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Ulrich Dittmar


Ulrich Dittmar © privat
Ulrich Dittmar
1955
Gelsenkirchen-Buer
Billerbeck
Ruhrgebiet, Münsterland, Niederrhein
Münsterland, Niederrhein, Ostwestfalen, Ruhrgebiet, Westfalen komplett, Rheinland komplett
Prosa, Lyrik
Gartenstraße 3
49727 Billerbeck
0170-5945516

Arbeitsproben (3)

 

Walle von Malle

Walle befand sich im Polizeipräsidium und, wie sie wusste, auf der falschen Seite des Schreibtisches, obwohl das richtig war, nämlich auf der Seite des Beschuldigten. Dies geschah, sie gab es zu, zu Recht. Sie saß nicht etwa zwischen den Stühlen sondern verteilte ihre Masse auf beide vorhandenen Sitzflächen, was dennoch wirkte, als säße sie nur auf der vorderen Kante eines Paares zierlicher Hocker. Ihr gegenüber hing genervt Commissario Anglessas auf seinem Drehstuhl und hampelte ziellos herum, sich immer mal ein Stück nach links, mal ein Stück nach rechts drehend.

Walles Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und das waren keine Tränen der Trauer, der Angst. Sie entsprangen der Wut. Paolo, der bekannte Bildhauer von Alcudia hatte eine Skulptur geschaffen, aus Stein geschlagen. Er behauptete, es handle sich um ein Walross – sei eine Hommage an die Natur – an das Leben – den Touristen – und all das im Bezug zum Meer. Doch Malle hatte sich sofort wieder erkannt, nicht nur im Gesicht, auch im Großen und Breiten. Dafür hatte sie Paolo geschlagen, und zwar tot. Das mochte Unrecht sein, gestand sie sich ein, das aber zu recht.


anders 1

anders gedacht
anders gemacht
anders ist anders geworden

anders gewollt
weil anders gesollt
anders ist anders oder anders

anders begonnen
dann anders gewonnen
anders ein anderes mal


anders 2

anders das Weiß
rechts
gegenüber
Schwarz
anders das Schwarz
links
gegenüber
Weiß
das andere Rot
das andere Blau
Wo?
dazwischen
ganz anders


Geboren am 26. April 1955 in Gelsenkirchen-Buer, Ausbildung zum Chemiefacharbeiter auf der damaligen Scholven-Chemie. Nach der Abendschule schloss Ulrich Dittmar das Studium der Sozialarbeit an der Universität/GH Essen ab. Die Erfahrungen aus den folgenden Jahren als Sozialarbeiter in offener Jugendarbeit, Drogenberatung, Wohnungslosenhilfe, überbetrieblicher Ausbildung, Altenarbeit, im Wohnheim für psychisch Erkrankte und der Selbsthilfe-Kontaktstelle für den Kreis Recklinghausen, prägen durch den Umgang mit diesen seinen Schreibstil und die Geschichten, die er erzählt. Der nun in Recklinghausen lebende Autor hat in zahlreichen Veröffentlichungen Lyrik und Prosa in Form von Kurzgeschichten publiziert. Dittmar ist Mitbegründer der Vestischen Autorengruppen "Die Tram" und "Triolit".

2014: 2. Preis bei der Vestischen Literatureule
2008: Vestische Literatureule, Auszeichnung der Neuen Literarischen Gesellschaft Recklinghausen e.V. für "Zuhause" (Kurzgeschichte)

Der Ferne so nah. 23 Kurzgeschichten. Anno-Verlag: Rheinberg 2010.

In: Engel, Hexen, Wiedertäufer. Historische Geschichten aus dem Münsterland. Hrsg. von Evelyn Barenbrügge. Waxmannverlag GmbH: Münster 2013.
In: Prinzipienreiter satteln nicht um. Anthologie zum Aphorismenwettbewerb 2012. Vom Stellenwert der Werte. Hrsg. von Petra Kamburg, Friedemann Spicker und Jürgen Wilbert. Universitätsverlag Dr. Brockmeyer: Bochum 2012.
Erinnerung. In: Chili für die Venus. Hrsg. von Franziska Röchter. Wunderwaldverlag: Erlangen 2011.
"Der Zauberer" und "Strafstoß" (Kurzgeschichten). In: Verliebt in Bibliotheken. Ausgabe der Stadtbücherei Haltern a. See zur Nacht der Bibliotheken 2011.
Diverse Kurzgeschichten. In: Autorennacht. Schriften der NLGR e.V. zu den Autorennächten. Recklinghausen 2001–2011 (jährlich).
Brücke. In: Jahresband Bibliothek deutschsprachiger Gedichte. 2010.
Der letzte Auftrag. Krimineller [Ruhr]Pott. Seschat Verlag: Oer-Erkenschwick 2010.
Walle von Malle (Kurzprosa). In: Salbader - unabhängige Literaturzeitung. Berlin 2008.
Wechselnde Winde. In: Poesie im Wind. Schrift zum Kunstpreis Bad Zwischenahn. Bad Zwischenahn 2006.
Unter dem gelben Doppelbogen (Kurzgeschichte). In: Straßenmagazin – UHU. 2006.
Schade, sagt Sabine (Kurzgeschichte). In: Festschrift 150 Jahre Sparkasse Vest. Stadtsparkasse Recklinghausen 2005.
Von der Wärme (Kurzgeschichte). In: Kirche und Leben (Kirchenzeitung). Recklinghausen 1989.
Metamorphose (modernes Märchen). In: Sonderheft der Drogenberatung Wesel. Wesel 1985.

Maskenkalender. Texte-Sprüche-Aphorismen-Bilder. Information und Hilfe in Drogenfragen e.V.. 1986.

Während meine Prosa geprägt ist durch einen Fokus auf die Besonderheit des Alltäglichen, den unwiderruflichen Moment der Entscheidung, lebt meine Lyrik durch Allegorien, Allusion, Metaphern und Parabeln oder schlicht durch Wortspiele. Beiden Genres ist Spannung, Humor, Ironie und manchmal ein wenig Zynismus gemein. Meine Kurzgeschichten, deren thematische Spannbreite Kriminal-, Beziehungsgeschichten einbeziehen, wirken mal leicht surreal und lassen bisweilen reale Krisensituationen nachempfinden.
Was einst anfing mit Songtexten, die ich meinem Publikum allein oder in unterschiedlichen Formationen (Gnä' Frau (Skiffel), Flying Avocados (Rock'n-Skiffel-Folk-Pop-Blues) zu Gehör brachte (und noch bringe), entwickelte sich zu einer freien, meist ungebundenen Lyrik, die mit ihrem Stil und Inhalt meine Kurzprosa stark beeinflusste und inspiriert ist durch Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Marie Luise Kaschnitz, Siegfried Lenz und manchmal durch E.A. Poe oder O. Henry, dessen Twist mich immer wieder fasziniert.
Ich bin Mitbegründer der Vestischen Autorengruppen "Die Tram" und der Gruppe, die unter dem Namen "Triolit" unterwegs ist.

Auskunft Autor

Aktualisiert 19.09.2023