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Heinrich Stefan Noelke


Heinrich Stefan Noelke © privat
Heinrich Stefan Nölke
Heinrich Stefan Noelke
1955
Versmold
Versmold
Münsterland, Ostwestfalen, Sauerland
Münsterland, Ostwestfalen, Westfalen komplett
Prosa, Thriller/Kriminalroman
Ziegeleistraße 5
33775 Versmold
05423-969266
0172-5212659

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

Pressebild(er)

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Arbeitsproben (1)

 

DIE INSEL

Christina tritt zu den anderen, reibt sich die Hände und streckt sich über das Taufbecken hinweg ihrem Sohn Donatus entgegen, der in der ersten Reihe sitzt: "Kommst du?" Ihre Augen so streng geöffnet wie den Mund, wartet sie auf die gewünschte Reaktion. Es ist undenkbar, dass ihr Ältester nicht nach vorne träte, aber vor den Leuten zeigt sie gerne, wie sie alles im Griff hat. Er trägt den blauen Matrosenanzug – so, wie Christina es gewollt hatte.

"Der Vater?" flüstert der Pfarrer zu ihr hinüber.

"Geflüchtet", gibt Christina zurück. Steif wie ein Stock schüttelt sie die blonden Haare aus dem Gesicht. Die staunende Gemeinde sieht ihr die letzte Schwangerschaft nicht mehr an. Sie hat die enge beige Hose angezogen. Das Höschen zeichnet sich ab. Ein Strickleibchen, ebenfalls in Beige, betont die schmale Taille und den Oberkörper.

Der Pate, Hannes, hat ihr das Baby abgenommen und schaut sie an. Christina nickt dem Pfarrer zu, der jetzt beginnen kann. Ein Raunen geht durch die gut gefüllte Kirche.

Draußen ist es kalt. Freddi, der Vater, tritt aus einer Baumreihe auf das Feld davor und betrachtet das platte Land, das in weiter Ferne an Hügel stößt und dort eine Bucht bildet. Rechts hält er einen Baseballschläger in der Hand. Darin geübt, zu warten, schaut er in Richtung auf die kleine Stadt und steht frierend die knappe Stunde, bis er aus dem Läuten der Glocken in der Ferne schließen kann, dass sein zweiter Sohn jetzt getauft ist - auf den Namen Fidelio.

Dann dreht er sich um, sucht sich einen Baum, öffnet den Hosenschlitz und pinkelt dampfend so weit an ihm hoch, wie es nur möglich scheint. Er schüttelt sich breitbeinig, zieht den Reißverschluss hoch und folgt dem Weg, der durch das Füchtorfer Moor nach Warendorf führt, über die Ems, bis er zu einer Straße wird, die bis Frankfurt reicht, dann Österreich und Italien, wo man nach Afrika übersetzen kann, wenn man will, um dort wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen.

Die Messe ist ohne Zwischenfall zu Ende gegangen, aber niemand erhebt sich. Fidelio ist in den Armen der Patin eingeschlafen. Hektisch zieht Christina ihren Mantel an, lässt sich das Baby reichen und nimmt Donatus an die Hand. An den vollbesetzten Bankreihen geht sie entlang, die Paten hinter sich lassend, auf die begeisterten Kirchgänger zu, die nahe am Eingang geblieben waren, weil sie keine Sitzplätze mehr gefunden hatten. Es sind nicht sehr viele, die dort stehen, aber es reicht, um zu erschrecken.

Die Leute teilen sich vor ihr und umschließen sie dann. Neben dem Eingang steht ein Stuhl, auf den sie steigt, um besser gesehen zu werden.

"Mein Mann hat mich heute verlassen", sagt sie über die Köpfe der Gemeinde hinweg. "Er ist weggegangen." Sie schaut in die Runde, aber niemand sagt etwas. Jemand reicht ihr seine Hand, und jetzt zögernd steigt sie wieder herab. Sie zittert, als sie vor der Gemeinde auf die Knie fällt. Wieder das Raunen.

"Bitte", sagt sie, "könnt ihr uns helfen? Sagt, wohin er gegangen ist. Es ist so kalt."

"Nach Afrika ist er." Die männliche Stimme klingt von den Sitzbänken herüber. Sie ist nicht unfreundlich. Die Gemeinde lacht auf, und die Kirche hallt von den Stimmen wieder. Freddi ist hier geboren, und viele in der Gemeinde arbeiten für ihn.

"Es ging um den Matrosenanzug. Er wollte nicht, dass ich Donatus zwinge, ihn anzuziehen. Er mag auch den Namen Fidelio nicht. Und Donatus auch nicht. Ich hab' mich durchgesetzt, und das tut mir jetzt leid. Wohin ist er gegangen?" Sie kann sich die Blöße geben, denn die Kinder sind ja getauft.

Die Gemeinde ist entzückt über die Details. Eine zweite Stimme: "Ich hab' ihn Richtung Warendorf laufen sehen. Durch die Felder ist er gegangen. Querfeldein."

Christina erhebt sich und schüttelt ihr Haar wie zu Beginn der Taufe: "Kann mich jemand dorthin fahren?"

Ein Jauchzen geht durch die Menge, die im Nu in allen Autos sitzt. Das Nageln der Dieselmotoren ist in der kalten Luft überdeutlich zu hören und aus jedem Auspuff steigt Rauch in die Höhe. Der Mann, der Freddi gesehen hatte, führt sie zu einem großen Geländewagen und hält Fidelio auf dem Arm, während sie Donatus anschnallt. Sie nickt dem Fahrer kurz zu, der sofort losfährt.

Der Wagen hat keine funktionierende Heizung. Die Hose, die sie trägt, ist viel zu dünn und sie friert entsetzlich, während sie über die Feldwege schaukeln. Als ginge es um eine Landnahme im Wilden Westen, folgt ihnen eine ganze Armada anderer Fahrzeuge oder fährt auf parallelen Wegen neben ihnen her. Freddi ist bald gestellt. Er steht am Ufer der Ems, zwischen den Bäumen, und fuchtelt wild mit dem Schläger um sich, sodass niemand aussteigen will.

"Was werden Sie jetzt tun?" fragt ihr Fahrer. "Das sieht nich' so aus, dass der zurück will."

"Ich weiß es nicht", sagt Christina, dann fällt es ihr ein, und sie steigt aus.

In ihrer Handtasche trägt sie ein Bündel Geldscheine, das sie jetzt für alle sichtbar herausholt und, von einem Stein beschwert, auf die kalte Erde legt. Freddi hört auf, den Schläger zu schwingen.

Laut sagt sie, sodass alle es hören: "Wenn du nach Afrika willst, dann musst du dein Geld mitnehmen."

Das begreifen die Leute. Es fällt Christina schwer, nicht in die jetzt schweigende Runde zu blicken, während sie langsam zum Auto zurückgeht. Der Fahrer soll sie und die Kinder nach Hause bringen, bitte.

"Dein Sohn heißt jetzt Fidelio", ruft sie ihm noch zu und lässt ihn dann inmitten der Gemeinde stehen.

Ihr Haus verbirgt sich hinter einer besonders gesicherten Tür. Lange braucht sie dort nicht zu warten, bis die Leute ihr den Hausherrn vor die Schwelle werfen, um sich dann laut hupend wieder zu entfernen.

"Kommst du?" Ein gehauchter Kuss, dann schließt sie die Tür hinter Freddi und legt die Kette vor.

Als sie abends das Essen serviert, sitzt ihr Mann am Fenster und schaut hinaus. Hinten am Horizont, dort, wo die Ems fließt, reißt die Wolkendecke auf, sodass die untergehende Sonne die im Winter fast farblose Stadt in ein violettes Licht taucht.


Geboren am 20. April 1955 im ostwestfälischen Versmold. Heinrich Stefan Noelke ist gelernter Metzger, studierter Betriebswirt, hat in Frankreich, England und Spanien gearbeitet und lebt nun mit seiner Familie in Osnabrück. Er hat neben diversen Kurzgeschichten 2006 den Abenteuerroman "Das Schwanken am Rande der Welt" mit dem Schauplatz Norwegen veröffentlicht und 2008 den Kriminalroman "Das Kind im Glas", der in Spanien spielt. 2011 folgte der Osnabrückkrimi "Tod an der Hase". Im gleichen Jahr wurde die Autorenband Hands Up! & The Shooting Stars gegründet, bei denen er den Bass spielt.

Das Schwanken am Rande der Welt. Abenteuerroman. Pendragon: Bielefeld 2006.

Piesberg in Flammen. Emons Verlag: Köln 2013.
Tod an der Hase. Emons Verlag: Köln 2011.
Das Kind im Glas. Pendragon: Bielefeld 2008.

Ein tollkühner Friede. In: Etwas Besseres als den Tod. Hrsg. von Jürgen Alberts & Christiane Franke. KBV: Hillesheim 2013.
Üffes lernt schlachten. In: Muscheln, Möwen, Morde. Hrsg. von Regine Kölpin. KBV: Hillesheim 2012.
First the Dogs. In: aufgebockt und abgemurkst. Hrsg. von Regine Kölpin. KBV: Hillesheim 2012.
Die Tasche voller Wunder. In: Deichleichen. Hrsg. von Regine Kölpin. KBV: Hillesheim 2011.
Trutz nu, Blanke Hans. In: Morde zwischen den Meeren. Hrsg. von Günther Butkus und Jobst Schlennstedt. Pendragon Verlag: Bielefeld 2010.
Die Insel. Kurzgeschichte. In: Unsere Ems. Hrsg. von Heike und Peter Gerdes. Leda: Leer 2009.
Sünne Peider oder ein tiefes Schweigen. Kurzkrimi. In: Mord-Westfalen. Hrsg. von Günther Butkus. Pendragon: Bielefeld 2008.
Ein unbedachter Mord. Kurzkrimi. In: Criminalis. Magazin für Krimifreunde, Nr. 7. Telgte 2008.

Bei einer Lesung wurde ich von einer Moderatorin wie folgt angekündigt: "Seine Geschichten handeln nicht von Perversen, Verschwörern oder Mafiosi, sondern von Menschen und ihren Strategien, sich durchzusetzen. Wie weit ist man selbst davon entfernt, jemanden umzubringen? Andererseits: Man muss Menschen gern haben, um so über sie schreiben zu können."

Das hat mir gefallen. Ich bin Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe für deutschsprachige Kriminalliteratur, in der Europäischen Autorenvereinigung e.V. Die Kogge und im VS - Verband Deutscher Schriftsteller.

Auskunft Autor

Aktualisiert 04.07.2021