
32469 Petershagen-Friedewalde
Arbeitsproben (3)
Aus: SCHATTENDASEIN
Als vor unendlichen Augenblicken die Hoffnungslosigkeit als schwerer schwarzer Staub sämtliches Licht und alle Farben begrub, überlebte nur der Schatten. Zerrissen und klagend quälte er sich durch gestorbene Zeit, voller Sehnsucht nach etwas, was er tief in sich nur noch als schmerzende Erinnerung ahnte: An das Licht der Liebe und die Farben der Freude. Unvollkommen, trauernd nach dem Einssein, saß er neben der Gleichgültigkeit, und Gefühlskälte begann ihn frierend zu umschlingen.
Als die Unendlichkeit Luft holte und die Betäubungsuhr den Erweckungsschlag erdröhnen ließ, stand der Schatten auf. Er schüttelte die tote Ewigkeit als unzählige kleine Eissekunden von sich und beschloss, das verlorene Strahlen wiederzufinden. Als er ein Stück gegangen war, begegnete ihm der Verstand. Er fragte ihn, ob er das Licht der Liebe und die Farben der Freude gesehen habe.
Kenne ich nicht, meinte dieser. Licht ist mir ein Begriff, damit kann man im Dunkeln sehen - und mit Farben kann man zeichnen. Doch Liebe und Freude kenne ich nur vom Hörensagen. Sie sind mir auch nicht so wichtig. Logik und Vernunft haben für mich eine viel größere
Bedeutung.
Seufzend wandte der Schatten sich ab. Dies war es nicht, was er suchte.
FRAGMENT EINER LIEBE
Spürst du es nicht?
Kältewellen zersplittern Gefühle wie einen gläsernen Spiegel
Sieben Jahre Pech
Vertrauen, Zärtlichkeit, Achtung
chaotisch verstreut
Nichts als Auslegware für dich
Stolz fegt die Reste unter den Teppich
Du merkst es nicht!
Ja - manchmal kann man die Liebe nur Stückchenweise überstehen
SYMBIONT
Wärest du nicht zu unserer Verabredung gekommen, hätte ich mich gewundert! Ich umarmte dich herzlich und sah dich freudig an. Als du meinen Blick erwidertest, gefror mein Lächeln.
Ich sah in Augen aus Spiegelglas. Sah mich darin mit einem maskenhaften Grinsen und fragte dich schließlich, was du sehen würdest?Dich sagtest du. Was ich natürlich nicht widerlegen konnte, sah ich doch auch nichts anderes. Mir wurde unbehaglich zumute. Wo bist du? Wo hast du deine Persönlichkeit gelassen?
Ich habe sie aufgegeben für dich, sagtest du
hingebungsvoll.
Ich erschrak zutiefst und spürte gleichzeitig, dass du dich in mir auflösen
wolltest. Ich bekam Angst - brauchte Distanz. Als ich zurücktrat, wurde ich kleiner in deinen Augen. Das gab mir Sicherheit.
Ich will nicht! Ich mag mich in meiner Einzigartigkeit, stieß
ich hervor. Jetzt sah ich bei dir Angst aufflackern. War dies die einzige Möglichkeit für dich? Mich zu halten, indem du dich unauflösbar mit mir verbandest? Ich entfernte mich noch weiter von dir. Doch sogar in dieser Handlung tatest du das Gleiche.
Die einzige Rettung ist, wenn du deine Menschenwürde wieder zurückerwirbst, rief ich. Nur dann besteht Hoffnung für uns beide...
Doch da ich nun schon sehr weit weg war, konnte ich nicht mehr feststellen, ob du mich gehört hattest.
Vita
Geboren 1955 in Witten an der Ruhr geboren und dort aufgewachsen. Sie war seit früher Kindheit der Literatur, Kunst und Natur verbunden. Dennoch machte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete später als Verwaltungsfachangestellte. Ab 1986 widmete sie sich ihrer künstlerischen Berufung. Sie begann zu schreiben, engagierte sich in Autorengruppen und machte erste Lesungen. Außerdem schloss sie eine Ausbildung für „Experimentelles Improvisations- und Bewegungstheater“ in Düsseldorf ab, wo sie auch einige Jahre Theater spielte. Sie nahm an zahlreichen Fortbildungen im Gesangs-, Tanz- und Theaterbereich teil und arbeitete als Kursleiterin für Improvisationstheater. Bereits während eines Fernstudiums 1998 für Belletristik und Sachliteratur erfolgten erste Veröffentlichungen in Prosa und Lyrik. Weiterbildungskurse für Autoren schlossen sich an. Sie studierte Literaturwissenschaft und Kunst an der Uni Hannover. Im Bereich Kinderkunst führt sie Theaterprojekte, Lesungen, Schulprojekte und Kinderlesclubs durch.
Auszeichnungen
2004: Wolfgang A. Windecker Lyrikpreis (vorm. Anna und Adam Launhardt Gedächtnispreis), Alfeld/Leine
Förderpreis der Stadt Witten mit dem „Wittener Autorentreff“
Prosa
Eislichter. Märchen, Lyrik und Erzählungen (mit Grafiken der Karlsruher Künstlerin Chili). Geest Verlag: Ahlhorn 2001.
Kinder-& Jugendbuch
Die Abenteuer des kleinen Sonnenstrahls. Kinderbuch. Geest-Verlag: Vechta 2003.
Funk
Radio EN: Interview am 23.08.2001.
Fernsehen
Fernsehaufnahmen des WDR Bielefeld mit dem Kinderleseclub "Lesebiber", 2004.
Internet
Laotischer Salon: Erzählung: Nicht nur ein Wintermärchen.
Die Textdiebe: Kurzgeschichte. Wendepunkte. www.textdiebe.de
Federwelt: Lyrik. Dämmerstunde. www.federwelt.de
Literascript: Seite ausgewählter Autoren. www.literascript.de
Lyrikwelt: Seelenbefreiung. www.lyrikwelt.de
WIEND-Onlinezeitung: Auswahl Hitliste mit drei Beiträgen. www.wiend.de
Anthologie
Augsburger Friedenssamen. Hg. Bratislav Rakić. Gefördert von der Stadt Augsburg. Geest Verlag: Vechta 2004.
Gestorben ist nicht tot. Hg. von Ute Eppich. Geest Verlag: Vechta 2002.
Angsthasen. Geest Verlag: Vechta 2001.
Kein Ammenmärchen. In: Cornelia Eichner, Ine`s Jaccobie: Angsthasen. Grafiken von Marion Hallbauer. Geest Verlag: Ahlhorn 2001.
Textdiebe. Die erste Anthologie. Textdiebe Verlag: München 2000.
Warten auf eine Taube. Jubiläumsherausgabe des Wittener Autorentreffs 2000.
Tränen. Eine Anthologie. Herausgegeben von Cornelia Eichner. Geest Verlag: Ahlhorn 2000.
Nationalbibliothek des deutschsprachigen Gedichtes. Ausgewählte Werke. Realis Verlag: München (mit den Gedichten: Bd. II Seelenbefreiung, Bd. III Fingerspitzengefühl, Bd. IV Dämmerstunde).
Herausgeberschaften
Sonnensprung. Geschichten über Krisen und Chancen. Anthologie. Geest Verlag: Ahlhorn 2002.
Sonstige Veröffentlichungen
Federwelt. Ausgabe Nr. 25 Dez. 2000/Jan. 2001.
Zeitschrift für Autoren, Federwelt Verlag: Berlin.
Das Boot: Blätter für Lyrik der Gegenwart. Nr. 151. Aktuell Verlag für Literatur der Gegenwart: Weinstadt 2000.
Lyrik-Kalender 2000. Aktuell-Verlag für Literatur der Gegenwart:
Schwaikheim 2000.
Taxi-Magazin. Kurzgeschichte Brüche. Peter Knümann: Witten April 2000.
Taxi! Die Kutscher-Szene im Westen. Peter Knümann: Witten Heft 1/01 2001.
Krimi: Der Knaller (mit einem Cartoon von Thomas Knufmann).
Quellenangabe
Auskunft Autorin, Eigenrecherche