Arbeitsproben (1)
MUßBACHER LUMP
Die komplette Mannschaft traf eine Viertelstunde später in bester Stimmung
ein. Vor dem Lesetrog herrschte Einigkeit: Jetzt wussten sie, wo Erwin war.
Seine stahlblaue Edellederja-cke – sein ganzer Stolz – war das dort in dem
Brei, eindeutig und unverwechselbar.
Wolter stocherte mit dem Besenstiel im Trester herum. "Erennungs...?
Kehrennungs...? ... Manno: EhDeh ebend", nu-schelte er zur Hüllenkremer.
"Wieso denn der ED? Ist hier so-wieso zwecklos."
Die Psychologin stand breitbeinig und leicht wankend – als wolle sie
Schiffsbewegungen ausgleichen – neben ihm und murmelte: "Kein
Ernennungsdienscht? Ja und? Ich meine: Ja und – was sagt uns das?" Knapp
hinter ihr stand Stöcker und betrachtete versonnen seinen Zeigefinger.
Wolfgang lehnte mit dem Teint einer unreifen Traube an einem der enormen
Edelstahltanks und drückte beide Hände gegen den Bauch. "Mensch, der Örf,
das gibt’s doch gar nicht ..." Veronica stützte die Stirn gegen seine
Schulter und weinte. Vorhin auf dem Wanderweg hatte Erwin sie untergehakt
und ihr tief in die Augen geschaut. Dann hatte er ihr als einziger das "Du"
angeboten. Keine sechs Stunden war das her. Ach Örf, schade, dass du verheiratet
bist. Und tot.
Wolter gab seine Bohrung auf. "Sollen die ED-Fuzzis halt eine Dennalüsi –
nee, eine Allan-, eine Allanüse, Manno: – also eine gentechische
Unnersuchung ebend machen – von dem Zeugs da."
Schließlich kehrte der Kellermeister von der Toilette zu-rück und führte die
Gruppe über eine Metallstiege auf ein luf-tiges Gerüst. Zu beiden Seiten standen
daneben meterdicke runde Behälter. Unter ihren Füßen wand sich über die
gesamte Länge des Gerüsts eine baumdicke Stahlspirale entlang wie ein
überdimensionaler Korkenzieher. Die scharfen Kanten schim-merten blankpoliert
zu ihnen herauf.
"Wenn die Maische vergoren ist, kippen wir sie einfach aus den Gärtanks hier
in die Klappen". Wilfried Roth deutete auf fußmattengroße Einschnitte im Laufgitter.
"Der Brei wird dann durch die Spirale abtransportiert. Wenn da einer rein-rutscht
– da gibt’s kein Entkommen, die Förderschnecke macht alles klein. Da hinten fällt
das dann in den Lesetrog." Veronica schnappte nach Luft. Auch Wolter schien es
warm zu sein. Veronica wusste jetzt, dass auch sein oberer Bauchansatz behaart war.
Vita
Geboren am 22. Februar 1955 im Rheinland. Studium und Abschluss Höheres Lehramt mit den Fächern Germanistik, Anglistik und Erziehungswissenschaften in Hamburg. Danach mehrere Jahre als Sachbearbeiterin im allen Bereichen eines Großhandels angestellt, anschließend Lektorin in einem Kölner Fachverlag. Seit 1989 freiberufliche Autorin, Lektorin und Redakteurin. Die Autorin hat zahlreiche Texte im belletristischen wie auch im wirtschaftlichen Bereich veröffentlicht.
Auszeichnungen
2001: Mitgewinnerin eines Krimiwettbewerbs vom "Krimiforum" und der Krimiautorenvereinigung "Das Syndikat" anlässlich der Criminale
Thriller & Kriminalroman
Kurze mit Schuss oder Sahnehäubchen. Kriminelle Kurzgeschichten. KSB-Media: Gerlingen 2017.
Finaltherapie. Medizinthriller. E-Book. epubli: Berlin 2014 (unter dem Pseudonym Tess Ansgard).
Englischsprachige Lernkrimi-Reihe:
Bad Boys' Pranks. Tandem: Potsdam 2014.
Family Affairs. Ullmann Medien: Rheinbreitbach 2014.
The O'Brians' Legend. Gem. mit Julia Schweizer. Tandem: Berlin 2012.
Curse of the Dark: Tandem: Berlin 2012.
Stardust on Heartbreak Island. Ullmann Medien: Rheinbreitbach 2010.
Neighbourhood Watch. Tandem: Berlin 2010.
A Falling Star. Tandem: Berlin 2011.
The Silent Observer. Ullmann Medien: Rheinbreitbach 2010.
Kinder-& Jugendbuch
Hybridherz. Roman für Menschen und Mischwesen. E-Book. epubli: Berlin 2015 (unter dem Pseudonym Tess Ansgard).
Sachbuch
Weiterbildung - ein Leitfaden für kleine und mittlere Betriebe. Deutscher Instituts-Verlag: Köln 2005.
Karrierefaktor Networking. Haufe: Freiburg 2004.
Glückwünsche und Grüße. Gräfe und Unzer: München 2004.
Liebe Grüße und Glückwünsche. Gem. mit Gabi Neumayer. Falken: München 2002.
Geschäftskorrespondenz von A–Z. Gem. mit Gabi Neumayer. Humboldt: München 2000.
Das neue Handbuch der Musterbriefe. Gem. mit Frank Manekeller und Gabi Neumayer. MVG: München 1999.
Das Bewerbungsschreiben. Gem. mit Gabi Neumayer. Humboldt: München 1998.
Musterbriefe von A–Z. Gem. mit Gabi Neumayer. WRS: München 1993.
Anthologie
Die Ente im Pudding. In: Radieschen von unten. Hrsg. von Ina Coelen und Gesine Schulz. Leporello: Krefeld 2006.
Frauenzentrum. In: Dennoch liebe ich dich. Hrsg. von Juliane Glöttinger. Gipfelbuch: Waldsoms 2005.
Mußbacher Lump. In: Noch mehr Wein und Leichen. Hrsg. von Angela A. Eßer und Ingrid Fackler. Plöger: Annweiler 2005.
Ins Schwarze Getroffen. In: Mord ist die beste Medizin. Hrsg. von Monika Buttler und Alexandra Guggenheim. Scherz: München 2004.
Schneeflöckchen, Weißröckchen. In: Leise rieselt der Schnee. Hrsg. von Gisa Klönne. Ullstein: München 2003.
Schwimmtraining. In: Die Stunde des Vaters. Ulmer Manuskripte: Blaubeuren 2002.
Bratenduft. In: Tödliche Beziehungen. Hrsg. von Ina Coelen und Ingrid Schmitz. Emons: Köln 2001.
Rosenkrieg. In: Teuflische Nachbarn. Hrsg. von Ina Coelen und Ingrid Schmitz. Scherz: München 2001.
Vögelchen, Flieg. In: Rheinleichen. Hrsg. von Ina Coelen und Ingrid Schmitz. Emons: Köln 2000.
Quellenangabe
Auskunft Autorin