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Dr. Horst Landau


Horst Landau © Horst Landau
Dr. Horst Landau
1937
Düsseldorf
Düsseldorf
Rheinschiene, Rheinland komplett
Prosa, Lyrik
Lichtstraße 30
40235 Düsseldorf
0211681428
02116988051

Arbeitsproben (8)

 

WORTFALLE

Ins Wort gefallen
Du mir
Ich dir
Wir einander

Jetzt hängen wir beide im Wort

Sprach-
Los :
Was ist mit der Sprache
Los ?

Trägt sie uns ?
Trügt sie uns ?

Gehn wir ihr auf den Grund
Kommen wir auf den Hund

Den Schweinehund
Innen

Im Sprachgewand
Wortgewandt
Silbenbestickt -

Wolln wir gefallen
Läßt sie uns fallen

Auffallen
Aufprallen

Auf einander
Und miteinander

Ins Wort
In die Falle
Tappen.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


BEZIEHUNGS-LOS

Ich behaupte mich
Du behauptest dich
Wir behaupten - ja, was denn:
uns ?
einander ?
uns gegeneinander ?

Ich behaupte zu sein
Also bin ich
Das ist die Hauptsache
Behaupte ich
- Reine Kopfsache !

Das Andere regelt sich
Gewöhnlich so nebenher:
Gewohnheitsbewohner
Nebenhermensch

Beziehungsweise
Oder
Beziehungsdumm

In der Menschenmühle geschrotet

Wird die DU-Seligkeit
Zur Dusseligkeit

"Mit Bezug auf diese
Unsre Beziehung
Beziehe ich mich
Auf dein Diesbezügliches..."

So lieben wir uns
Jeder sich selbst

Partnerschaft auf Bezugschein
Jedefrau ist ihr eigener Herr
Und jeder Mann seine Frau

In mancher Beziehung
Reicht das Trotzalter
Vom Laufställchen
Bis zur Intenisvstation

In Beziehung gesetzt
- Oder gleich in die Nesseln.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


ERFOLGSBILANZ

Sachzwängen unterworfen
Den starken Mann markieren

Öffentlichkeitsarbeit
Mit täglichem Trend-Trab

Das Kind einsperren
Und die Sau rauslassen

Schlagende Argumente beantworten
Durch Schlagen der Argumentierenden

Notfalls sich ein Herz fassen
Doch niemals das eigene -

Erst der Infarkt dann quasi
Als Existenzbeweis.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


KNUSPERHAUS

Auch du brichst einen Ziegel aus der Wand
Und nimmst ihn mit:

Leben auf Abbruch,
Jeder bedient sich,
Solange der Vorrat reicht.

Wenn es erst eingestürzt ist,
Das Haus,
Wühlen wir in den Trümmern -
Bis wir auch dort nichts mehr finden.

Dann tritt das alte Grundgesetz
Endlich wieder in Kraft:

Wir fallen einander an
Mit Nägeln und Zähnen.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


AUFERSTEHUNG

Speise mich ein
In deinen Mikrochip

Sorgsam chiffriert
Und gerastert -

Gehe ich dann verloren
Reanimiere mich

Auf dem Monitor

Wo ich prompt erscheine
Bei richtiger Dateneingabe

So bleibe ich dir
Immer-fort
Auf Abruf

Gewogen
Und leicht
Gefunden.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


PFINGSTEN

Nimm dein Herz in die Hand
Und den Kopf zwischen die Beine!

Der Geist ist heilig
Und anders heilig das Fleisch

Freilich der Ausgleich ist selten:

Daß einmal der Kopf
Zeugt und klafft und gebiert

Während der Schoß
Mit tausend Zungen redet

- Das Herz auf der Zunge
Und nichts als Sex im Kopf:

Ach all die Irrungenschaften
Dieses Zeitalters
Dieses Geschlechts!

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


TRAUMPOEM

Nirgendwo - keine Spur
Allenthalb Fährten
Über die Hüteschnur
Quer durch die Gärten.

Todeskampf, lebensstress
Kriege um Frieden
Alle zu-gleich indes
Sind wir verschieden.

Mondenstaub, Harfenklang
Niemandes Trauer
Löschen im Abgesang
Regen und Schauer.

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


DENK-AUFGABE

Frohe Botschaft
Von fixen Ideen
Ein Denkmal -

Laß
Es bleiben!

- Mach dir
Ein paar schöne Stunden

Gib den Geist
Auf!

Aus: Befremdliche Befindlichkeiten


Geboren in Düsseldorf, 37. / Als Jüngling schüchtern und relativ fleißig. / Ich ward erwachsen, Zahnarzt und Vater, / Nahm auf mich das Kreuz: Worträtselrater.

(Geboren 1937 in Düsseldorf. 1962 Staatsexamen, 1994 Promotion zum Dr. med. dent., 1965 7 Monate Bundeswehr, Stabsarzt (Z) d. R. Bis 2001 Arbeit in der vom Vater übernommenen Praxis. Seither im Ruhestand. Als Schriftsteller seit 1973 Mitglied im VS und seit 1991 in der Europäischen Autorenvereinigung "Die Kogge". Von 1978-1980 sowie von 1995-1997 VS-Bezirkssprecher für Düsseldorf und Neuß.) 

Wenn Dornröschen erwacht…. Roman. Edition XIM Virgines: Düsseldorf 2008.
Die Invasion u.a. Erzählungen. Wim Snayder: Bielefeld 1994.
Das verschwundene Haus. Erzählungen. Pendragon: Bielefeld 1987.

Denk-Aufgabe. Lyrik und Prosa. Reihe: "Ehrenwort" Nr. 13. Virgines: Düsseldorf 2017.
Befremdliche Befindlichkeiten. Gedichte und Aphorismen. Sassafras: Krefeld 2002.
Schädelstadt. Gedichte. Sassafras: Krefeld 1983.
Zweifaltigkeitstexte. Gedichte. Vaganten Edition: Rothenburg o.d.T. 1975.

Das Orakel. Hörspiel. Neufassung. CD. Apex: München 2017.
Erste Rundfunkveröffentlichungen in der Reihe "Lyrik heute". Deutschlandfunk: 1969 und 1972.
Zwei Hörspiele. Radio Saarbrücken: 1972 und 1974 (mehrere Wiederholungen in verschiedenen Sendern).

Das Orakel. Hörspielkassette. Klett: Stuttgart 1986.

Außerdem diverse Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk, über 90 Anthologien, mehrere Plakate; Zusammenarbeit mit Künstlern; Lesungen in Schulen, Kneipen, Bibliotheken, Gefängnissen, Galerien, Literaturtelefon.

Mein Selbstverständnis als Autor.

Mein Selbstverständnis – "hier stock’ ich schon" – ja versteh’ ich mich denn selbst? Und nun auch noch als Autor? Kann ich überhaupt unterscheiden zwischen "mir" (als Mensch?) und mir "als Autor"? – Und wenn: möchte ich das? - Individuum, als das ich mich doch sehe. - Oder?
Indivi-duum: unteilbar zwei? – Vielleicht aber doch teilbar, dividierbar?

Was käme wohl dabei heraus, wenn ich mich aufspalten würde, mich aufteilen in einen, der schreibt und einen, der versteht - und das vielleicht sogar noch selbst?
Oder ist vielmehr der Schreibende, der Autor also, der, welcher verstehen – und der andere ("der Mensch"?), der, der verstanden werden soll?          
Wer also soll wen beurteilen: das Autoren-Ich das Menschen-Ich - oder umgekehrt?
Und was käme allenfalls heraus als Ergebnis einer solchen - womöglich gegenseitigen - Vivisektion?
Herzblut? – Oder doch nur Tinte, Druckerschwärze?

Nein, wenn ich mein Seziermesserchen schon ansetze, dann doch eher, um in all die  aufgeblasenen Wahn- und Lügenballons reinzustechen, die mich, die uns alle allenthalben umgeben: all diese vertrackten Marketingblasen-Phrasen, mit denen wir manipuliert werden sollen, Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen – einschließlich der ideologischen und religiösen Weltdeutungsmuster, mit denen man uns das selbstständige Denken auszutreiben versucht.

Auskunft Autor

Aktualisiert 04.07.2021