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Stefan Sprang


Stefan Sprang © Peter Schiborr
Stefan Sprang
1967
Essen
Essen
Essen
Ruhrgebiet, Rheinland komplett
Prosa, Lyrik, Funk, Bühne/Drama, Sachbuch, Kritiken, Anthologie
Bandelstraße 3
45136 Essen
069-53054130
0176-40504636

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

Alle Rechte vorbehalten. Die Bildmaterialien dürfen lediglich für die redaktionelle Berichterstattung bzw. von Veranstalter*innen für ihre Öffentlichkeitsarbeit unter Angabe des Copyrights bzw. des*der Urhebers*Urheberin (falls im Datensatz angegeben) honorarfrei verwendet werden. Andere Nutzungen, insbesondere jede Art von kommerzieller Verwendung des vorliegenden Materials außerhalb der Medienberichterstattung oder Veranstaltungswerbung, ist ausdrücklich untersagt. Mit dem Download von Fotos bzw. Logos stimmt der*die Nutzer*in dieser Regelung ausdrücklich zu.

Infos für Autor*innen, literarische Institutionen und Projekte

Für die Bereitstellung von Fotos und Logos im Download-Bereich von LITon.NRW entstehen Autor*innen, literarischen Institutionen und Projekten keinerlei Kosten. Die Zurverfügungstellung des Fotos und/oder Logos erfolgt jedoch prinzipiell honorarfrei. Auch das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. als Betreiber der NRW-Literatur-Online-Datenbank stellt potenziellen Nutzer*innen dieses Services keinerlei Kosten in Rechnung. Es wird lediglich ein möglichst einfaches Verfahren angeboten, schnell an Fotos bzw. Logos für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu gelangen. Das Westfälische Literaturbüro übernimmt aus diesem Grunde auch keinerlei Haftung, falls die Download-Fotos/-Logos nicht für den Zweck der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Veranstalter*innen u.ä. genutzt werden.

Pressebild(er)

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Arbeitsproben (2)

 

Aus: HELDEN: TOT

Ich rieche den Sommer mit seinen Gräsern und Gänseblümchen, den Bäumen, dem würzigen Teer. War ich neun? Ich saß auf meinem Bonanza-Rad. Orangefarbenen in einer Welt voller Obst, "Esst mehr Obst" stand auf den Papiertüten beim Gemüsemann, stand auf der Wand an der Bahnüberführung. Als könnte man mit Obst die Welt retten. Ich radele und radele, wie eine kleine Nähmaschine, radele zur Großmutter. Holger, der Nachbarsjunge, der ist mein Freund. Blau ist der Himmel, es ist heiß, aber ich schwitze nicht, obwohl ich schon ein ganzes Stück unterwegs bin. Neben mir rauscht der Verkehr, klappert die Stahlbrücke, keine richtige Brücke, eher eine Überfahrt. Wer abbiegen will an der großen Kreuzung, bleibt unten, wer seine Fahrt geradeaus fortsetzen will, der fährt auf die Rampe und saust ohne Aufenthalt, ohne Ampel über die Kreuzung, um auf der anderen Seite herabzubrettern. Ein seltsames Gebilde, das Tag und Nacht einen Rauschen und Beben in die Luft schickt, und einen metallenen Takt mit jedem Wagen, der auf die Rampe fährt, dada ... dada ... dada ... dada. Die Nieten und Träger klopfen und singen. Ich aber bin sicher auf dem Gehsteig unterwegs. Oma wohnt in der Seitenstraße, noch ein Stückchen. Aber plötzlich, ohne dass ich will, nehme ich die kleinen Füße von den Pedalen, halte an an der Straßenecke. Ich bin in einer Kugel aus Wärme und Rauschen, ich bin das einzige Wesen auf der Welt, ich existiere nicht, ich lebe, ich fühle wie ein frisch Verliebter. Ich bin verliebt ins Leben. Und wusste noch gar nicht, was Verliebtheit ist.  In dem Alter wusste man das damals noch nicht. Jedenfalls, Kinderblut voller Dopamin. Ein Trip. Nichts hätte mir Angst machen können in diesem Universum, nicht einmal der Gedanke, nach einem Wimpernschlag wieder zu sein, neben der Brücke, den Autos. Ich hatte die Welt geschaffen, und sie war gut. Ich war mein eigener Held und nichts anderes hatte Bedeutung.


Aus: FRED KEMPER UND DIE MAGIE DES JAZZ

Plötzlich gab es einen Knall. Vorne auf der Straße startete ein Wagen mit einer Fehlzündung und knatterte langsam davon. Aber da war noch ein Nachhall, der nicht zu einem Auto passte. Da schwang noch etwas anderes mit in der Luft, da waren Klänge, die nicht von allzu weit her kamen. Fred konnte es nicht deuten: Es schien ein Tröten und Tuten zu sein, so etwas wie Blasmusik, aber unbeschreiblich viel langsamer und wohlklingender als das, was er beim Sommerfest der Firma gehört hatte, für die sein Vater arbeitete. Dort war eine Kapelle in Uniformen angetreten, ein Spielmannszug mit Trompeten und Posaunen und großen Trommeln.
Jetzt aber war es, als spiele jemand eine Schallplatte auf der falschen Geschwindigkeit ab, ohne dass es falsch klang. Fred hörte genauer, drehte den Kopf, damit seine Ohren die Schallwellen besser einfangen konnten. Er ließ sich anlocken, ein Tier, das aus größter Entfernung etwas erlauscht hat, was Beute sein könnte. Fred hörte einen hohen hellen Ton, der ansatzlos tiefer wurde und wieder höher, der auf und ab schwang ohne Pause, mal lauter und mal leiser wurde. Es konnte eine Trompete sein, aber die klang anders, greller und lauter. Fred glaubte eine Stimme zu hören. Aber es war kein Gesang, er hörte keine existierenden Worte, da sang niemand in diesem Lied. Und während er gebannt zuhörte, segelte der kristallklare und doch so warme Ton davon wie ein trockenes Blatt, es war kaum noch etwas zu vernehmen. Aber bevor es ganz still wurde, übernahm ein Klavierspieler. Der ließ viele Töne hintereinander rieseln, herauf und herab, es klang freundlich und einladend wie das Perlen eines Bachs. Dann setzte wieder mit Macht jene gläserne Stimme ein. Jemand erzählte etwas, der nie sprechen gelernt hatte und nur murmeln und seufzen konnte. Fred staunte. Er folgte der Musik, ging schneller, als könnte er etwas verpassen, was sich in seinem Leben nie wieder ereignen würde.
Als er in den nächstgelegenen Hof einbog, erkannte er, woher die Musik kam. Aus einem geöffneten Fenster, hinter dem ein Schallplattenspieler laut aufgedreht lief. Jetzt, da er viel näher war, konnte Fred manchmal ein Knacken zwischen den Tönen hören.
Das Lied, das ihn angezogen hatte, war zu Ende, aber es würde weitergehen, ganz bestimmt würde es das. Denn er hörte das Kratzen einer Plattenspielernadel, die unaufhaltsam in das nächste Stück gezogen wurde in jener Rille mit den winzigen Gebirgszügen, die sie zum Schwingen brachten. Und ohne darüber nachzudenken, ob er es einfach so tun durfte, setzte er sich auf die Treppe und lauschte auf das, was aus dem Fenster herauskam und ihn noch mehr verwirrte.
Ein neues Lied begann, aber Fred erkannte keine Melodie. Das blecherne Instrument begann mit einem tiefen Ton, der zu einem langen Seufzer anstieg, im Hintergrund begann es zu klirren, der metallene Teil von einem Schlagzeug. Auch das Klavier war zu hören und noch ein Instrument. Es schien, als kreisten alle eigensinnig umeinander und einen unsichtbaren Punkt. Fred sah Pferde vor sich auf der Galopprennbahn, auf die er ab und an mit seinem Vater ging. Wie sie durcheinanderliefen und sich aufbäumen wollten an den Zügeln der Betreuer, die sie schließlich in die engen Startboxen bugsierten. Aber in dieser Unordnung schien es niemanden zu geben, der die Zügel hielt, niemanden, der den Anfang machen und loslaufen wollte. Das Hauptinstrument quietschte ganz leicht, fing sich wieder, der Schlagzeugmann wirbelte nervös auf seiner Trommel, doch es gab keinen Rhythmus, zu dem man mit den Fingern hätte schnippen können. Alles klang schräg, aber nicht falsch – und dann, von einer Sekunde auf die andere fügte sich plötzlich alles zusammen. Eine Melodie hob an, alle Töne flossen ineinander, das Schlagzeug raschelte, der Mann mit dem Blasinstrument begann zu spielen, wieder erzählte er etwas mit einer hohen Stimme, zögernd und immer wieder stotternd. Aber kaum, dass sein Spiel klar und deutlich geworden war, geriet schon wieder alles aus den Fugen.


Geboren am 12. September 1967 in Essen und dort im Südviertel aufgewachsen. Stefan Sprangs schriftstellerischer Werdegang beginnt 1985, als er mit Freunden die "Initiative junger Autor(inn)en Essen" ins Leben ruft, die mit den "Essener Literaturflugblättern" und vielen Lesungsprojekten für einige Jahre das literarische Leben in Essen und darüber hinaus mit prägt. Als Student der Germanistik, Publizistik, Politik- und Theaterwissenschaft im Münster ist er 1987 ebenfalls Gründungsmitglied des "Bundesverbandes junger Autorinnen und Autoren e.V." und bald auch Sprecher des BVjA. Außerdem ist er bis 1994 verantwortlicher Redakteur der verbandseigenen überregional beachteten Literaturzeitschrift "Konzepte – Magazin für eine junge Literatur". In den 1990er Jahren tritt das eigene literarische Schreiben in den Hintergrund. Neben dem Studium arbeitet er als freier Kulturjournalist mit dem Schwerpunkt Literatur für verschiedene Zeitungen und Sender, vor allem den "Deutschlandsender Kultur" (ab 1994 "Deutschlandradio"). 1994 schließt er in Berlin sein Studium ab mit einer Arbeit über "mediale Wirklichkeitsbilder in der neueren deutschsprachigen Literatur". 1996 findet er dann beim Hessischen Rundfunk seine journalistische Heimat. Er gehört zum Gründungsteam der Jugendwelle hr xxl und arbeitet dort und in der Folge in der Hörfunkunterhaltung des hr als Produzent und Autor von Comedy-Serien. Außerdem ist er für mehrere Jahre in der Aus- und Fortbildung des hr aktiv. Seit 2004 arbeitet er als freier Autor und –Redakteur sowie als Buchkritiker für die Hörfunkwelle hr1. Ab 2006 widmet er sich verstärkt größeren literarischen Projekten. So erscheint 2007 sein Debüt-Roman "Fred Kemper und die Magie des Jazz". Stefan Sprang lebt und arbeitet in Essen und Frankfurt.

2011: 1. Platz "Lesensart" – Autorenwettbewerb "Alta Vita" e.V.
2011: Arbeitsstipendium des Landes NRW
2010: 4. Preis W(ahl)-Award der "Bundeszentrale für politische Bildung" mit Ulrich Höhmann (für: hr-iNFO Satire-Serie zur Bundestagswahl 2009)
2008: 2. Platz Berliner Hörspielfestival (für: Hörspiel "helden: tot" mit Andreas Fröhlich)
1999: Kurt-Magnus-Preis der ARD

Henry Becker und der Sommer der Erinnerungen. Roman. Größenwahn: Frankfurt/Main 2021.
Ein Lied in allen Dingen. Joseph Schmidt. Roman. Größenwahn: Frankfurt/Main 2019.
Kriegt wer wen? Vom Ende im Anfang der Liebe. 10 Storys plus Bonustracks. neobooks: Berlin 2016.
Boy Meets Girl oder: Die Liebe der hiesigen Menschen im 21. Jahrhundert. Storys. Kulturmaschinen: Berlin 2012.
Fred Kemper und die Magie des Jazz. Roman. Boschmann: Bottrop 2011.

helden: tot. Hörspiel. Regie: Kai Schwind. rbb: 2008.

200 Jahre oder: Die Straße der Au-Pair-Mädchen. Monolog. Uraufführung Theater Essen-Süd: 2021.
helden: tot. Uraufführung Theater Essen-Süd: 2018.

helden: tot. Hörspiel. Gem. mit Andreas Fröhlich. Regie: Kai Schwind. Mischmut/geophon: Berlin 2007.

Radio-Comedy. Gem. mit Rainer Dachselt und Ingo Schwarz. UVK: Konstanz 2003.

HOWL. Ruhrland-Version 2018. In: Ruhrgebietchen. Was deine Kinder an dir lieben und was nicht. Boschmann: Bottrop 2018.
Seitlicher Meerblick. In: Ich dreh mich lieber noch mal um und bin weit, weit weg. Storyband von Martin Spieß. Birnbaum: Leipzig 2016.
Ruhrkönig. In: Kohlenkönige und Emscherkinder. Das große Buch der Ruhrgebietsballaden. Hrsg. von Werner von Welheim und Michael Hüter. Boschmann: Bottrop 2015.
Sieben. In: Druckstellen - Ausgewählte Texte aus dem Zweiten Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb. Hrsg. von Till Beckmann und Kathrin Butt. Klartext: Essen 2012.
Die Tochter des schwedischen Fernsehkommissars. In: Wortlaut 07. Flut. Hrsg. von Zita Bereuter und Pamela Russmann. Luftschacht: Wien 2007.
Das letzte Siegel. In: Isaac Asimov’s Science Fiction Magazin. 43. Folge. Hrsg. von Friedel Wahren. Wilhelm Heyne: München 1994.
Spot-Shot (als Stefan Beck). In: Literatur Primär. Eine Anthologie junger deutschsprachiger Literatur. Hrsg. von Marcel Beyer. BVjA/Konzepte: Essen 1992.

weitere Veröffentlichungen:
Artikel zu Matthias Altenburg, Norbert Hummelt, Stefan Schütz und Ulrich Woelk. In: Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hrsg. von Thomas Kraft. Nymphenburger: München 2003.
Call and Response - Mutmaßungen über Sprache im Medienraum der Zukunft. In: Sprache im technischen Zeitalter. 35. Jg. Böhlau: Köln 1997.
Textviren zwischen elektronischen Realitätsprogrammen - Wie Literatur am Thema 'Medien' ihre Gegenwärtigkeit beweisen kann. In: Deutschsprachige Gegenwartsliteratur. Wider ihre Verächter. Hrsg. von Christian Döring. Suhrkamp: Frankfurt/M. 1995.

Zu "Boy Meets Girl. Oder: Die Liebe der hiesigen Menschen im 21. Jahrhundert":

Höchst unterhaltsame Storys von hohem erzählerischen Niveau [...].
Von: Frank Schorneck. Erschienen in: trailer 08/12.

Bei all der Liebe, Melancholie und Bedeutungsschwangerschaft entsteht jedoch kein Kitsch. [...] im Gegenteil wartet Sprang mit Sätzen auf, die man sich in die Haut ritzen und an Häuserwände sprühen will.
Von: Martin Spieß. Erschienen in: titel magazin, 08/2012.

Zu "Fred Kemper und die Magie des Jazz":

[...] ist die "Magie des Jazz" – und die habe ich noch nie so grandios beschrieben gefunden wie in dem Debütroman von Stefan Sprang. Man fühlt jeden Ton mit, jede Pause, jeden Lauf, jede Explosion.
Von: Jürgen Deppe. Erschienen auf: ndr-kultur, 06/2012.

Zu "helden: tot":

Millimetergenau gearbeitet [...] Ein biblischer Furor, in den sich der Gefallene steigert, ohne im Selbstmitleid zu waten, und das ist das Schöne an diesem Hörbuch: Es verschwistert Pathos mit Ironie.
Von: Irene Grüter. Erschienen in: taz, 02.02.2008.

Erschreckendes erschreckend vortragen, das können viele. Die Katastrophe aber [...] immer wieder wenden, so dass sie erst komisch, dann wieder bitterernst, dann pathetisch wird, das können [...] die wenigsten.
Von: Jan Drees. Erschienen auf: WDR Einslive, 2008.

Auskunft Autor

Aktualisiert 26.10.2021