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Michael Lamprecht


Michael Lamprecht © privat
Michael Lamprecht
1952
Hamm
Welver
Hamm, Soest, Welver
Hellweg, Westfalen komplett
Satire
Zum Vulting 27
59514 Welver
02921-63272

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

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Arbeitsproben (1)

 

Aus: ALS FRAU BARDOT HERRN GOTT BETÖRTE.

Eins weiß ich sicher: Die Straßen waren leergefegt. Um so voller war die Gaststätte, in der sich auch meine Eltern eingefunden hatten und wie alle anderen fast bewegungslos auf ihren Stühlen hockten und gebannt in eine dunkle Ecke der Schankstube starrten, in der ein flimmernder Kasten stand.
Der Raum war erfüllt vom süßlich herben Duft des Bieres, das Rosi, die vollbusige, junge Wirtin, auf großem, rundem Tablett herumbalancierte und vom schweren, würzigen Aroma der Zigarren, das, Nebelschwaden gleich, über den Köpfen der Gäste hing.
Gern würde ich noch genauere Beschreibungen der Situation zu Papier bringen, würde auch gern am Specknacken von Herrn Voß vorbei meinen Blick auf die sich bewegenden Bilder des Kastens werfen, um zu erfahren, welche Spannung davon ausging, wie ein einziger Kasten es schaffte, diese achtzig bis hundert erwachsenen Menschen in seinen Bann zu ziehen; doch muß ich mich auf das beschränken, was durch mein Gehör oder durch meine Nase mich erreicht oder mir aus den späteren Erzählungen zusammenreimen, wie es an diesem Tag hier in der Gaststube zugegangen sein mag, denn noch bin ich gar nicht geboren. Noch hocke ich im Leib meiner Mutter, selig umrauscht von ihrem wärmenden Fruchtwasser und kann nichts sehen, höre und rieche lediglich und schmecke hin und wieder und muß versuchen, mir aus diesen Sinneseindrücken ein Bild zusammenzustellen, das natürlich lückenhaft bleibt, lückenhaft bleiben muß, da ich das Licht der Welt noch nicht erblickt habe.
Ich hörte nur, wie Rosi immer und immer wieder auf ihren hohen Schühchen dahergestöckelt kam und die schaumkronigen Biergläser mit einem gehauchten "Sehr zum Wohle" auf den Tischen abstellte und wie die Männer zumeist mit einem ebenso gehauchten "Danke" antworteten, einem nur so dahingestreichelten Danke sozusagen, daß ich annehmen muß, daß sie zumindest für einen Moment ihren Blick von dem Kasten abwandten, um ihn auf Rosi ruhen zu lassen oder besser auf Rosis Ausschnitt, zu dem der Ausdruck "ruhen" dann aber nicht mehr paßt. Eher müßte ich sagen, daß die Blicke der Männer begierlich in Rosis Ausschnitt hineinzuschlüpfen suchten, so weit es eben ging, wie sie es auch später noch versuchten, als ich schon sehen und laufen und also mit den eigenen Augen verfolgen konnte, wie sich die Blicke der männlichen Gäste in Rosis Ausschnitt nahezu tummelten.
Heute aber war es der Kasten, von dem die größte Faszination ausging. Geschlechterübergreifend hatte er sowohl Männer als auch Frauen in seinen Bann gezogen, selbst meine Mutter war bis in die Gebärmutter hinein gespannt, stieß sogar hin und wieder mit ihren Füßen auf oder stupste sie nach vorn, so als wolle sie etwas davonstoßen und drückte nicht selten ihre ineinander verkrampften Hände gegen ihren Bauch, also gegen mich, so daß ich mich weiter nach unten verkroch. Zu gern hätte ich gewußt, was denn diese Leute, insbesondere meine Eltern, solcherart fesselte und was meinen Vater veranlaßte, sich schon wieder eine Zigarette anzuzünden. Der erste Zug, der schmeckte ihm, das konnte ich hören, wie er den ganz tief in seiner Lunge versteckte, bis in die letzten Verästelungen saugte, um ihn dann ganz langsam wieder hervorsäuseln zu lassen, so daß er nun auch die Nüstern meiner Mutter erreichen konnte und über die sattsam bekannten Umwege endlich auch mich, und da schmeckte ich es wieder, Orienta mit Filter, dieser Marke blieb mein Vater treu.
Plötzlich ein Schrei wie aus achtzig Kehlen, einen unglaublichen Lärm im Gefolge; selbst meine Mutter war aufgesprungen, hatte beide Hände in die Luft geworfen und hüpfte auf und nieder, so daß ich Schwierigkeiten hatte, meine Position zu bewahren. Das Fruchtwasser klatschte mir nur so um die Ohren und nahm mir damit jede Möglichkeit zu ermitteln, was denn der Anlaß für einen solchen Ausbruch der Freude gewesen sein könnte, die aber gewaltig war, denn selbst der dicke Voß mußte in Bewegung geraten sein. Anders konnte ich mir das dumpfe Stampfen und das Beben der Fußbodendielen nicht erklären.
Langsam wurde ich neugierig auf den kleinen Flimmerkasten, der außer Bildern auch noch Sätze ausstieß. Man hörte zumindest, jetzt, wo alle Gäste langsam wieder zur Ruhe kamen und auch meine Eltern sich wieder setzten, eine hektische, etwas verzerrte, sich häufig verhaspelnde Männerstimme, die alles, was auf der Mattscheibe flimmerte, zu erklären schien. Doch ich verstand nicht viel. Nur daß es hin und wieder um einen Schäfer ging, der aber mit Schafen überhaupt nichts zu tun haben wollte, sondern viel lieber einen gewissen Grosics prüfte oder Buzansky durch einen Flankenwechsel, was auch immer das sein mag, ins Leere laufen ließ. Auch umspielte er einmal einen Herrn Puskas, was die Stimme des Kastens in euphorische Begeisterung versetzte.
Immer wieder kreisten die Worte des Kastens um ein rundes Leder, auf das es wohl mehrere Männer abgesehen hatten. Es wurde getreten, geflankt, gestoppt, einige stießen sogar mit dem Kopf dagegen, und es kam auch vor, daß jemand nach dem Leder griff, es einfach aus der Luft fing, wilde Sprünge vollführte, um dieses Etwas zu erreichen oder, wenn er dem Leder ganz übel mitspielen wollte, es vor einen Pfosten lenkte oder gar mit einer Faust dagegenhieb.
Zumeist traten solche Gesellen in Aktion, wenn es gerade spannend war, wenn meine Mutter wieder unruhig auf ihrem Stuhl herumrutschte und unvermittelt ihren rechten Fuß nach vorne stieß, als wollte sie selbst dem Ball ans Leder aber wieder nur den Stuhl von Herrn Voß traf, der jedoch nur leicht brummte und mein Vater, so hörte sich das wenigstens an, die Zigarette gar nicht mehr aus seinem Mundwinkel nahm, sondern gleichzeitig rauchte und flach atmete, stoßweise mit einem schlürfenden Geräusch wie von einer Pumpe verursacht; dann griff also wieder jemand nach dem Ball, tippte ihn ein-, zweimal auf und schlug ihn weit ins Feld des Gegners, so sprach jedenfalls der Kasten und erlöste damit meine Eltern aus ihrer verkrampften Haltung.
Die war nicht immer die gleiche, das spürte ich nicht nur, das hörte ich auch. Es gab diese eine, sozusagen ängstliche Verkrampfung und eine ganz anders angelegte freudige, die mit vielen "Ja's" und "Los" verbunden war. "Schieß doch, schieß doch", schallte es oft aus allen Kehlen wie aus einem Mund, und meine Mutter schoß, immer wieder brachte sie Herrn Voß zum Brummen, und diese, wie ich meine, von unbändiger Erwartung getriebene, freudige Verkrampfung löste sich durch in die Länge gezogene "Oh's" und "Ach's", durch heftige Enttäuschungsschübe also. Man stampfte mit den Füßen, schlug mit der flachen Hand auf einen Schenkel und fluchte vor sich hin. "Verdammte Hacke", ließ zum Beispiel Herr Voß in regelmäßigen Abständen vernehmen, während mein Vater meinte, sich mit "Scheibenkleister" erleichtern zu müssen. Andere sagten noch ganz andere Sachen, und manche wollten die sogar noch übertrumpfen. Einer machte häufig den Vorschlag, einen gewissen Fritz wer weiß wohin zu schießen oder empfahl einem Walter, besser gleich nach Hause zu gehen. Doktor Roettger schimpfte bei jeder Gelegenheit über einen "Pfeifenheini", den er auch hin und wieder "Hanswurst" nannte und an dem er wirklich kein gutes Haar ließ. Der konnte machen, was er wollte, alles machte er falsch. Dabei pfiff er bloß, aber wahrscheinlich immer im falschesten Moment.
Nein, was mußte dieser arme Mann sich alles an den Kopf werfen lassen. Wenn er pfiff, trieb es Doktor Röttger fast zur Verzweiflung, und er wollte ihm die Pfeife aus dem Mund schlagen. Pfiff er nicht, war es noch schlimmer, da trachtete er dem armen Mann gleich nach dem Leben, wollte ihm sein Innerstes nach Außen kehren. Nein, dieser Pfeifenheini war wirklich nicht zu beneiden. Doch auch alle anderen, die sich unentwegt um ein rundes Leder balgten, wurden nicht mit Schmeicheleien bedacht. Eher hielt man sie für "Flaschen", "lahme Enten", "Krummbeine" und "Holzhacker", wobei das letzte Wort schon eher wohlwollend und ermunternd ausgesprochen wurde. Zu all diesen Kommentaren quasselte die Stimme des Kastens unaufhörlich weiter von Attacken, Sturmläufen und Abwehrschlachten. Flache Bomben zischten über den grünen Rasen, unermüdlich warf sich jemand in einen knallharten Schuß und so weiter und so fort.
Es ging also hoch her in dem kleinen Flimmerkasten, aber das war alles noch nichts im Vergleich zu dem, was hier in der Gaststube losbrach, als plötzlich die Stimme "Tor, Tor, Tooor" brüllte, dieses eine Wort immer und immer wieder hinausschrie, fast weinte, unsäglich in die Länge zog, diese drei Buchstaben bis zum Zerreißen dehnte und spannte bis hin zum rollenden "R", dann wieder neu ansetzte zu einem abermals herzzerreißenden, jeden Schmerz, alle Angst, die ganze Verkrampfung auflösenden "TOOOR", das aber schon unterging in dem Gejohle der Gaststube, im Poltern der Stühle, Trommeln der Füße; ein ohrenbetäubender Lärm, der selbst mir in meiner Gebärmutter unerträglich schien; was mußte erst meine Mutter aushalten? Oder hörte sie gar nicht mehr hin?
Wie in Trance, so hatte ich sie noch nie erlebt, hüpfte sie auf und nieder, die Arme weit nach oben gereckt. Vor ihr hüpfte der dicke Voß, neben ihr mein Vater, alle, der ganze Saal, selbst Rosi ohne Tablett aber mit ihrem offenherzigen Ausschnitt, sie alle hüpften in einem fort. Man umarmte und küsste sich, schlug sich auf die Schultern, ein wahrer Hexentanz möchte man meinen, so muß es sich anhören, wenn die Hölle los ist.
Hier und jetzt war sie los, und ich hockte abgeschirmt im Leib meiner Mutter, was heißt hockte? Schaukelte, wippte, sackte nach unten, sackte wohl zu weit, denn plötzlich hielt meine Mutter inne, hielt sich den Bauch, stöhnte, klappte zusammen, mein Vater konnte sie gerade noch fangen, nahm sie auf den Arm, wußte nicht wohin, sah hilfesuchend zu Rosi, die hilfesuchend zu Dr. Roettger, der aber noch hüpfte, soweit es sein Holzbein zuließ. Jedenfalls wedelte er noch immer wild mit seinem Krückstock durch die Luft, was seine Nachbarn bewogen hatte, sich lieber wieder zu setzen, während ich mich auf den Weg machte, wie es heißt, obwohl mein Vater meinte, es sei noch nicht an der Zeit. Doch Rosi schob ihn in die benachbarte Küche und zeigte ihm die Couch, auf der meine Mutter sich niederließ, stöhnend immer wieder ihren Bauch fassend.
Mein Vater nestelte ihr alles vom Leib, was mir im Wege gewesen wäre, während Rosi heißes Wasser bereitete und auf Dr. Roettger hoffte. Ich aber preßte mich schon jetzt heraus, neugierig wie ich war, in einer Art Sturzgeburt, wie Dr. Roettger später diagnostizierte, als er endlich hereingehumpelt kam mit seinem zerschossenen Gesicht, das von einer riesigen Hornbrille zusammengehalten schien. Fast stürzte er sich auf meine Mutter, als er sich bückte, um nach der Nabelschnur zu sehen, wankend auf seinen ungleichen Beinen. Dann griff er nach meinen zarten Füßen, hielt mich hoch, mit dem Kopf nach unten und gab mir einen Klaps, damit ich schrie.
Und ich tat ihm den Gefallen, schon aus lauter Angst vor diesen fischigen Augen, die dicht hinter den dicken Brillengläsern lauerten, denn dort ließ er mich baumeln; und ich weiß nicht, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn es ein anderes Gesicht gewesen wäre als dieses von Narben übersäte, in dem die rechte Wange fehlte; oder war es die linke? Ein tiefes Loch jedenfalls da, wo sich auf der anderen Seite die Backe blähte, da schaute ich hinein, wie oft in meinem Leben?
Jedesmal, wenn ich krank wurde, bei Röteln, Scharlach, Husten, Mumps, immer tauchte dieses Gesicht über meinen fiebrigen Augen auf, angekündigt durch das schier unendliche Gepolter auf der Treppe, dieses dumpfe, ungleichmäßige Pochen, das immer näher kommt, mit Pausen auf dem Treppenabsatz, dann noch acht Stufen, noch achtmal setzt das Holzbein auf, wird nachgezogen, folgt dem gesunden Fuß, der ebenfalls in einem dunkelbraunen Schnürschuh steckt, nur nicht ganz so groß, nicht ganz so klobig, schon springt die Tür auf, er humpelt heran, bereitet das Setzen vor, wankt also dicht über mir, knickt in der Hüfte ein, fällt nach hinten, kommt dennoch neben mir zu sitzen. Und während ich ihm die Zunge heraustrecke, auf die er seinen Holzlöffel drückt, und jetzt, wo ich nicht neben ihm hänge, sondern vor ihm sitze, weiß ich, daß es die rechte Wange ist, die ihm fehlt und das rechte Bein, denn aus den Augenwinkeln sehe ich diesen ungeheuren Schuh, der neben mir und meinem Bett schwebt oder hängt, gänzlich ungeeignet jedenfalls für einen satten Schuß oder einen klugen Flankenwechsel.

Noch aber hänge ich, und damit komme ich zu meiner Ausgangsposition zurück, in Rosis Küche, also direkt neben dem Schankraum und schreie, was Dr. Roettger mit größtem Wohlwollen registriert. Er stellt auch fest, daß ich ein Junge bin, männlichen Geschlechts nämlich, und er hat, obwohl meine Mutter protestiert, auch schon einen Namen für mich, nämlich Helmut. An so einem Tag nämlich, das stelle man sich mal vor, sechs Minuten vor Schluß mache der Boß ein solches Tor, mit links auch noch ziehe er diese flache Bombe ab, daß es ihn selbst fast aus den Schlappen werfe, unhaltbar für Grosics, der sich zwar in die richtige Ecke geworfen habe, aber flach, flach, flach sei die Bombe eingeschlagen von unserem Helmut.
Vergessen schienen die Schmährufe, mit denen er noch vor wenigen Minuten alle Spieler bedacht, vergessen schien auch der Pfeifenheini, der Dr. Roettger fast zur Weißglut getrieben hatte. Jetzt schien er bester Laune, alle waren frohgemut, aus der Wirtsstube schallten Lieder herüber, "So ein Tag, so wunderschön wie heute", singend kamen sie herein und begafften mich, gratulierten meinen Eltern zu ihrem kleinen Weltmeister und verlangten nach Rosi, verlangten nach mehr Bier.
Rosi aber wollte mich erst noch baden und hatte mich mittlerweile auf ihre Arme genommen. Alle beneideten mich um meine exponierte Lage und wahrscheinlich um meine gute Aussicht, denn ich konnte, wenn ich wollte, Rosi direkt in den Ausschnitt starren, ihren prallen, an den knappen Blusenrand gepreßten Busen bewundern, der auf mich den Eindruck eines Kinderpopos machte, sicher etwas größer als der meinige, den Rosi in ihrer warmen, feuchten Hand hielt, aber für mich kein Anlaß, nun ständig dorthin zu schielen, wie Herr Voß es gemacht hätte, so sagte er, wenn er an meiner Stelle gewesen wäre. Und Rosi solle auf meine Grapschhändchen aufpassen, fügte er noch hinzu und lachte, nein, gackerte, schüttelte seinen riesigen Leib, und alle lachten mit. Auf Helmut erhoben sie ihre Gläser und schauten mich dabei an, prosteten mir zu, und "Freibier", schrie der erste, "Freibier", schrien die nächsten, alle stimmten zu und stimmten mit ein, und so blieb meinem Vater nichts weiter übrig, als sich an den Zapfhahn zu stellen und zu zapfen für achtzig oder neunzig trockene Kehlen, während Rosi mich in die Zinkwanne setzte.


Geboren am 30. März 1952 in Hamm/Westfalen. Abitur am Freiherr-vom-Stein Gymnasium in Hamm. Studium der Geschichte und Pädagogik in Hagen, Berlin und Dortmund Dipl.Päd. Erste literarische Veröffentlichungen (Gedichte und Kurzgeschichten) in Zeitungen und Zeitschriften seit 1980 - z.B. Der Totenschmaus, München 1984. Seitdem zahlreiche Veröffentlichungen in Anthologien z.B. Meer lesen, mit Kristin Völlmicke und Monika Schreckenberg, Soest, 2014. Mitglied des Verbandes der Schriftsteller VS seit 1987. Mitglied der Christine-Koch-Gesellschaft e.V.

2011: Edelrabe der Literarischen Gesellschaft Sauerland
1990: Satirepreis der Stadt Gladbeck
1987: Förderpreis des Ruhrgebiets
1986: Belobigung beim Alfred-Kitzig-Förderpreis der Stadt Ahlen

Wartezeit. ahh-Verlag: Berlin 2016.
Als Frau Bardot Herrn Gott betörte. AT Edition: Münster 2005.
Die Gegenwart der Vergangenheit der Liebe. Weltkreis: Köln 1987.

Seit 1984 Veröffentlichungen in Zeitschriften, Zeitungen und Antologien, u. a.:
Rede des hohen Herrn Jägerkern von Soest auf seinem Ritt zum Kamener Kreuz über den Hellweg ebendaselbst. In: Kreuz und Quer den Hellweg. Klartext: Essen 1999.
Von Schützenwesen und Ungeheuern. In: Heimatkalender des Kreises Soest. Soest 1993.
Totenschmaus. In: Kürbiskern 1/1984. Damnitz: München 1984.

Auskunft Autor, Eigenrecherche

Aktualisiert 04.07.2021