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Doro May


Doro May © privat
Doro May
HenniLiz Borßdorff
Essen
Aachen
Aachen, Essen; Lesungen in ganz Deutschland
Regio Aachen, Ruhrgebiet, Westfalen komplett, Rheinland komplett
Prosa, Thriller/Kriminalroman, Kinder-/Jugendbuch, Sachbuch, Fantasy, Satire, Anthologie
Ja
Nekesstraße 2
52074 Aachen
0241-69989

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

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Arbeitsproben (1)

 

Aus: WINTERJUNGE 1

Ich hatte zwei Probleme.

Erstens: Ich wurde nicht braun. Da konnte man wohl nichts gegen machen.

Zweitens: Ich verliebte mich nicht.

Das Kratzen im Hals war über Nacht zu einem Kloß angewachsen. Dabei hatte ich am Samstag gar nicht so lange in der Kälte stehen wollen. Verdammter Mist! Jasper war nicht wirklich prickelnd gewesen. Andererseits hatte ich endlich mal ein Date mit einem Jungen gehabt. Aber der Abschied vor der Haustür. Oberpeinlich! Küssen war nicht mein Ding. Jedenfalls nicht mit dem.

Es blieb also dabei: Verlieben war nicht. 

Mit megamieser Laune schleppte ich mich ins Bad, sagte meinem Spiegelbild guten Morgen. Och nee! Ich sah total scheiße aus: zwei gelbe Fremdkörper neben der Oberlippe. Hätte ich Jasper doch bloß stehen lassen. Aber einfach Tschüss und ins Haus hatte ich nicht fertiggebracht. Das hatte ich nun davon: Ekelpickel! Ich machte mich sofort daran, sie in Clearasil zu ertränken.

Meine Stirn war ganz heiß und ich hatte Schüttelfrost. Ich muckelte mich in meine Daunenbettdecke ein. Es war jetzt im Moment schön, einfach nur krank zu sein. Ich schob alles, was Klassenarbeit und Test hieß, über meinen Gedankenrand.

Als ich spät abends aufwachte, ging es mir fürchterlich.

"Andrea hat vor fünf Minuten angerufen. Sie schickt dir etwas, damit du das Kranksein genießen kannst. Sie hat wirklich genießen gesagt – typisch Andrea."

Ich lächelte matt. Andrea war die krasseste Person, die ich in meinem vierzehnjährigen Leben kannte – und ein Päckchen von ihr war eine super Aussicht.

Am nächsten Morgen hatte der Kloß im Hals Gebirgsausmaße angenommen.

Meine Mutter hastete in die Apotheke, kaufte ein Antibiotikum und düste zur Arbeit.

In der Mittagszeit klingelte es an der Haustür.

"Ein Päckchen für dich. Du bist doch Lu Kranich?” Der Mann von der Paketpost drückte mir einen flachen Karton in die Hand. Ich unterschrieb, flüchtete ins warme Wohnzimmer und riss die Pappdeckel auf. Mein Blick fiel auf einen fliederfarbenen Briefbogen mit einem silbernen Rand.

Hallo du armes krankes Huhn,

ich wollte dir schon längst dieses Päckchen schicken. Hoffentlich geht es dir bald so gut, dass du mit der Arbeit loslegen kannst. Es eilt nämlich. Aber ich glaube, wir sind noch rechtzeitig. Dafür musst du dich aber ranhalten. Liebe Grüße – Andrea

Jetzt packte ich ein in Seidenpapier eingewickeltes Lebkuchenherz aus, auf dem in ebenso weißem Zuckerguss stand: Liebe ist kosmisch… Außerdem kamen sechs Bastelbögen zum Vorschein, auf denen kunstvolle Fachwerkhäuser in auseinandergeklapptem Zustand aufgedruckt waren. Sie hatten an den Rändern Falze zum Zusammenkleben und auf jedem Gebäude stand eine Zahl. Es sah nach ziemlich viel Arbeit aus. Auf jeden Fall kein Kleinkinderbastelkram – das erkannte man auf den ersten Blick. Im Geiste sah ich das Dörfchen schon auf meiner Fensterbank – passend dekoriert mit kleinen Tannenzweigen, Kiefernzapfen und Moos. Kitschig und wunderschön. Wunderschön kitschig. Ich kicherte in mich hinein, studierte die Bastelanleitung und legte ich sofort los.

Nachts wurde ich wach. Ich fand es merkwürdig hell, zwang mich, die Augen etwas weiter zu öffnen. Liebe ist kosmisch … Die Aufschrift auf Andreas Lebkuchenherz an der Wand strahlte mich regelrecht an. Ich und Liebe. Ausgerechnet!

Da wisperte jemand. Mir blieb das Herz stehen. Die Worte kamen nicht aus der Richtung des Elternschlafzimmers. Sie kamen – nein, das war nicht möglich. Ich hatte wieder Fieber. Da fiel mein Blick auf die Wand und ich erschrak, als ich die leuchtende Schrift auf dem Lebkuchenherz entdeckte.

Ich bekam die heftigste Gänsehaut meines Lebens. Fühlte mich wie elektrisiert. Leise stand ich auf, ging ans Fenster, schob den Vorhang ein Stückchen auf und blickte auf die Straße. Es war niemand zu sehen. Ich schaute auf das fertig dekorierte Winterdorf auf meiner Fensterbank. Da konnte ja wohl niemand reden. Plötzlich musste ich grinsen und dachte, ich sei halt übergeschnappt. So was sollte es ja geben. Ich klemmte die Haare hinter die Ohren und beugte mich über das Dorf. Durch den dünnen Stoff des Vorhangs kam gerade so viel Licht von einer Straßenlaterne, dass ich die Umrisse und den Marktplatz sehen konnte. Da stand ganz deutlich eine Eins auf einem der Häuschen. Um besser sehen zu können, ging ich mit meinem Kopf ganz tief über den Marktplatz. Da passierte es: Ich wurde angezogen. Unweigerlich, magnetisch, magisch. Mein Kopf wurde nach unten gezogen, als hänge mir jemand ein unglaubliches Gewicht um den Hals – Gegenwehr zwecklos. Ein Schwindel ergriff mich und dann ging alles ganz schnell. Der Boden schwand unter meinen Füßen, ich verlor die Kontrolle, es rauschte in meinen Ohren, ich überschlug mich und landete hart mit dem Hintern auf einem Holzfußboden.

"Scheiße!" Benommen blieb ich sitzen. Vor mir baute sich ein Mann in einem karierten Hemd auf. So ging also Halluzinieren. Langsam drehte ich meinen Kopf einmal nach links, dann nach rechts. Der Mann stand immer noch da.

"Mir wird schlecht."

"Das kommt schon mal vor. Wegen dem Dreh und der Plötzlichkeit, mit der es von statten geht. Ich bin der Schuster. Du bist in Nummer eins", sagte der Mann. "Merk dir das. Man kann nämlich nur durch das Haus zurück, durch das man gekommen ist. Verstanden?"

"Nee, ist klar!", stammelte ich. "Also, wie …?"

"Du musst um spätestens eine Minute vor eins wieder verschwinden – oder vierundzwanzig Stunden bleiben. Wie du willst. Alles klar?"

Der Schuster ging voraus in die Werkstatt. Ich zog die dicken Stricksocken an, die er mir hin hielt. Auch den riesigen Pullover und die Stiefel.

"Geh nur ins Dorf. Heute ist Nikolaus. Da ist mächtig was los bei uns. Aber vergiss nicht die Zeit. Null Uhr neunundfünfzig ist Abflug. Oder vierundzwanzig Stunden später. Du musst es wissen."

Ich verließ das Haus und stapfte unsicher vorwärts. Kalt war es und es hatte geschneit. Wie toll es hier draußen aussah. Es gab Feuerstellen, um die sich Leute gruppiert hatten, die miteinander sprachen und lachten. Ein Mann stand vor einem Ofen, auf dessen Platte er Maronen backte.

Da kam ein Junge auf mich zu. Er war mindestens einen Kopf größer als ich und mindestens genauso dünn. Ich erschrak, weil er mich ansah, und wollte mich gerade umdrehen und einfach zurück in das Haus des Schusters gehen. Da stand er plötzlich vor mir.

"Du bist wohl nicht von hier?" Er schaute mich immer noch an und ich blieb verdattert stehen. Meinte er wirklich mich? Seine dunklen Haare fielen ihm in die Stirn. Er fuhr mit der Hand hindurch, sodass sein Gesicht wieder frei war.

"Komm mit und probier doch die leckeren Sachen. Heute ist Nikolaus. Ist für alle genug da."

Es brauchte einige Zeit, bis ich begriff, dass er wirklich nur mich meinen konnte. Ich fühlte, dass ich erstens rot wurde – zum Glück war es dunkel! – und zweitens, dass jetzt ich mit Sprechen an der Reihe war. Ehe ich etwas herausbrachte griff der Junge meinen Arm und zog mich hinter sich her.

"Womit fangen wir an? Maroni? Brezel? Oder lieber Honigkuchenpferd?" Er sah mich an. "Zu empfehlen sind auch die Lebkuchenmännchen. Lebkuchenherzen gibt es natürlich auch." Er lächelte und zeigte auf einen Stand am anderen Ende des Platzes.

"Ich weiß nicht", sagte ich dämlich und ärgerte mich sofort über diesen doofen Satz. Warum sagte ich so ein peinliches Zeug? Typisch! Ich drückte meinen Rücken gerade, das hatte ich im Ballettunterricht gelernt, und nahm neuen Anlauf: "Ich hätte gerne ein paar Maronen."

"Dann komm mal mit. Ich möchte nämlich auch welche", sagte der Junge. Wir steuerten den Ofen an, auf dem die Maronen lagen.

"Wie viele möchtet ihr?", fragte der Maronimann und blickte uns so freundlich an, dass ich für einen Moment meine Beklemmungen vergaß. Er war ein groß gewachsener junger Mann, der den Eindruck machte, als wäre Maronen Verkaufen seine große Leidenschaft. Nicht nur sein Pullover sah aus wie eine Patchworkarbeit, auch seine zu weite Hose war an allen Ecken und Enden geflickt. Ich schob die Ärmel bis zu den Handgelenken hoch und hielt meine eiskalten Hände nahe an den Ofen.

"Ich denke, wir fangen erst einmal mit zehn Stück an. Für jeden, bitte", antwortete der Junge. Wir erhielten jeder eine Tüte mit den abgezählten Maronen.

"Guten Appetit", wünschte der nette Verkäufer noch, und dann wandte er sich anderen Kunden zu. Jetzt konnte man auch einen Blick auf seine abgetragenen Stiefel werfen. Meine angewärmten Finger waren wenigstens nicht mehr ganz so steif und zumindest in der Lage, die Tüte festzuhalten.

Während wir über den Platz schlenderten, schälten wir eine Marone nach der anderen. Fragen zu stellen traute ich mich nicht, obwohl ich davon reichlich hatte. Zum Beispiel die, warum wir nichts bezahlen mussten.

"Ich heiße Kai – und du?", fragte der Junge kauend, was ihn weder am Sprechen noch am Lächeln hinderte. Sein Pullover mit den ledernen Ärmelschonern war eine Art Troyer, wie ihn die Seeleute tragen. Zusammen mit der schwarzen abgetragenen Hose und den hohen Boots, die ebenfalls einen abgenutzten Eindruck machten, sah er … Ich dachte nach und mir fiel das Wort verwegen ein. Ja, er sah verwegen aus. Eigentlich ähnlich wie der Maronimann. Hatten sie hier keine neuen Sachen anzuziehen?

Ich fühlte mich dabei ertappt, wie ich ihn von oben bis unten und wieder zurück musterte. Er tat in dem Moment dasselbe mit mir. Rasch sah ich zur Seite.

"Ich heiße Lu."

"Lu? Den Namen habe ich noch nie gehört."

Darauf fiel mir nichts Passendes ein.

"Klingt aber gut", sagte er, als wolle er sich für den vorigen Satz entschuldigen.

Bald waren die Esskastanien alle.

"Gehen wir zu Lebkuchenmännchen über? Oder was meinst du?"

"Nichts dagegen", brachte ich hervor.

"Sehr gut. Ich auch nicht. Und was ist mit Holunderapfelglühpunsch?" Der Junge blickte mich forschend an. "Wird einem superwarm von."

"Warm – das kann ich echt brauchen." Wegen der Kälte hatte ich meine Arme um meine Brust geschlungen.

"Na dann komm!"Er nahm mich an der Schulter.

Nach einem Glas Punsch wurde mir nicht nur warm, sondern mein Schockzustand begann sich zu lockern. Als ich nach oben blickte, sah ich in einen grandiosen Sternenhimmel. Nach dem zweiten Glas traute ich mich endlich, zu fragen, was es mit dem Dorf auf sich hatte. Ich erzählte Kai, dass ich krank gewesen sei und ein Winterdorf gebastelt hätte, das mir meine Patentante geschickt habe.

"Nun bin ich die zweite Nacht hier und eigentlich begreife ich nicht, wie …. also, wie …" Weiter kam ich nicht. Ich war schon wieder völlig durcheinander.

Der Junge sah mir ins Gesicht und lächelte. Dabei entstanden rechts und links Grübchen auf seinen Wangen.

Da setzte ich doch noch mal an: "Aber es ist wunderschön hier."

"Sagt jeder!"

"Nur weiß ich nicht, ob ich spinne oder vielleicht krank bin. Reif für die Anstalt."

"Welche Anstalt?" Er sah mich groß an. Begriff er etwa nicht, was ich meinte?

"Ich habe Angst, dass ich verrückt bin."

"Ach so." Er lachte auf, wurde aber gleich wieder ernst. "Wenn du noch gar nicht informiert bist, musst du ja völlig durcheinander sein."

"Das bin ich", gab ich leise zu.

"Also: Du bist nicht verrückt. So   viel ist schon mal sicher."

Ich wagte ein "Beruhigend!"

"Das gebastelte Dorf dient nur als Medium, damit du herkommen kannst."

"Wahnsinn!", hauchte ich.

"Erzähl, wie du es gebastelt hast", forderte Kai mich auf.

Ich berichtete, dass Andrea, meine Patentante, es mir als Überraschung geschickt habe. "Sie wollte mich trösten, weil ich so eine heftige Mandelentzündung hatte." Ich schilderte, wie sorgfältig ich alles angemalt und ausgeschnitten und hinterher das Kunstwerk noch mit Tannengrün, getrocknetem Gras und Moos geschmückt hatte.

"Ob meine Tante nicht weiß, dass …". Ich wusste nicht, wie ich mein Erlebnis in Worte fassen konnte. "Die Bastelei hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Und das Dorf auf meiner Fensterbank ist einfach wunderschön."

"Dann ist es also so geworden, wie du dir ein Winterdorf vorstellst?"

Ich sah ihn fragend an.

Er lächelte. "Also – wie du dir einen Ort auf der Welt wünschen würdest?"

"Genau so! So richtig gemütlich und schnuckelig."

"So, dass du am liebsten dort wohnen würdest?"

Verlegen deutete ich ein Nicken an. "Ja, du hast recht."

Er blickte mich von der Seite an.

"Du findest in unserem Dorf, was du dir in deinem Inneren wünschst."

Ich bekam Gänsehaut. Aber nicht, weil mir kalt war.

Eine Pause entstand.

"Dein gebasteltes Dorf ist die Eintrittskarte für das wirkliche Dorf, was natürlich nicht auf deine Fensterbank passt", sagte der Junge mit ruhiger Stimme und schaute mich weiter aus graublauen, mandelförmigen Augen an.

"Was ist?", fragte er unvermittelt.

"Wieso fragst du?", brachte ich stockend heraus.

Er trat nah an mich heran, beugte sich vor und sah mir ins Gesicht. "Du bist blass wie Elfenbein. Sieht man sogar bei dieser Beleuchtung."

Unsere Augen trafen sich – nur kurz, denn ich konnte seinem Blick nicht standhalten. Das Atmen hatte ich eingestellt.

Plötzlich sah ich auf die Kirchturmuhr und bekam einen Wahnsinnsschreck. Die Uhr zeigte null Uhr fünfundfünfzig.

"Ich muss sofort weg!"

In Panik rannte ich über den Marktplatz zur Nummer eins, öffnete die Tür, zog die Stiefel aus, hastete durch die Werkstatt, durch den Flur zu der anderen Tür. Sofort drehte ich mich mit dem Rücken zum Ausgang, spürte, wie mein Kopf magnetisch nach hinten gezogen wurde, die Beine vom Boden abhoben und ich mit rückwärtigem Salto in die Tiefe gewirbelt wurde. Der Aufprall war schmerzhaft.

Wie ein Insektenschwarm summten meine Gedanken durch mein fassungsloses Gehirn.

Ich meinte, den Glühpunsch riechen und die fremden Menschen hören zu können. Auch blickte ich mich in der Dunkelheit meines Zimmers um, als stünde der Junge hier, Kai, den ich soeben kennengelernt hatte und der einen unerträglich schön anlächelte. Automatisch fuhr ich sanft mit einer Hand über sein Gesicht, das in meiner Vorstellung ganz nah an meines rückte, fühlte seine beiden Lachgrübchen. Sofort schlug mein Herz wieder aus dem Takt und meine Gedanken fuhren erneut Loopings auf der Achterbahn.


Doro May hat in Aachen und Köln Germanistik, Pädagogik und Musik studiert. Sie hat viele Jahre am Gymnasium unterrichtet, bis sie sich endgültig für den Beruf der freien Autorin entschied. Sie schreibt Thriller, Fantasy, Kurzgeschichten, Unterrichtslektüren, die auch in einfacher Sprache erscheinen, und Sachbücher.
Die Autorin arbeitet aktuell mit dem Südwestbuchverlag Stuttgart, den Verlagen GoldHouse, smm Leichte Sprache Verlag und Neufeld zusammen. Ihre Unterrichtslektüren erscheinen bei dem Verlag "Leichte Sprache. Hamburg". Ihr Alter Ego ist HenniLiz Borßdorff, unter deren Name die fünfbändige Winterjunge-Saga erschienen ist.
Doro May arbeitet im Vorstand des Literaturbüros Euregio Maas-Rhein mit, ist bei Autoren in NRW sowie in der Friedrich-Bödecker-Stiftung gelistet und wird von der renommierten Leseagentur Rothwinkler vertreten.

Die Heckenreiterin. SWB: Stuttgart 2016.
Lioba wechselt die Saite. Qindie: Uedem 2013.
Elisabeths Pakt. SWB: Stuttgart 2009.

Salomes Tanz. Thriller. SWB: Stuttgart 2017
Sein Spiel. SWB: Stuttgart 2011.
Nicht nur Mord. Jahresbuch. Band 2. Gem. mit Margret Kricheldorf. o.V.: 2011.
Nicht nur Mord. Jahresbuch. Band 1. Gem. mit Margret Kricheldorf. o.V.: 2010.

Unterrichtslektüren
Unkaputtbar. (Klasse 4 bis 7). Leichte Sprache: Hamburg 2020.
Abgelästert. (Klasse 7 bis 9). Leichte Sprache: Hamburg 2020.

Weiß der Teufel. Rosenhaus 9-Reihe. Hörbuch. Gelesen von Jürgen Bärbig. o.V.: 2020.
Der Tag, an dem ich meinen Frisör erschoss. Rosenhaus 9-Reihe. Hörbuch. Gelesen von Diana Margolina. o.V.: 2020.

Doro May: Alles außer planmäßig. Meine Tochter mit Down-Syndrom. Neufeld: Schwarzenfeld 2021.
Glücklich werden. GoldHouse: Mannheim 2020.
Das Leben ist schön - von einfach war nicht die Rede. Meine besondere Tochter ist erwachsen. Neufeld: Schwarzenfeld 2016.
Gibt es ein Leben vor dem Abi? Qindie: Uedem 2014.
Meine besondere Tochter. Sankt Ulrich: Augsburg 2010 (neue Ausgabe: Paulinus: Trier 2014).

veröffentlicht unter dem Pseudonym HenniLiz Borßdorff:
Winterjunge 6 - Die Deutung der Zeichen. Kindle/Amazon: 2023.
Winterjunge. Gesamtausgabe. E-Book. Kindle/Amazon und Tolino/Thalia/Hugendubel: 2020.
Winterjunge Teil 5 - Das Ende der Winternacht. GoldHouse: Mannheim 2019.
Winterjunge Teil 4 - Rabenschwarz. GoldHouse: Mannheim 2018.
Winterjunge Teil 3 - Eisfieber. GoldHouse: Mannheim 2017.
Winterjunge Teil 2 - Der seltsame Gefährte. GoldHouse: Mannheim 2016.
Winterjunge Teil 1 - Blizzard. GoldHouse: Mannheim 2015.

Zu: Abgelästert

[…] May las aus ihrem Werk […] vor, welches die Themen Ausgrenzung, Bloßstellung und Internetschikane beinhaltet. Im Anschluss diskutierte die Autorin noch ausgiebig mit der interessierten Schülerrunde.
Erschienen in: Böhme-Zeitung, 11.12.2021.


Zu: Alles außer planmäßig

Ein Buch für alle, die sich für Menschen mit Behinderung und ihre Besonderheiten interessieren.
Erschienen in: Zeitschrift L.I.E.S., Dezember 2021.

Doro May schildert ungeschönt und in witziger Sprache den oftmals überraschenden Alltag […]. Damit zaubert sie mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht und bringt mich zugleich zum Nachdenken. Danke!
Von: Verleger David Neufeld. Erschienen in: Presseinfo Neufeld-Verlag, März 2021.


Zu: "Abgelästert" und "Unkaputtbar"

Doro May schreibt Bücher in leichter Sprache. Dass es viele Kinder gibt, die kaum lesen und nicht in der Lage sind, längeren Texten zu folgen, will sie nicht einfach hinnehmen. […]
Erschienen in: Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung, 15.02.2021.


Zu: Das Leben ist schön - von einfach war nie die Rede

Auf Einladung der Lebenshilfe Neumarkt stellte die Autorin […] ihr Buch […] vor. Darin hat sie, wie sie sagt, sich ihr Leben mit ihrem behinderten Kind […] nicht von der, sondern in die Seele geschrieben.
Von: Helmut Sturm. Erschienen in: Nordbayern, 11.05.2019.

Nachspann von HenniLiz Borßdorff zur WINTERJUNGE SAGA
Wie ich auf Lu gekommen bin? Lu ist ein bisschen so wie ich in ihrem Alter war. Blass und dünn. Und wie ich dachte Lu, sie würde sich niemals verlieben. Beide haben wir uns geirrt.

Ob ich wie Lu in so einer Winterwelt leben mag? Ja - warum eigentlich nicht …

Und irgendwann war da plötzlich Kai, dessen Konterfei ich einst bei Schneesturm in einer Berghütte in den Dolomiten begegnet war. Zuerst dachte ich, dass es ja fantastisch wäre, wenn dieser Junge und das Mädchen, das mir in jungen Jahren ein wenig ähnelte, jetzt einfach taten, was ich mir für sie ausdenken würde.

Das glaubt jetzt vielleicht keiner, aber die beiden entwickelten eine unvorhergesehene Eigendynamik und aus der angedachten Trilogie wurden fünf Bücher - gar nicht mal wenig! Ganz ehrlich: Es kommt mir vor, als hätten die Zwei MICH ausgesucht, damit ich ihre Geschichte aufschreibe. Nicht umgekehrt!
Die Geschichte von Lu und Kai hat Jahre in Anspruch genommen. Nun, da sie zu Ende erzählt ist, überkommt mich eine eigenartige Traurigkeit. Ich muss Abschied nehmen von Lu und Kai, natürlich auch von Herrn Brahmeier, Andrea und Torge, Heide Sawinsky und leider genauso von Sander, der mir besonders ans Herz gewachsen ist. Die Helden des Romans haben mich so intensiv begleitet, dass ich mir manchmal gar nicht so sicher bin, ob es sie nicht doch in Wirklichkeit gibt.

Ich muss sie ziehen lassen. In Gedanken schaue ich Kai und Lu hinterher und freue mich, dass sie trotz der ungeheuren Schwierigkeiten zusammenfinden konnten. Klar, dass ich ein wenig sentimental bin, weil sie sich immer weiter von mir entfernen werden und meinem Blick allmählich entschwinden.

Lu und ihr Winterjunge - diese Geschichte ist ein besonderes Geschenk, das sich der Kosmos für mich ausgedacht hat. Und mein Wunsch ist, dass du merkst, dass sie auch für dich als Geschenk gedacht ist.

Auskunft Autorin

Aktualisiert 26.09.2023