Arbeitsproben (5)
VOR ULTIMO
Ach, wie traurig bin ich, wenn der
Monat sich so lang hinzieht.
Jeder Blick auf den Kalender
geht mir heftig ans Gemüt.
Jedes Mal wünsch ich, er melde,
dass vorbei die Trauerfrist,
weil am End von meinem Gelde
meist viel Monat übrig ist.
Ich werd zum Kalenderhasser,
wünsch das Monatsende mir.
Solang geht der Krug zum Wasser,
dann erst gibt es Geld für Bier.
IM KONZERTHAUS
Selten war das Haus so voll,
keine Karte mehr zu haben.
Publikum drängelt wie toll,
sich an der Musik zu laben.
Nicht ein Sitzplatz ist mehr frei,
den Veranstaltern zur Freude;
denn die schätzen Drängelei
in dem hehren Kunstgebäude,
was kein Wunder bei dem Umsatz.
Doch, zum Glück, bei dem Event
gibt’s für mich noch einen Stehplatz;
denn ich bin der Dirigent.
GEFAHREN DES ABNEHMENS
Ihr Frauen, die ihr rundlich die Entscheidung traft,
rasch abzunehmen, hört: das geht nicht ungestraft;
denn selbst, wenn ihr dies eines Tages wirklich schafft,
vielfältig bleibt die Haut zurück, ganz ungestrafft.
DER LORELEIERMANN AM DORTMUND-EMS-KANAL
Ich weiß nich, watt soll datt bedeuten,
datt ich heut so bedröppelt bin.
Weil, Schtorries aus uralte Zeiten
die passen hier einfach nicht hin.
Es iss gahnich kühl, nich mah dunkel,
wien Plättbrett liechter Kanal.
Hier giptatt kein Sagengemunkel,
nur ’n Schrebergaatenlokal.
Da ohm, auffe eiserne Brücke,
spielt traurich ein Leiermann,
weißhaarich un mit eine Krücke.
Der singt nich, fleicht weilers nich kann.
Ne Paddlerin (Iss die kolone?
Die Perle spinnt wohl total!),
die paddelt da nackich, ganz ohne
Klamotten, rum aufem Kanal.
Der Leiermann kann sich nich halten,
springt runter, alzer datt sieht.
Da merksse, wie aunoch die Alten
datt Weibliche ewich anzieht.
Un, kannze mah sehn, sonne Tussi,
wattie alle anstellen kann.
Doch aussem Kanal rausholn muss sie
gezz den Loreleiermann.
DER WASSERHAHN
Es gippt manche Hähne, die krähn aufem Mist
und andre, den sowatt ganz unmöchlich ist.
Die heißen genau so, drum komm ich da drauf.
Beim Aufdrehn fließt Wasser, beim Zudrehn hörts auf.
Und son Ding happ ich inne Küche zu Haus,
bloß kommta seit gestern kaum Wasser mehr raus.
Erss dachtich, da wär fleicht der Zulauf verstopft.
Mein Rumknüstern half nich, mein Wasserhahn tropft.
Der tropft, oppich aufdreh, ob halb oder zu,
passiert eimfach nix, wattich immer auch tu,
ob vorsichtich wackeln, ob rütteln wie toll,
er macht watter will und tut nich watter soll.
Watt ich auch versuch mitte Zange und so,
iss alles fürm Eimer, iss alles fürm Klo.
Watt happ ich gebogn und gedreht und geklopft.
War alles vergehms; denn mein Wasserhahn tropft.
"Alles fließt." hat mah irnt so ein Grieche gesaacht
(bei dem hat wohl niemals die Leitung versaacht).
Watt nützt mir son Wort, iss die Röhre verstopft?
Mein Wasserhahn fließt nich, mein Wasserhahn tropft.
Vita
Geboren am 13. September 1939 in Dortmund. Kinderjahre von 1941-1949 in Masuren und Niedersachsen. Bis 1959 Schulbesuch, danach Arbeit als kaufmännischer Angestellter in verschiedenen Regionen, Positionen und Unternehmen. Seit 1962 glücklich verheiratet, seit 1965 Vater, seit 1995 Großvater, seit 1996 im Ruhestand. Veröffentlichungen ernster, heiterer und satirischer Gedichte und Kurzgeschichten. Preisträger mehrerer Literaturwettbewerbe.
Lyrik
Kleines Trink- und Trostbüchlein. Gedichtband. Wendepunkt: Weiden 2010.
Kinder-& Jugendbuch
Das Wusel und der Schneemännerfressende Drache. Kinderbuch in Versen. Illustriert. Linnepe Verlagsgesellschaft: Hagen 1991.
Internet
Gedichte im Internet unter www.ruhrkunst.de und www.jokers.de (Gedichte-Datenbank).
Sonstige Medien
Heute lebe ich. In: Na bitte. CD. Brodowy & Gerhard: o.O. 2005.
Anthologie
Beiträge in:
Von Fluchten und Wiederfluchten. Geest: Vechta 2017.
Wenn das rauskommt ... Schreiblust: Dortmund 2017.
Die stille Jagd nach Hindernissen. Geest: Vechta o.J.
Das Schwein hat blaue Augen. Schreiblust: Dortmund 2016.
Ihr Gedicht wird zum Lied. Choramo Musikverlag: Gundelsheim 2016.
Homepage. Asphaltspuren: Düsseldorf o.J.
Sommerfrühstück. Dorante Edition: Berlin 2015.
Weil ich John Lennon bin. Nicole Schmenk: Oberhausen 2014.
Die Putzfrau des Dr. Apokalypse. Schreiblust: Dortmund 2014.
Schatten des Grauens. p.machinery: Murnau 2014.
Blutmond. p.machinery: Murnau 2014.
Best of SL. Schreiblust: Dortmund 2013.
Roboterliebe. Erik Schreiber: Bickenbach 2013.
Haller9 - Halloween. Literaturzeitschrift Haller. 2013.
Unter fremden Decken. Schreiblust: Dortmund 2013.
Terem in russischer Sprache. Sperling: Nürnberg 2013.
Terem Russische Märchen. Sperling: Nürnberg 2013.
Geheimnis. Asphaltspuren: Düsseldorf o.J.
Hexerei. Sperling: Nürnberg 2012.
Noch mehr Schoten. Schreiblust: Dortmund 2012.
Grimms Märchen Update 1.1. Machandelt: Häselünne 2012.
Nebel über der Niers. Mercator: Duisburg 2012.
Nur ein paar Augenblicke. Engelsdorfer: Leipzig 2012.
Glückwünsche die von Herzen kommen. Wendepunkt: Weiden 2011.
Meer der Träume. Wendepunkt: Weiden 2011.
Götter in Langeweile. Wendepunkt: Weiden 2011.
Kreaturen der Finsternis. vss-verlag: Frankfurt/M. 2011.
Trübsalkillerbuch. Wendepunkt: Weiden 2011.
Ein Hauch von Herbst. Wendepunkt: Weiden 2011.
Winterzauber-Weihnachtszeit. Wendepunkt: Weiden 2011.
BlackBox Germany 2011. Acheron: Leipzig 2011.
(M)ein Stein. Wendepunkt: Weiden 2010.
Schreibend träumen wir uns wieder. Jokers: o.O. 2009.
Aufgetischt. Wendepunkt: Weiden 2009.
Polkappenpen. Die letzte Scholle. TOMA-Edition: Bodolz 2009.
Wenn die Biiken brennen. Verlag 71: Plön 2009.
Ganz schön bissig. Schreiblust: Dortmund 2009.
'n paar Schoten. Schreiblust: Dortmund 2008.
Die Menschen am Fluss. Elbverlag: Magdeburg 2008.
Tango tanzen. Edition Dorante: Berlin 2008.
Bratpfannen-Geflüster. Wendepunkt: Weiden 2008.
Schwarze Büstenhalter. Edition ALFA: Portugal 2007.
Gefüllte Artischocken. Dorante-Edition: Berlin 2007.
Nacht-Anthologie. Geest: Vechta 2007.
Momente und Landschaften. Dorante-Edition: Berlin 2007.
Best German Underground Lyriks. Acheron: Leipzig 2007.
Die Tyrannei von Feder und Flasche. Acheron: Leipzig 2006.
Wilhelm-Busch-Preis. Pendragon: Bielefeld 2004.
Quellenangabe
Auskunft Autor