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Clemens Füsers


Clemens Füsers © privat
Clemens Füsers
1955
Viersen
Berlin
Viersen, Mönchengladbach
Niederrhein, Rheinland komplett
Fernsehen, Film, Bühne/Drama, Satire
Savigny Platz 13
10623 Berlin
030-2624551
0173-292 57 53
030-2624551

Arbeitsproben (1)

 

Aus: AMORS IRRTUM

Es war nur eine Frage der Zeit, bis zwei Menschen wie Claude und Marija sich begegnen mußten, doch da der Holländer zu lange in den Kaschemmen Rotterdams zu viel Genever getrunken hatte, und der Bulgarin nichts anderes übriggeblieben war, als in den Läden Sofias Schlange zu stehen, mußte fast die Hälfte beider Leben verstreichen, ehe es zu dem Unausweichlichen kam. Andererseits wäre Claude ähnliches mit Annemarie aus Salzburg widerfahren, hätte die Österreicherin nicht vor geraumer Zeit den Entschluß gefaßt, nach Sacramento auszuwandern, um dort einen bärtigen Ballonfahrer zu ehelichen, und Marija hätte auch mit Mark aus London in nahezu gleicher Weise ihr Leben verändert gefunden, wäre dieser nicht vor einigen Jahren von der Tower Bridge in die zugefrorene Themse gesprungen. So kam es spät, aber nicht zu spät zu der Begegnung zwischen Claude und Marija in einer Kneipe in Zürich, wo die sich illegal im Lande aufhaltende schöne Bulgarin geklaute Bücher zum Kauf anbot, unter anderem auch einen Fotoband über belgische Brauereien, der den Fotografen Claude DeBont als Autor auswies. Claude fiel die Kinnlade und das Lachsstückchen von der Gabel runter, als ihm sein eigenes Buch unter die Nase gehalten wurde. Instinktiv fragte er nach dem Preis, und als Marija Letchkova, die er bis dahin noch nicht einmal angesehen hatte, einen Betrag nannte, der gerade mal ein Viertel des Ladenpreises betrug, da konnte Claude sich nicht entscheiden, ob er dieser dreisten Diebin, die hartarbeitende Fotografen um ihr gerechtes Honorar zu prellen bereit war, eine Schimpfkanonade übelsten Vokabulars entgegenschleudern oder ihr erst einmal das Buch aus der Hand reißen sollte. In seiner Unentschlossenheit schaute er hoch und sah in schwarze Augen, die über die trockenen Weiten einer unendlichen Steppe zu blicken schienen.
Marija wurde ein wenig ungeduldig ob des schwankenden Käufers und strich sich verlegen durch ihre kurzen, schwarzen Locken, doch
anstatt daß dieser müde wirkende, hagere Mann ihr ein niedrigeres Angebot machte, klopfte er nervös mit dem Zeigefinger auf den Namen des Autors am oberen Bildrand des Titelbildes und und behauptete, das sei er.
Da Marija überhaupt nicht verstand, was der Mann ihr sagen wollte, aber über rasche Reflexe, insbesondere unangenehmen Situationen gegenüber verfügte, schnappte sie sich den Bildband und rannte aus der Kneipe raus. Nach einer Schrecksekunde folgte ihr Claude.
Die Bulgarin kam nicht weit, an der nächsten Ecke purzelten ihr ein Dutzend Bücher aus dem Mantel und Claude hielt sie zunächst am Ärmel fest, bevor er das einzige richtige tat, nämlich ihr beim Einsammeln des Diebesgutes zu helfen.
Dann lud er sie zum Essen ein, und Marija stimmte erst zu, als sie bemerkte, daß auch der junge Mann mit dem schütteren, blonden Haar und der heiseren Stimme gebrochenes Deutsch sprach, also wie sie ein Fremder in der Fremde war.
Beim Essen zeigte er ihr nicht ohne Stolz seine Fotos in dem von Marija geklauten Buch und erzählte dazu ein paar nicht ganz der Wahrheit entsprechende Anekdoten, die Marija nur zum Teil verstand, doch da sie sich für die Einladung erkenntlich zeigen wollte und ihr zudem eine natürliche Höflichkeit angeboren war, schenkte sie dem Fotografen ihr unwiderstehliches Lächeln.
Claude konnte sich an ihrem Akzent nicht satthören und wiederholte viele Male an diesem Abend ihren Namen. Marija schaute immer wieder auf die leicht zitternde, für seine Körpergröße ungewöhnlich kleine Hand, die sie am liebsten sofort mit ihrer umschlossen hätte. Dann verlangte ein Kellner die Begleichung der Rechnung, damit die Bodega schliessen könne.

Sie liebten sich drei Wochen lang und das war durchaus wörtlich zu verstehen. Claude verschob alle Termine oder ließ sie einfach platzen, und Marija hatte in ihrem ganzen Leben nie etwas so reichlich ihr eigen nennen können wie Zeit.


Geboren am 02. November 1955 in Viersen. Von 1973-1980 Ausbildung und Tätigkeit als Fachpfleger für Geistes- u. Nervenkranke und Therapeut, zunächst an der Rheinischen Landesklinik Mönchengladbach. Ende der 1970er Jahre geht Füsers nach Berlin. Nach dem Besuch des Abendgymnasiums studiert er von 1981-1987 Anglistik und Romanistik an der TU Berlin (Magisterabschluß). Seit 1987 ist er freier Journalist und Schriftsteller, unter anderem als freier Mitarbeiter der Neuen Zürcher Zeitung. Seit 1996 ist Füsers Mitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) und seit 2001 Mitglied der IG Autoren/Autorinnen Österreich.

2004: Preis Drama X
2003: Preisfrage der Jungen Akademie der Wissenschaften, Berlin (Lobende Erwähnung)
2002: Emscher Drama Preis

Berliner Jahrhundertkneipen. Lehmstedt Verlag: Leipzig 2011.
Letzte Runde?. Ein Spaziergang zu den traditionellen Berliner Eckkneipen. Bild & Text. Wasmuth Verlag: Tübingen-Berlin 2009.
Vorovskogo PLatz. Erzählung. Verlag Die Scheune: Dresden 2005.
Ruf mich nie wieder an, du Schwein. Prosa & Drama. 2004.
Punchline. Roman. Aufbau: Berlin 2004.
Maladie D`Amour. Erzählung. Junge Akademie der Wissenschaft: Berlin 2003.
Amors Irrtum. Erzählung. Literatur am Niederrhein: Krefeld 2001.
Danke, gestorben. Roman. Kowalke & Co.: Berlin 2000.
Der blinde Fleck. Erzählung. Hundspost: Hamburg 1998.
Amors Irrtum. Erzählung. Muschelhaufen: Viersen 1998.
Chicago Sechs mal Sechs. Erzählungen. Kowalke & Co.: Berlin 1997.

Vorovoskogo Platz. Hörspiel. Kulturradio, RBB: Berlin 2007.

Schnitten TV. Autor. Boulevard Magazin. BILD-Online 2007.
Jesus liebt dich. Drehbuch (in Arbeit). Im Auftrag der Spirit In Media Film u. Fernseh GmbH: Spielfilm 2004
Die Reise der toten Dichter. Dramaturg u. Co-Autor von Wolf Backhaus. Gefördert durch die Mitteldeutsche Filmförderung. Kinofilm 2002.
Die Boegers. Drehbuch (2 Folgen). TV-Serie. Produktion U 5, Frankfurt/ M. ARD 2000.
Pech & Schwefel. Drehbuch (2 Folgen). TV-Serie. Produktion U 5, Frankfurt. ARD: 2000.
Max und Lisa. Drehbuch (1 Folge). TV-Serie. Produktion UFA, Potsdam. ZDF: 2000.
Irgendwie anders. Drehbuch (9 Folgen). Sitcom. Produktion creatv, Köln. RTL: 1999.
Take off - Die Flughafenpolizei. Idee und Konzeption einer Krimiserie. Produktion Flamingo Film, Berlin. Sat 1: 1999.
Die Chefin. Konzept für eine mehrteilige Sitcom. Produktion Filmpool, Köln. Sat 1: 1999.
Tod durch Liebe. Drehbuch. Folge der Krimiserie "Im Namen des Gesetzes". Opal Film, RT Film. Video 1998.
Spott-Light. Autor. Kabarett Show. Regie u. Produktion: Dieter Hallervorden. SFB, ARD: 1996/1997.
Mad in Germany. Drehbuch, Regie. Comedyshow. Produktion MPS München. RTL II: 1995
Der Frauenarzt von Bischofsbrück. Drehbuch. Regie: Roman Kuhn. Fernsehserie. Pro Sieben: 1994/1995.
Die Reise nach Tunesien. Drehbuch. 35mm Kurzspielfilm. Regie und Produktion: Christian Hannoschöck. 1994. (Prädikat: "Wertvoll").
Das Geheimnis des Maltesers. Buch, Regie und Produktion. Kurzkrimi. Beta S/W. Deutsche Welle TV, Premiere: 1993.
Tote trinken keinen Karo. Buch, Regie und Produktion. Kurzkrimi. Beta S/W. Deutsche Welle TV, Premiere: 1991.
Kalter Rauch. Buch und Regie. Kurzkrimi. Beta S/W. Rias TV: 1990.
585 KHZ. Co-Autor und Hauptdarsteller, Regie H. Schier. Fernsehfilm. ZDF: 1986.
Chicago 6 x 6. Buch und Regie. 35mm Kurzfilm. Produktion: Madeleine Remy Filmproduktion 1989.

Träume brauchen Anlauf. Musical, UA Friedrichstadtpalast: 2010.
Die Fischverkäuferin / Der Antrag. 2 Dramolette. Uraufführung: Theater Acud, Berlin 2007.
Deckerdenz. Kabarettprogramm. Uraufführung: Wühlmäuse, Berlin 2007.
Ein Kuss nach Ladenschluss. Dramolett. Uraufführung: Galaxy, Wien 2004.
Gabi Decker Leibhaftig. Uraufführung: Wühlmäuse, Berlin 2004.
Palastrevue – Revuepalast. (Text) Uraufführung: Friedrichstadtpalast, Berlin 2003.
Hauptstädter – Farce. Uraufführung: Theater im Ballsaal, Bonn 2003.
Hauptstädter Farce. Uraufführung: Theater im Ballhaus, Bonn 2002.
Gabi Deckers Casting. Uraufführung: Wühlmäuse, Berlin 2001.
Gabi Deckers Klassentreffen. Uraufführung: Wühlmäuse, Berlin 1998.
Ich wär so gerne Chauvinist. (auch Regie). Uraufführung: Ratibor Theater, Berlin 1994.

5 Erzählungen über die Schrecken der Liebe in: Stereo01. Internetzeitung für Literatur o.J.

Children can't be wrong. The Mariachi Hip-Hop-Club. (Lyrics). Virgin Records 1998.

Amors Irrtum. In: Muschelhaufen Nr. 38, 1998 und in: Literatur am Niederrhein 50/2001.
Der blinde Fleck. In: Hundspost, Nr. 10, 1998.
Der Segen des Fortschritts. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1990.
Bei Pfeiffers. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1989.
Die Seele des Kindes. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1989.
Ein Wohltätigkeitsbasar. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1989.
Schräges am Abhang. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1988.
Theorie und Praxis. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1988.
Liebe ohne Grenzen. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1988.
Der Ton macht die Musik. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1987.
Der Stachel des Skorpions. Literaturbeilage der Neuen Zürcher Zeitung 1987.

Les anecdotes du nouveau-baroque. Texte zur gleichnamigen Ausstellung von Xavier Regis Delerue. Galerie am Klausenerplatz. Berlin 1987.

Auskunft Autor, Eigenrecherche

Aktualisiert 01.07.2021