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Maria Sperling


Maria Sperling © privat
Maria Sperling
1934
Möhnesee/Körbecke
Soest
Möhnesee, Drüggelte, Herzfeld, Soest, Attendorn
Hellweg, Südwestfalen, Westfalen komplett
Prosa, Lyrik
Kattenhol 1D
59494 Soest
02921-31166
02921-31155

Pressedaten

Erläuterungen und Bedingungen

Pressefotos und Logos zum Download in der Datenbank LITon.NRW

Das Westfälische Literaturbüro in Unna e.V. pflegt im Rahmen der NRW-Literatur-Online-Datenbank LITon.NRW (ehemals www.nrw-literatur-im-netz.de) seit Herbst 2003 eine Foto-Datenbank mit hochauflösenden Fotos von Autor*innen sowie Fotos und Logos von literarischen Institutionen und Projekten aus NRW. Der Service richtet sich an Medien und Literaturveranstalter*innen, die auf diese Weise unkompliziert an Pressefotos und/oder Logos gelangen können. Dieser Service ist (in der Regel) kostenlos. Wenn ein*e Autor*in / eine Institution / ein Projekt Pressefotos bzw. Logos zur Verfügung gestellt hat, ist unter dem jeweiligen Profilfoto das bzw. die entsprechende/n Symbol/e aktiv (anklickbar). Klickt man darauf, klappt bei den Pressefotos ein neues Menü aus, worüber sich das/die Foto/s herunterladen lassen; bei den Logos öffnet sich direkt ein neues Fenster, worüber diese direkt heruntergeladen werden können. Einem Download steht nichts entgegen, wenn die folgenden Nutzungsbedingungen akzeptiert werden:

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Pressebild(er)

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Arbeitsproben (6)

 

WÖRTER SÄTZE

leichtfüßige gauner
fahrendes volk
luftballons
bunte pralle
dem flüchtigen augenblick
entwischt und auf und davon
und nicht wieder einzufangen
zauberer seid ihr
und falls ihr zurückkommt
mit dem wind
der weht wo er will
erscheint ihr mir
ehemals gaukler
federleichte geschöpfe
des zufalls
plötzlich gewichtig
beladen und schwer
von gesammelter zeit
sternschnuppen
ausgeschert auf die eigene bahn
wanderer
die den trampelpfad
zwischen gestern und morgen
verließen
weil ihnen flügel wuchsen


GRENZE 2000

Das Protokoll der Sekunden
mit dem Atem
in den Wind geschrieben:
Unlesbar
Durch alle Membranen
tröpfelt die Zeit

Das Geflecht des
Verrinnens zerreißen
Seine Phasen verschieben
in die lange Weile
Kompatibel sein
dem Unzählbaren

Die Vanitasin
der vierten Dimension
überholen
Grenzgänger
Ich


ZWISCHEN TÜR UND ANGEL

Tauben auf Asphalt, plustergefiedert,
betrippeln den Blick. Dein Atem,
in den Rücken gehaucht dem Eistag,
gefriert zwischen Tür und Angel. Wer
haucht Löcher in Eisblumenwände?
Küßt dich die Sehnsucht wund.
Tanzt Blutfuß. Ruckedigu.

Steine sollen seit kurzem singen,
gefrorene Rosen flattern, Wunschzettel
werden bergan geworfen, die Jakobsleiter
entstaubt, vom Holzwurm befreit,
soll durch Zirrus ins Weite führen.
Seit alters stechen Himalayagipfel
Spiralnebel an, leiten seit alters
über. Alles ist heute wie immer
nach allen Seiten hin offen.


ENTON - BOTSCHAFT

Sich dem Augenblick geben,
der seine Flügel gespannt hält,
uns aufzufangen, wenn
die Fliehkraft uns auswirft.
Der schwebend uns hält,
als habe er immer gewartet,
uns Heimat zu geben und
weiß es nur flüchtig zu tun,
weil wir Hastende sind.

Namenlos fallen Bäume uns zu,
ihre Rinde zu fühlen:
Tamarisken, Mimosen
Wir laufen vorüber,
fassen die Wurzel nicht,
die nach der Quelle sich streckt.

Hier in der Wildnis
hat die Zeit sich vergessen.
Der Augenblick steht
im Rotocker des Fels, der
Ameisenstraßen im körnigen
Sand, im heißen Verfall
der Termitenkegel, im Gurren
und Läuten, zitternden
Schweben, im Schillern
von Fliegenflügeln, Libellen.
Die Wildnis läßt alles heraus,
was fremd ist.

Und wir sind nur Auge und
außen, wo wir der Spur des
Wasserhuhns folgen dahin,
wo der Fluß sich staut. Wo
in lautlos rhythmischem Sprung
das Känguruh federt zum See, sind
wir Voyeure der Fruchtbarkeitsriten
sich paarender Schwäne, der
sägenden Wollust der Frösche,
Zikaden in der gläsernen Mondmilch,
eukalyptischer Brunst zwischen
Werden, Vergehen. Spiel aus
Farben und Schatten, verkordelt der
Einton - Botschaft des Didgeridoo.

Sich dem Augenblick geben,
der seine Flügel gespannt hält,
uns aufzufangen,
wenn die Fliehkraft uns auswirft.


ICH FRAGTE DAS LEBEN

Es fragte zurück
Ob den Rausch ich getrunken
Das schillernde Glück
Den Wein
Im Gelübde der Rose

Und ich sagte
Ich trank ihn
Den dunkelen Wein
Und erlag seinem Rausch
Und blieb doch allein
Im bebenden Schatten der Rose
Und als ich erwachte
Da wußt ich so rot
So rot das lockende Leben

Ich fragte es wieder
Da sprach es von Tod
Und von glühenden Rosen
Das Leben


Aus: AIXS MUNDI

Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.
(Christa Wolf: Kindheitsmuster)

Dies könnte eine unendliche Geschichte werden: an den Ort der Kindheit zurückkehren. Eine Versuchung, die es in sich hat. Sporadisch taucht dieser Gedanke immer mal auf, hakt sich an einem x-beliebigen Punkt fest, immer woanders zeitlich oder räumlich, immer aber außerhalb jeder erkennbaren Ordnung, und im Auftauchen schon setzt er etwas in Bewegung, das dann in ihr zu kreisen beginnt, zu einem Strudel anschwillt, der aus der Tiefe Bilder, Laute, Gerüche, Erlebtes, womöglich auch Geträumtes, hochdreht, ein Strudel, der sich, wie vieles in ihr, am See festmacht: Ein Stein, ein winziger nur, von der Versuchung ins Wasser geworfen, zieht Kreise, sich weitende Ringe, und während sie ihnen folgt, die doch irgendwann sich in der Weite des Sees, womöglich erst an seinem Ufer, verlaufen müßten, schwingt ihr Blick zurück zur Mitte, bohrt sich in die Tiefe, spiralig, tiefer und tiefer, wirbelt schließlich den Seegrund auf mit Tang und Schlinggewächsen, die sich ihr um die Füße zu winden drohen, während sie wieder das Kind ist, schwimmend im See, dem See, der den Glanz dieser Kindheit, auch ihren Kummer, umso klarer in die Gegenwart reflektiert, je klarer sein Spiegel ist: einer Kindheit im Dorf. Sich freimachen oder sich in ihre Tiefe ziehen lassen. Ein Entweder-Oder gelingt nicht. Oder besser: immer nur für kurze Zeit. Sie hat sich zwischen den beiden Möglichkeiten eingerichtet, was nichts anderes heißt, als: zwischen zwei sich parallel miteinander windenden Spiralen, Vergangenheit und Gegenwart.
Da ist das Dorf, wie es sich heute zeigt mit all den Veränderungen, Modernisierungen und vermeintlichen Fortschritten, die es ungleichgewichtig nach Osten auswuchern, wo alle Stilarten und -wirren, auch kunststoffsäulenverniedlichte Scheinarchitektur aus Zuckerbäcker-Baumarkt-Angeboten sich austoben. Und nahezu deckungsgleich damit läuft ein von Sonne und Alter leicht angegilbter Film der erinnerten Kindheit, das Dorf am See mit seinen überschaubaren konzentrisch gewachsenen Strukturen, zweifellos die gewichtigere der beiden fast kongruenten Spiralen, weil sie in den ersten Anfängen gründet, im zunächst Ungewußten, später im allmählichen Erwachen des Gewußten.
Sie ist überzeugt, daß Ort und Zeitpunkt der Geburt eines Menschen wichtige Koordinaten sind, in denen seine "Axis mundi" gründet, sein kosmischer Ort, um den sich erweiternde Kreise ziehen, wenn eine Kindheit einigermaßen ungestört verlaufen darf wie die ihre. Tatsächlich pendelt ihr Leben ständig zwischen Peripherie und Mitte, und manchmal, wenn sie der Verdacht überkommt, sie könnte von der Zentrifugalkraft ausgeschleudert sein in irgendwelche Namenlosigkeit, wird sie wie von elastischen Fäden wieder zurück in diese Mitte gezogen, ein barmherziger Akt, woher gesteuert auch immer, der seinen Ort hat, festgeschrieben in den Koordinaten ihrer Geburt, Dreh- und Angelpunkt ihrer Unternehmungen, der ihr die Gewißheit gibt, zu Hause zu sein, wo immer sie sich befindet, der sie immer wieder zurückzieht ins Maß ihres Ursprungs.


Geboren 1934 in Möhnesee/Körbecke, Lehrerin, wohnt in Soest. Schülerin von H.C. Artmann (Schule für Dichtung in Wien).

2013: verrückt nach Leben - Anthologie, Solingen
2009: Edelrabe-Literaturpreis der Christine-Koch-Gesellschaft e.V.

Botschaften des Augenblicks. Erzählungen und Gedichte. Woll: Schmallenberg 2016.
Taubenauge und Holunder. Dorfgeschichten und Gedichte. Pallas: Dinker 2014.
Abzweig nach Gwandalan - Australisches Mosaik. Erzählungen und Gedichte. Pallas: Dinker 2003.
Versuche gegen die Fliehkraft. Erzählungen und Gedichte. Pallas: Dinker 2000.
Herzpendel. Spiegelungen und Spuren. Prosa und Lyrik. Asten: Arnsberg 1998.

Arkadien ist fern. Gedichte, Malerei: Ingeborg Porsch. Pallas: Dinker 2000.
Versuche gegen die Fliehkraft. Erzählungen und Gedichte. Pallas: Dinker 2000.
Herzpendel. Spiegelungen und Spuren. Prosa und Lyrik. Asten-Verlag: Arnsberg 1998.

In: Verrückt nach Leben. Custos: Solingen 2013.
In: Möhnetalsperre - Ein Jahrhundert. Möhnesee 2013.
In: Soester Zeitschrift für Geschichte und Heimatpflege, 2008.
In: Grenzgängerinnen. Lessing-Verlag: Dortmund 2004.
Bahnsteig (Gedicht); Eine zweite Geburt (Kurzprosa). In: A 45. Längs der Autobahn und anderswo. Grupello: Düsseldorf 2000.
In: Jahrbuch Westfalen. Münster 1999, 2000, 2004, 2005.
Axis Mundi. Kindheit zwischen Haarstrang und Möhnesee. In: Kreuz und quer den Hellweg. Literarische Ansichten einer Region. Hrsg. von Herbert Knorr im Auftrage der Stadt Unna und des Westfälischen Literaturbüros in Unna e.V. Klartext: Essen 1999.
In: Heimatkalender des Kreises Soest. Soest 1998, 2012.
In: Schmallenberger Sauerland Almanach, 1997.
In: Kleine Reihe der Christine-Koch-Gesellschaft. Schmallenberg 1996, 1999, 2002, 2003, 2004, 2005, 2007, 2011, 2013, 2016.
In: H.C.Artmann (Hg.): Lyrik als Aufgabe. Wien 1995.
In: Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes. Meschede 1994, 1996, 1998, 2000, 2001, 2002, 2003, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2014, 2016.
In: Podium. Wien 1993, 1994, 1998.
In: Sprachgitter. Köln 1981.

In: Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes. Meschede 1998, 2000, 2001, 2009.
In: Lit°Form 1999, 2000.

Rezension von:

Maria Sperling, Taubenauge und Holunder. Dorfgeschichten. Erzählungen und Gedichte. Hrsg. vom Kulturverein Möhnesee e. V. Soest 2014. Pp. 146. ISBN 978-3-00-046306-8

Mit ihrem Prosa- und Lyrikbändchen Taubenauge und Holunder hat Maria Sperling ein Kaleidoskop mannigfaltiger Erinnerungen geschaffen. Der Untertitel („Dorfge-schichten") verweist auf das Zentrum ihrer Erzählperspektive: der kleine Flecken Körbecke im Umfeld von Möhnesee, Haarstrang und Soester Börde. Das will frei-lich nicht bloße Ortsangabe sein. Das Dörfchen mit seiner Umgebung ist Dreh- und Angelpunkt der Texte, und selbst abwesend bleibt es doch anwesend. Denn auch unausgesprochen bleibt die engere Heimat der rote Faden, der sich durch Maria Sperlings Buch zieht. Dabei ist Heimat in seiner tiefsten und schönsten Bedeutung zu nehmen: als der von weit her kommende Ursprung der eigenen Existenz, als der „unergründliche Brunnen der Vergangenheit" (Thomas Mann). Heimat ist also mitnichten bloßer Aufhänger für Reminiszenzen aus Kindheits- und Jugendtagen, Heimat ist zumal im Rückblick auch Chiffre für eine unstillbare Sehnsucht – hierin an die Romantik erinnernd, die auf die Frage: Wohin gehen wir? die Antwort wusste: immer nach Hause! – Maria Sperling sagt es auf ihre Weise, unpathetisch und in zarter Andeu-tung: Das Dorf meiner Kindheit / die Apfelbäume unter der Haar / trag ich im Kopf / durch die Jahre / immer spult sich / in mir die Zeit zurück.
Erstaunlich und abwechslungsreich ist das Oszillieren der Texte zwischen hand-festem Alltagssinn und subtiler Reflexion. Da ist zum einen der farbenprächtige Bil-derbogen der ländlichen Heimat: Weiden und Hecken, die sonnenblumenumstan-denen Gärten, die mächtigen Eichen, in deren Schatten es sich in der Sommerhitze so gut schlummern ließ, das alte elterliche Haus mit seinem unverwechselbaren Knaster-Arom, die knarzenden Treppen, die geheimnisvolle, weil mit Vorhänge-schloss bewehrte Truhe, die bauchige Kommode, das nicht ganz geheure Dunkel des Kellers und sein Geruch nach eingelagerten Kartoffeln, die im Zwielicht tan-zenden Spinnwebe des Dachbodens, die schnapsgetränkten, durchzechten Näch-te der Bauern, ihr Heimwärtswanken beim ersten Hahnenschrei, das Abendrot über dem spiegelglatten Möhnesee, begleitet vom fernen Angelus-Läuten, überhaupt die Kirchen, ihr weihevolles Halbdunkel, der Weihrauch des Hochamtes und die erste Beichte durchs Gitter. Ja, und dann die Feste, die kirchlichen und die weltlichen! Besinnlich oder ausgelassen ging's zu, ergreifend oder überschäumend. Da war zum Beispiel das große, derbe Schlachtfest mit seinen herrlichen Wurstplatten, er-kauft freilich mit dem blutigen Ende der Schweine und ihrem Quieken zum Gotter-barmen – dies nur als Kostprobe des vollen, prallen Heimatlebens, das die Autorin mit soviel Empathie zu zeichnen weiß.

Da ist zum anderen noch das Große Weltgeschäft, die Politik, die sich als langer Schatten auch über das geliebte Dörfchen legt. Gemeint ist der Einbruch der Barba-rei 1933, ferner der Krieg, der direkt und indirekt seinen Tribut fordert. All das geht nicht vorbei, ohne tiefe Spuren zu hinterlassen und das Bild der Heimat, wenn auch nur vorübergehend, einzutrüben.

Und da ist nicht zuletzt das direkte wie auch versteckte Fragen nach Woher und Wohin unserer menschlichen Existenz, die für die Autorin untrennbar mit der Bo-denständigkeit des eigenen Daseins verknüpft ist. Als Beispiel darf das Gedicht Chiffre G-O-T-T gelten, das, fern der Absicht, konventionelle Anschauungen bedie-nen zu wollen, in schlichten Worten radikale Fragen impliziert:
Chiffre G-O-T-T

GOTT
gefoltertes Wort.
Jahrhunderte haben
die Gewölbe der Dome
damit gefüllt.
Anfangs barsten sie fast
von der Wucht der Botschaft.
Da fürchtete man seine Gewalt
und sann auf Abhilfe.
Man packte das Wort
mit vermessenen Händen,
kürzte, verkleinerte, presste es
in selbstgebastelte Maße,
kreuzigte, vierteilte, würgte es,
bis ihm der Atem ausging,
ertränkte es im Kult.
Nun ist es eingepasst
in überschaubare Maße,
verwaltet – eine Chiffre –
leblos – sein Leichnam
wird täglich neu balsamiert
von der Monotonie
der Litaneien.
Alle Versuche,
es zum Leben zu erwecken,
scheiterten.
Manchmal in Sternsekunden,
wenn einer sich
hinabfallen lässt
brunnentief, ohne Ende
ins Bodenlose,
ahnt er, was es
ist.

Streng genommen löst Maria Sperling damit ein uraltes Wort ein: Ich meine das Diktum des Barockdichters und Poetologen Martin Opitz, wonach alle Literatur im letzten Gottsuche sei. Das tut die Autorin unaufdringlich, in sanften, warmherzigen Tönen, ohne je ihr Leitmotiv, die Heimat, aus den Augen zu verlieren, In dieser Hin-sicht drängt sich uns der Vergleich von Körbecke mit dem Wandsbek des Matthias Claudius auf. Maria Sperling ist ihm auf ihre Weise geistes- und seelenverwandt.

Dr. Dr. Wolfgang Bürsgens

In: Sauerland. Heft 4 Dezember 2014.

Das Buch ist zu beziehen über den Kulturverein Möhnesee, c/o Michael Winkelmann, Tel. 02924-7625 bzw. in den Buchhandlungen von Körbecke und Soest, Preis: 13 EURO.

 

***

Geschriebenes hat immer eigentlich mit dem Autor zu tun, mit dem, was er erfahren, erlebt hat, insofern ist in jedem Text Autobiographisches. Aber vielleicht oft doch weniger, als der Leser meint. In das Erlebte fließen spätere Erinnerung, Gehörtes, Gelesenes, Erfahrung anderer, auch Vermutungen ein. Inhalte der Kindheit etwa werden, aus dem Blickwindel Gegenwart gesehen, in eine neue Perspektive gestellt, 'umgefärbt'. Oder: ich schaue mich - wie eine andere Person - aus immer anders plazierter Richtung an, und während ich aufschreibe, was mir dazu einfällt, mischen sich Farben ein, Ideen, Bilder, und so ensteht manchmal Unerwartetes.
Aus: Maria Sperling. Autorenporträt. Von Holle-Dore Gill. In: Lit°Form Nr. 59/2000.

Auskunft Autorin, Eigenrecherche

Aktualisiert 04.07.2021