Formulierung aus dem Beichtspiegel ein. Ich antwortete: In Gedanken. Das ist wohl die Einstiegssünde bei diesem Gebot. Die Auskunft stellte Pastor Löbbel offensichtlich zufrieden und brachte mir eine Rüge ein. Ich wurde mit einer gegenüber meinem Standard leicht erhöhten Buße entlassen und hielt mich fortan streng an die bewährte Liste auf meinem Sünden-Zettel.
Später wurde uns vieles klarer. Dann nahmen wir statt der Versandhauskataloge Groschenheftchen und tauschten bestimmte Bücher untereinander. Titel wie Lady Chatterley‘s Lovers. Bücher also, die man beim Lesen im Bett - im Unterschied zu den schweren Katalogen - bequem mit einer Hand halten konnte. Aber da gingen wir schon nicht mehr zur Beichte.
Heute lächeln wir über unsere Bauchschmerzen von damals. Die Sünde ist der Beliebigkeit gewichen. Aber dafür gibt es auch keine Vergebung...

Aus: Wie Thomas Bitterschulte sich von seinem Daseinszweck verabschiedete


ZWISCHENSTAND

In einer Ecke ihres Schulhofes
kicken
Dennis, Jörg und Sven
aus der sechsten Klasse
mit einem abgenutzten Tennisball
gegen
Kerem, Ali und Necmettin.

Während
die deutschen Jungen
als Borussia Dortmund
auflaufen
streiten ihre Gegner
immer noch
um Besiktas oder Galatasaray.

Zählten wir
alle Pausen beisammen
stünde es - etwa -
zwölf zu elf
für Schwarz-Gelb
und eins zu null
für ihre Freundschaft.


SCHLAFSTADT

über mondlichtbeladenen
dächern / lungern
spitze träume / sprechen
den katzen mut zu.

darunter erzählt eine soap-box
den angeschmierten sie seien
noch nicht
maustot.

daß sie leben wollen
erzählt ihnen niemand.


Aus: DIE KUNST DES ERINNERNS UND DER 8. MAI 1945

Erinnerung ist zwar eine persönliche, aber keine private Angelegenheit. Wir sprechen schon eine ganze Weile, ohne den Begriff bisher benutzt zu haben, auch von Erfahrungen, welche durch Vergangenheit und das Erinnern an sie ermöglicht werden. Durch sie wird Vergangenheit "erfahrbar" gemacht. Auch für andere. Denn Erfahrungen können verglichen werden, da die ihnen zugrunde liegenden Erlebnisse in einen historisch-sozialen Zusammenhang gebettet sind. Erfahrungen können weitergereicht werden. Erfahrungen können und sollen zu Konsequenzen für Gegenwart und Zukunft führen. Sie sind das Geschiedene aus dem Ungeschiedenen der Vergangenheit. Damit werden sie zur Vermittlungsebene zwischen persönlichem und öffentlichem Erinnern. Durch die Geschiedenheit der Erfahrung wird unser Prozeß der Erinnerung, der auf unser persönliches Erleben gerichtet ist, zu einem Vorgang, dem auch eine politische Qualität innewohnt, was im Grunde nur besagt, als daß sich um ihn Interessenten bemühen, deren Motivation außerhalb unserer Person gründet. Deren Interessen können - sind es zumeist auch - durchaus widersprüchlicher Natur sein, ihre Einflußnahme auf uns von wechselnder Bedeutung. Erinnerung und ihre daraus resultierenden Erfahrungen müssen vermittelt werden. Aus dieser Vermittlung oder diesem Abgleich erwachsen eine oder mehrere öffentliche, besser kollektive Erfahrungen, die jeweils durch einen oder mehrere Konsense wesentlich bestimmt sind und sich eben dadurch gegeneinander abheben. Es entstehen Parteiungen. Diese kollektiven Erfahrungen unterliegen - wie die persönlichen auch und im Idealfall in gegenseitiger Durchdringung mit ihnen - Veränderungen in ihrer Bewertung, die zu einer Revision eines zu einem früheren Zeitpunkt erstellten Bildes von kollektiver Gültigkeit, das wir auch Geschichtsbild nennen dürfen, führen können. Der gesamte, vor einigen Jahren heftig geführte Streit unter Historikern, aber eben nicht nur unter ihnen, stellt sich uns in dieser Sicht als ein Versuch dar, die Diskussion um eine Neubewertung der nationalsozialistischen Verbrechen in Gang zu bringen, mit der Intention, bisher gültige Verdikte zu relativieren, die politischen Diskurse der Gegenwart um einige "Altlasten" zu entsorgen und politische Planungen von einigen Rücksichtnahmen zu befreien. Ob und wie rasch diese Zielsetzungen erreicht werden können, ist abhängig auch davon, auf welchem Niveau die Kunst des Erinnerns inzwischen von uns ausgeübt wird. Geschichtswissenschaft, mehr noch die öffentliche Übersetzung und Bewertung ihrer Forschungsergebnisse, ist auch damit befaßt, persönliche Erinnerung und Wertung in Einklang zu bringen mit einem intentional gewirkten oder revidierten Geschichtsbild.

In: Morgens brauchte man nicht mehr mit 'Heil Hitler' zu grüßen


Geboren am 20. Februar 1953 in Emsdetten. Sohn eines Textilarbeiters. Nach dem Abitur studierte Alfons Huckebrink Germanistik, Geschichte und Sozialwissenschaften in Münster und Bochum. Literarische und journalistische Arbeiten schon als Schüler und Student. Im Schuldienst des Landes NRW ist er an verschiedenen Orten tätig gewesen, zuletzt an einer Gesamtschule in Hamm (Westfalen). Schwerpunkte dort neben dem Fachunterricht vor allem Medienarbeit (Video- und Radioproduktionen). Seit 1994 Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS-Bezirksgruppe Münsterland, von 2005 bis 2008 Sprecher des Bezirks Münster/Münsterland) und Mitglied in der Internationalen Peter-Weiss-Gesellschaft (IPWG). Zur Zeit u.a. als Leiter einer Schreibwerkstatt beim Diözesanbildungswerk in Münster tätig, März bis September 2011 Leiter einer Schreibwerkstatt "Soziale Arbeit schreibt Geschichte(n)" beim Erzbistum Köln für Leiter von Jugendgruppen. Zusammen mit dem Schriftsteller Frank Lingnau gründete er 1995 das "Büro für intermediale Kunst. transit e.V.", dessen Vorsitzender er seitdem ist. Mehrjährig zahlreiche Vorträge zu Autoren und Persönlichkeiten wie Herta Müller, Bertha von Suttner und Durchführung zahlreicher Schreibwettbewerbe für Kinder, u.a. in Zusammenarbeit mit Stadtbibliotheken in Dülmen, Oelde, Warendorf, Gladbeck. Regelmäßige Beiträge im Feuilleton der Tageszeitung 'Neues Deutschland' sowie in der Literaturzeitschrift 'Am Erker'.

2023: 2. Platz bei 36. Recklinghäuser Literaturnacht der Autoren und Autorinnen
2005: Reisestipendium des Auswärtigen Amtes nach Kaliningrad

Wortentbrannt. 100 Kürzestgeschichten. Longinus: Coesfeld 2021.
Wie Thomas Bitterschulte sich an der Kunst verschrieb. sonderpunkt: Greven 2018.
Leichter gesagt. 101 neue Kürzestgeschichten. sonderpunkt: Münster 2016.
Gelinde gesagt. 99 Kürzestgeschichten. sonderpunkt: Münster 2012.
Königsberger Küsse. Roman einer Reise. sonderpunkt: Münster 2008.
Wie Thomas Bitterschulte sich das Leben neu erfand. Roman. sonderpunkt: Münster 2005.
Wie Thomas Bitterschulte sich von seinem Daseinszweck verabschiedete. Roman. agenda: Münster 2002.

Somberogalaxie. Gedichte. sonderpunkt: Münster 2010.
Übergangswetter. Lyrik. Mauer: Rottenburg/N. 1998.
Beobachtungen an frühen Januartagen. Gedichte 1990-1993. Kirchhausen: Hildesheim 1994.

Müde Krieger. Schauspiel in 5 Akten. Elsinor: Coesfeld 2022.

www.autor-des-eigenen-lebens.de

Unterwegs zum Selbstsein. Beweggründe des Reisens. Gem. mit Gudula Ritz. sonderpunkt: Greven 2020.
Literarisches Schreiben als Handwerk. Themen und Techniken für Schulen und Schreibwerkstätten. Gem. mit Frank Lingnau. Daedalus: Münster 2020.
Autor des eigenen Lebens werden. Eine Anleitung zur Selbstentwicklung. Gem. mit Gudula Ritz-Schulte. Kohlhammer: Stuttgart 2012.
Morgens brauchte man nicht mehr mit 'Heil Hitler' zu grüßen. Deutsch-russische Erinnerungen. agenda: Münster 1996.

in Auswahl:
ortsdurchfahrt (Langgedicht). In: 36. Recklinghäuser Literaturnacht 2023. Texte der Endrunde. Hrsg. von NLGR e.V. BoD: Norderstedt 2023.
Der Handlanger. Erzählung. In: Am Erker 80, 2021.
Schöttlers Abgang. Prosa. In: Am Erker 76, 2018.
33 upm oder der nachmittag als ich RUBBER SOUL erstand. Lyrik. In: My Generation. Poesiealbum neu. Herbstausgabe 2018.
Hammer Elegie. 9 Miniaturen über das gebeutelte Leben. In: Seitenweise Hamm. Stadtbüchereien Hamm: Hamm 2010.
Verflüchtigt im Neruda-Dreieck. Über Pablo Nerudas Häuser. In: Am Erker 57, 2009.
Völkische Beobachtung (u.a. Gedichte) In: Weltbilder Kosmopolitana. Anthologie. Lyrik- & Grafik-Wettbewerb 2001. Hrsg. von Necati Mert. Die Brücke: Saarbrücken 2002.
Blutorangen oder die Rekonstruktion der Geheimnisse. Vorwort. In: Von Blatt zu Blatt. Gedichte. - Yaprak. Siir. Molla Demirel. Anadolu: Hückelhoven 2001.
Hofberichterstattung. Erzählung. In: Bei Anruf Poesie. Das LiteraturTelefon der Stadt Münster 1979-1999. Ein Lesebuch. Hrsg. von Iris Nölle-Hornkamp. Ardey: Münster 1999.
Bünkers Band. Erzählung. In: Am Erker 36/1998.
Nachdichtungen von Gedichten des finnischen Autors Jorma Etto. In: Literaturtelefon der Stadt Münster 1998.
Diogenes in der Fußgängerzone. Gedicht. In: Hinter den Glitzerfassaden. Stimmen für Arbeit und Gerechtigkeit. Hrsg. von Klaus Zwickel. Schüren: Marburg 1988.

Tagträumer und Nachtschwärmer. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2023.
Vom Frieden. Texte westfälischer AutorInnen. Mitherausgeber. Elsinor: Coesfeld 2023.
Himmelsstürmer. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2022.
Abenteuertage. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2021.
Affenzirkus. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2020.
Scherbenhaufen. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2019.
Hahnenkampf. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2018.
Teufelswerk. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2017.
Himmel und Hölle. Das Beste aus 15 Jahren Schreibwerkstatt. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2016.
Papierflieger. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2015.
Intercity München-Amsterdam. Niederländisch-deutsche Verbindungen'. Mitherausgeber. sonderpunkt: Münster 2015.
Spurensuche. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg 2014.
Nachtschwärmer. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2013.
Gratwanderung. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2012.
Finderglück. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2011.
Haltestellen. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2011.
Grenzlicht. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2009.
Schattenspringer. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Edition Wasserburg: Kleve 2008.
Dorfkirmes. Eine Anthologie Mitherausgeber. Edition Wasserburg:, Kleve 2007.
Nachtpost. Eine Anthologie. Gem. mit Frank Lingnau. Edition Wasserburg: Kleve 2006.
Aus dem Vollen schöpfen. Eine Anthologie. Mitherausgeber. Diözesanbildungswerk: Münster 2005.
Aus der Reihe tanzen. Eine Anthologie. Mitherausgeber. dialog: Münster 2004.
Aus freien Stücken. Eine Anthologie. Mitherausgeber. dialog: Münster 2003.
Aus den Augen verlieren. Eine Anthologie. Mitherausgeber. dialog: Münster 2002.
Aus heiterem Himmel. Eine Anthologie. Mitherausgeber. dialog: Münster 2001.
sechskommanull. Texte der Münsteraner Literaturmeisterschaft 1996-1998. Gem. mit Frank Lingnau. agenda: Münster 1999.

Interviews:
Manches ist in seiner Weltsicht unfreiwillig komisch - Ein Interview mit Enno Stahl über die Relevanz der deutschen Gegenwartsliteratur. Gem. mit Frank Lingnau. In: Am Erker 68, 2014.
Ich denke viel über Übergänge nach. Ein Interview mit der Schriftstellerin Jenny Erpenbeck. Gem. mit Frank Lingnau. In: Am Erker 61, 2011.
Bei einem richtigen Künstler geht es um den ganzen Einsatz. Ein Interview mit dem Schriftsteller Paul Nizon. In: Am Erker 56, 2008.

Auskunft Autor

Aktualisiert 15.11.2023