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Eva Maaser


Eva Maaser © Barbara Schnitger
Eva Maaser
1948
Reken (Westf.)
Steinfurt
Reken, Münster, Steinfurt
Münsterland, Westfalen komplett
Prosa, Thriller/Kriminalroman, Kinder-/Jugendbuch
0176-54391172

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

Pressebild(er)

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Arbeitsproben (1)

 

Aus: DAS PUPPENKIND

Auf dem Rückweg von ihrem Besuch in der Pathologie war Knolle sehr still, er schaute angestrengt aus dem Seitenfenster. Rohleff fuhr diesmal, obwohl es besser gewesen wäre, wenn Knolle wieder das Fahren übernommen hätte - als Ablenkung. Sicher dachte er an das Kind, an das tote und vielleicht noch mehr an das ungeborene, das seine Frau erwartete.
Rohleff wehrte die Gedanken an Sabine ab, an die seltsame Verknüpfung, die sich aus dem Fall des toten Kindes mit seinen eigenen Problemen, mit Sabines Problem, abzuzeichnen begann.
Ein Assistent hatte sie in einen gekachelten Raum geführt, es roch nach Desinfektionsmitteln, soweit entsprach der Besuch ihren Erwartungen. Auf einer Bahre wölbte sich ein Tuch über einem kleinen Gegenstand. Der Assistent riß das Tuch herunter und enthüllte das Kind.
"Deswegen kommen Sie doch wohl?"
Rohleff sah, wie Knolle sich schlagartig verfärbte und zu würgen begann, mit der Hand vor dem Mund rannte er nach draußen. Nicht, daß sich ihm nicht auch der Magen umdrehte. Er hatte sich nur fester im Griff als der werdende Vater.
Der Assistent starrte verblüfft dem Davonrennenden nach.
"Wenn ich gewußt hätte, daß ihr so zart besaitete Knaben bei der Kripo habt, hätt' ich ja vielleicht ein paar vorbereitende Sätze gesagt. Kein Blut, keine Eingeweide in der Schale, nicht aufgequollen, nicht zerfetzt oder zersägt, keine Verwesung, stinkt nicht. So was Hübsches, wenn auch tot, und da kotzt der schon. Hoffentlich kommt er noch rechtzeitig aufs Klo, unsere Putzfrauen haben mit unseren normalen Sauereien genug zu tun."
Schon nach dem ersten Satz hatte Rohleff die Ohren auf Durchzug geschaltet und schaute sich das Kind an. Die seidigen Locken, das liebliche Lächeln, beides unverändert, vom Brustbein abwärts klaffte der Leib auseinander.
Seine Schwester und er hatten früher Puppendoktor gespielt und einmal eine von den Puppen mit dem Tranchiermesser aus der Küche aufgeschnitten, es war eine teure Puppe gewesen, Celluloid von Schildkröt. Es hatte Ohrfeigen gesetzt. Später hatten sie den Schnitt mit Heftpflaster zugeklebt. Dieses Kind sah wie die Puppe aus. Ein festgefrorenes Lächeln, künstlich, unmenschlich angesichts der Verwüstung des Leibes. Etwas wie Werg lag neben der ausgeräumten Bauchhöhle.
Er spürte einen bittersauren Geschmack im Mund. Noch als er dagegen ankämpfte, betrat Sibylle Overesch, die zum Pathologenteam der Gerichtsmedizin gehörte, den Raum, er hatte schon bei einem früheren Fall mit ihr zu tun gehabt.
"Ich habe Ihren Begleiter auf dem Flur getroffen, er holt sich Zigaretten, wird aber bald wiederkommen." Sie lächelte nachsichtig und schickte den Assistenten mit dem Auftrag hinaus, vorbereitete Untersuchungsproben und die Kindersachen zu holen.
"Die meisten Leichen, die auf diesem Tisch gelandet sind, sahen weit weniger nett aus, und doch hat mich keine so entsetzt wie diese", erklärte sie.
Plötzlich konnte Rohleff in Worte fassen, was ihm seit zwei Tagen, seit dem ersten Blick auf das Kind, im Kopf herumspukte.
"So, wie es zugerichtet ist, erscheint es nicht mehr als Kind, sondern wie eine Puppe, ein Gegenstand."
"Es erstaunt mich, daß Sie das so empfinden, daß Sie überhaupt darüber nachdenken." Sie stutzte. "Entschuldigen Sie, das hätte ich nicht sagen sollen. Auch für mich ist es ein menschliches Wesen, das man seiner Menschlichkeit beraubt hat, es ist zu einem Objekt geworden."
"Wer tut so etwas und wozu?"
"Jetzt sind wir beim Thema, ich verstehe, erst habe ich gedacht ...", sie streifte ihn mit einem prüfenden Blick. "Um auf die zwei Fragen eine Antwort zu finden, ist es gut, festzustellen, was mit dem Kind gemacht worden ist."
Knolle kam wieder herein, unverändert bleich, er bemühte sich, vorerst nicht genau hinzuschauen.
Dr. Overesch wandte sich an ihn. "Rauchen Sie ruhig, aber holen Sie sich einen Aschenbecher, auf dem Tisch an der Wand steht einer."
Knolle zündete sich mit fahrigen Bewegungen eine Zigarette an, Rohleff wollte Einspruch erheben, ließ es dann aber, wedelte dafür mit der Hand, um den Rauch von sich weg in eine andere Richtung zu lenken.
"Einen vorläufigen Untersuchungsbericht gebe ich Ihnen mit, aber wir sind nicht fertig. Wir haben den Körper geröntgt und gesehen, daß es keine Knochenbrüche oder ähnliches gegeben hat. Damit ist ein Sturz mit Todesfolge auszuschließen. Sehr viel mehr können wir allerdings zur Todesursache gegenwärtig nicht sagen. Morgen kommt das Kind in den Computertomographen, vielleicht ergeben sich daraus Hinweise. Wie Sie sehen, sind die inneren Organe entfernt und durch Füllmaterial ersetzt worden, der Körper ist vollkommen ausgeblutet und eine Ersatzlösung mit konservierender Wirkung in die Adern gespritzt."
"Wie würden Sie das bezeichnen, was mit dem Kind geschehen ist. Eine Präparation?" Knolle drückte die Zigarette aus, steckte sich sofort eine neue an.
"Das könnte zutreffen, und es scheint alles sehr fachmännisch gemacht zu sein." Sie zögerte. "Ich hatte auch schon einmal einen einbalsamierten Toten hier. Einbalsamierung und Präparation decken sich in gewissen Bereichen, und in anderen unterscheiden sie sich."
"In welchen?" fragte Knolle, er schien sich langsam zu fangen.
"In der Oberflächenbehandlung. Sehen Sie sich die Haut des Kindes an. Eine sehr sorgfältige Arbeit."
"Sie meinen, Präparation hat mit Fell und Federn zu tun, Haut ist Sache von Leichenbestattern wie das Schminken von Toten?"
"Wir haben Proben von den Substanzen auf der Haut genommen, sie werden noch untersucht, ich gebe Ihnen davon welche mit für Ihre eigene Abteilung, falls Sie Nachuntersuchungen anstellen wollen, auch etwas von dem Füllzeug." Sie berührte die Wange des Kindes, drückte sie sanft. "Das Gewebe fühlt sich merkwürdig an, ich erhoffe mir Aufklärung durch die Computertomographie."
"Im Hals des Kindes und in der Nase steckten Pfropfen, hatte der Arzt festgestellt", sagte Rohleff.
"Die haben wir schon entfernt, aber ich glaube, in die Wangen wurde etwas eingespritzt."
"So etwas, was sich Frauen spritzen lassen, um Falten auszubügeln?"
"Ungefähr."
"Das hieße, daß das ursprüngliche Aussehen des Kindes ein anderes gewesen wäre, die Schminke muß man sich ja auch noch wegdenken."
"Styling", fiel Knolle ein, "wer macht so was?"
"Vielleicht liegt die Antwort auf Ihre Fragen in der Art, wie wir heute alles perfektionieren, auch uns selbst und unsere Vorstellung von Kindern."
"Das perfekte Kind?" fragte Rohleff.
"Perfekt, aber tot, scheint mir der pure Wahnsinn. Bleiben wir doch lieber bei den handfesteren Fragen. Erwürgen, ersticken, vergiften, könnte eine dieser Todesursachen nachweisbar Spuren hinterlassen haben?" erkundigte sich Knolle.
"Ersticken sicher nicht, da auch die Lungen entfernt worden sind, für ein Erwürgen fehlen Würgemale am Hals, sie könnten sich allerdings unter der Schminke verbergen, wir werden darauf achten. Manche Gifte hinterlassen Spuren im Blut, aber das fehlt uns ja, andere im Gewebe. Daneben existieren Gifte, die sich so schnell abbauen, daß sie über einen bestimmten Zeitpunkt hinaus nicht mehr nachzuweisen sind. Was diesen Fall betrifft, sind wir mit unseren Untersuchungen noch nicht weit genug für speziellere Angaben."
Als der Assistent mit den Proben und der Kleidung des Kindes zurückkam und die Ärztin Knolle ein paar Erläuterungen dazu gab, stand Rohleff unbeobachtet an der Bahre. Er streckte die Hand aus, wölbte sie, um den Kinderkopf, die Rundung des Schädels, zu umfassen, ein fast übermächtiges Verlangen schien wieder die Hand zu lenken. Er schrak zusammen.
Die Ärztin bestätigte das Alter des Kindes mit sieben bis acht Monaten, das sei am Knochengerüst und der Ausbildung der Zähne im Kiefer zweifelsfrei zu erkennen. Weniger präzise fiel die Auskunft über den wahrscheinlichen Todeszeitpunkt aus. Ein bis zwei Monate, vielleicht auch sehr viel länger zurückliegend. Durch den Einsatz konservierender Mittel schwer festzustellen.
Rohleff schaute ein letztes Mal das Kind an.
"Bis Mitte nächster Woche haben wir die Untersuchungen abgeschlossen", sagte Sibylle Overesch.


Geboren am 23. November 1948 in Groß-Reken. Studium der Germanistik, Theologie und Kunstgeschichte in Münster. 1972/74 Lehrerexamen. Arbeit als Restauratorin, Antiquitätenhändlerin und Lehrerin. Seit 1984 Wohnsitz in Steinfurt.

2006: Kulturpreis des Kreises Steinfurt
2001: Stipendium des Ministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport des Landes NRW (für: Der Paradiesgarten)

Das Wirtshaus in der Davert. Eine Geschichte in sieben Gängen, abgeschmeckt mit Rezepten von Björn Freitag. Waxmann: Münster 2012.
Die Rückkehr des Moorkönigs. Historischer Roman. Rütten und Loening: Berlin 2010.
Die Fehde der Königinnen. Historischer Roman. Piper: München 2009.
Die Astronomin. Historischer Roman. Rütten und Loening: Berlin 2004.
Der Paradiesgarten. Historischer Roman. Verlag Rütten und Loening: Berlin 2001.
Der Moorkönig. Historischer Roman. Verlag Rütten und Loening: Berlin 1999.

Der Clan der Giovese. Kriminalroman. Aufbau-Taschenbuch-Verlag: Berlin 2006.
Die Nacht des Zorns. Kriminalroman. Aufbau-Taschenbuch-Verlag: Berlin 2005.
Kleine Schwäne. Aufbau Taschenbuch-Verlag: Berlin 2002.
Tango Finale. Aufbau-Verlag: Berlin 2001.
Das Puppenkind. Aufbau Taschenbuch-Verlag: Berlin 2000.

Leon und der Schatz der Ranen. SchneiderBuch (Egmont-Verlag): München 2009.
Kim und das Rätsel der fünften Tulpe. Coppenrath: Münster 2008.
Leon und die Teufelsschmiede. SchneiderBuch. Egmont-Verlag: München 2008.
Kim und die Seefahrt ins Ungewisse. Coppenrath: Münster 2008.
Leon und der falsche Abt. Schneider: München 2008.
Leon und die Geisel. Schneider: Münschen 2008.
Kim und die Verschwörung am Königshof. Coppenrath: Münster 2007.

Lexikonbeiträge:
Westfälisches Autorenlexikon. Hrsg. von Walter Gödden und Iris Nölle-Hornkamp. Bd. 4: 1900 bis 1950. Verlag Ferdinand Schöningh: Paderborn 2002.

Auskunft Autorin, Eigenrecherche, Westfälisches Autorenlexikon. Hrsg. von Walter Gödden und Iris Nölle-Hornkamp. Bd. 4: 1900 bis 1950. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2002.

Aktualisiert 08.01.2024