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Ingo Erbe


Ingo Erbe © privat
Ingo Erbe
1939
Hagen
Essen
Essen
Ruhrgebiet, Südwestfalen, Westfalen komplett, Rheinland komplett
Prosa, Lyrik
Sachsenring 150
45279 Essen
0201-8068073
0160-3105326
0201-8068075

Arbeitsproben (9)

 

DER FETISCH

Die beiden Mädchen, das eine, in der von giftigen Dünsten bewölkten Gerberei, das andere hinter einem vorsintflutlichen staubenden Webstuhl, warfen mir einen scheuen Blick zu, ein schwaches Lächeln aus einer anderen Welt, aus einer in Fetzten geflogenen oder nie dagewesenen Seele, aus untergegangenen oder nie bestanden habenden Spielzimmern, aus verhallten Kinderliedern, sie schufteten, die beiden Mädchen, trotz ihrer noch nicht voll entwickelten körperlichen Kräfte, um für sich und ihre zumeist großen Familien das Lebensnotwendige herbeizuschaffen. Der Junge, der mich hergefahren hatte, eingeschirrt wie ein Zugtier vor seiner Karre, die ihm aber nicht gehörte, döste vor sich hin. Ich gab ihm zu verstehen, er müsse mich nicht zurückfahren, seinen Lohn erhielte er trotzdem, er lehnte ab, weshalb, verstand ich nicht, er bestand darauf, daß ich mich in die Karre setzte. Sein zarter Kinderrücken, von Striemen gezeichnet, die das spröde Ledergeschirr hinterlassen hatten, glänzte im Schweiß, ich hörte seinen heftigen Atem, und seine nackten Füße trampelten durch Schmutz und Scherben. Hinter mir blieben die Mädchengesichter, diese großen dunklen Augen, die von der Kindheit verlassen waren ebenso, wie die des zwischen Deichseln gefesselten Jungen. Ich kam mir noch nie so hilflos, so überflüssig, dermaßen am falschen Ort zur falschen Zeit vor, und dies, obgleich mir bewußt war, daß, falls die Kinder diese Arbeit nicht verrichten würden, sie einer weitaus schlimmeren Erwerbsmöglichkeit nachzugehen gezwungen sein würden, und der Zorn, der in mir aufstieg, erschlug jedes Mitleid und auch jedes Verstehen, als stürze ich in die Abfallgrube allen Ekels, so griff der Schauder nach mir, und wie Gespenster schienen mir die Leute, die sich durch die Straßen drängelten…

… und immer dann, wenn ich heute in der Heimat ein Kind sehe, höre, wie es lacht, oder singt, wenn es spielt, dann halte ich inne, schaue ihm zu, damit ich mein Lachen wieder gewinne, und auf dem kleinen Teppich, von dem ich gar nicht weiß, ob er von Kinderhänden geknüpft worden ist, sitzen Teddybären und Puppen, und manchmal liegt die Katze drauf und schnurrt, als würde sie gestreichelt, was bleibt mir, außer mich zu betäuben, denn was sind sie schon mehr als nur Gewissenströstung, die monetären Opfer, sie machen nicht befreit Lachen, sie erfrischen nicht den Glanz von Kinderaugen, weil die Seelen stumpf geworden sind, daher ein Fetisch, und falls der nicht befreit, erinnere ich mich des Schneiders, den ich unter den Arkaden irgendeiner Geschäftsstraße Bombays antraf, der dort bis in die Nacht hinein Jeanshosen anfertigte, und der mir während unserer längeren Unterhaltung auf meine Frage, warum er so spät noch arbeite, ein Foto eines Kindes hinschob, es sei seine Enkelin, damit sie zur Schule gehen könne, dafür arbeite er, wenn es nicht anders ginge, auch nachts, so versicherte er mir, ich nahm es auf, als wäre es ein Lichtblitz in der Finsternis…


SCHLANGE

Seht! Im Baum, es liegt die Schlange,
und sie liegt und liegt ganz lange,
wisst, es ist die Warteschlange


BÄR

Der Bär
ist nicht von ungefähr
braun,
das kann man schau’n,
und seine Rechte, oh, fatal,
ist kräftig, um nicht zu sagen, radikal,
ob er Faschist, gar so ein neuer
ist, bleibt ungeheuer
nachzuweisen ganz geringer,
zudem noch ohne Stiefel, die von Springer.


DICHTKUNST

Der Dichter seine Verse baut,
bei Goethe und bei Schiller klaut,
mit eignem Dünken fein zerkaut,
was da im Kopf ist fest gestaut,
mal sauber, aber auch versaut,
in Worten zart, zuweilen aufgeraut,
der Liebe, die ihm kaum vertraut,
im Dunst der Reime schlimmes graut,
und Sinn im Unsinn taut,
der Dichter müde, trübe schaut,
er liest sein Werk sich vor ganz laut,
und sein Gedicht, es ist gebraut,
und wartet, dass es wer zusammenhaut.


GESUNGEN

Ach wär’ ich Poet,
dann wüsst’ ich wie’s geht,
singend zu sagen,
umschreiben die Plagen,
darstell’n des Herzens Füll’
des Lebens muffigen Müll,
der Liebe heftige Triebe,
des Frustes garstig’ Geschiebe;
doch, bin kein Poet,
nicht der, der zu Gebote gut steht,
horch’ selten menschlichem Irren,
mehr ihm, in der Zweige Gewirren,
auf dünnem Beinchen winzig er steht,
er singt, ja, bei ihm, da wär’ ich Poet.
Und die Worte, emsig sie flössen,
im Duett sich ergössen.
So muss ich wohl warten auf Pegasus’ Schwingen,
um wie ein Vogel die Worte in Liedern zu singen.


NEUE HEIMAT

In meines Katers Fell, da fand ich einst `nen Floh,
so war es, sicher, ehrlich so,
der wohnte da mit Frau und Kind,
und ganz geschwind,
wollt ich ihn dann vertreiben:
doch, wo nur sollte er nun bleiben?
Die armen Kinder – ihrer Heimat bar,
Vater betteln, Mutter weinend, es ist war,
könnt` ich so was auf mich nehmen?
Unbekümmert mich gar wähnen?

Nicht einfach handeln war geraten,
warten auf des Denkens Taten,
bringt dann die Idee,
die behebt und tut nicht weh.
Wir haben sie dann nicht vertrieben,
auch sind sie nicht in Katers Fell geblieben,
im Park, da saß ein Fuselbruder,
ich geb’ es zu, ich bin ein Luder,
setzte meinen Kater auf sein` Schoß,
er streichelt’ ihn – bloß,
indem wir weiter gingen,
wir hörten Flohes Kinder singen,
der Rauschebruder kratzt sich wild,
in diesem Haar war jeder Hunger gut gestillt.


DIE SCHAU

Wenn draußen keine Feinde mehr sind, aus denen Profit geschlagen werden kann, müssen drinnen welche entwickelt werden. Das ist umso wichtiger, je größer drinnen die Masse derjenigen ohne Arbeit ist. Man stellt die neuen Feinde drinnen aus den eigenen Reihen her, gibt ihnen einen Namen, zum Beispiel "Rechtsradikale" und überlässt ihnen alles Weitere. Wenn diese dann genügend aufgefallen sind, schreitet man gegen sie ein, indem zum Beispiel Zeitungen und Fernsehen sich dumm und dusselig verdienen und damit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Gesundung der Staatsfinanzen leisten. Und Sammelbüchsenvereine werden gegründet, und Filme werden gedreht, und Bücher werden geschrieben, und alle die Filme drehen und Bücher schreiben vermehren ihr Vermögen. Wenn dann gut verdient worden ist, wird der innere Feind besiegt, von einem Politiker zum Beispiel, das gibt Ruhm, den Friedensnobelpreis möglicherweise, oder die Heiligsprechung durch den Papst, Aufträge und Kredite. Man wird den inneren Feind klugerweise nicht umbringen, sondern, weil er sich verdient gemacht hat, in die gute Gesellschaft zurück führen, falls man ihn nicht mehr braucht, oder ihn auch aufbewahren, so man ihn zur Vertuschung von fünfmillionen Arbeitslosen, katastrophalen Zuständen in Altenheimen und Krankenhäusern, oder anderen Nebensächlichkeiten wieder einmal brauchen wird. Und man wird ihn wieder brauchen, weil auf Naturkatastrophen nun mal kein Verlass ist. Es lassen sich auf die Weise auch Geiselnahmen, oder gar Flugzeugabstürze organisieren. Man muss sich also nicht ängstigen, schlägt einem ein Rechtsradikaler die Fresse ein, es ist nur eine Show, keine gute, gewiss, aber eine einträgliche, die auch die leeren Rentenkassen füllt, in diesem Sinn ist sie gar dringend notwendig. Und für denjenigen, der nun eine verbeulte Fresse hat und vielleicht nie wieder feste Nahrung zu sich nehmen kann, besteht doch wohl mehr als nur Trost angesichts der Tatsache durch sein Opfer die Show glaubwürdig gemacht zu haben, und er hat doch die Chance, sich der Schauspielertruppe anzuschließen, als ewige Geisel oder sonst wie Vergewaltigter, das macht sich auch für ihn bezahlt, und sollte er dann bei einer Brandstiftung nicht rechtzeitig davonkommen, hat er ein großes Werk für Frau und Kinder vollbracht. Dies alles habe ich natürlich erfunden, kein Wort ist daran wahr – hoffe ich.


AUF DER SUCHE

Er hatte schon Vieles über die Liebe gehört, aber nichts von dem verstanden, also machte er sich auf, nach ihr zu suchen. Eines Tages gelangte er in einen Wald, dort Holzfäller die Bäume schlugen. "Was macht ihr da?" frug er sie. Man schlüge die Bäume, um Holz für das Feuer und für den Bau von Hütten zu bekommen, antworteten die Holzfäller ihm. "Aber, dann braucht ihr doch nicht so viele Bäume zu fällen, weniger reichen doch auch, und der Wald bleibt erhalten", wendete er ein. "Unsinn!" gingen sie ihn an, "wir schlagen alle, und wenn andere Holz brauchen, müssen Sie es bei uns kaufen, und wir werden reich." Und sie lachten dabei.

Der Wanderbursche ging seines Weges, da traf er an einem Fluß auf einen Fischer inmitten vieler Körbe, die mit Fischen angefüllt waren. "Was machst du da?" frug der Wanderbursche den Fischer. "Das siehst du doch, ich fange Fische", antwortete der Fischer. "Aber weshalb denn so viele, die kannst du doch gar nicht verzehren. Weniger reicht doch, und die Fische bleiben erhalten."

"Unsinn!" rief der Fischer, "ich fange alle, und wenn andere welche haben möchten, müssen sie sie bei mir kaufen, und ich werde reich." Und der Fischer lachte dabei.

Der Wanderbursche ging davon, er langte in einer Steppe an, dort eine Löwin ein Zebra jagte. Sie fing es, tötete es und schleifte es zu ihren drei Kindern und zu ihrem Gatten. Der Wanderbursche sprach die Löwin an, "weshalb hast du nur ein Zebra erlegt."

"Weil wir mehr nicht verzehren können", antwortete ihm die Löwin, und alle Löwen, selbst die Kinder, schauten ihn an, als hielten sie ihn seiner Frage wegen für von Sinnen. Er setzte sich nieder, packte seine Wegzehrung aus, und aß mit den Löwen gemeinsam. "Ich habe sie gefunden", sprach er plötzlich, und die Löwin frug, was er gefunden meinte. "Die Liebe."

"Was ist denn das?" wurde er aus gleich fünf Mündern gefragt. "Ach das ist ein Wort, dessen Begriff ich gesucht und bei euch gefunden habe. Ihr habt nur ein Zebra gejagt, obwohl viele da sind, damit erhaltet ihr die Zebras." Der Löwenmann schüttelte seinen bemähnten Kopf, "das sei doch vernünftig."

"Genau!" rief der Wanderbursche, "Liebe ist Vernunft, nichts anderes."

Der Wanderbursche blieb bei den Löwen, er baute sich keine Hütte, schlug auch kein Holz für ein Feuer, sondern richtete sich eine Lagerstätte aus Steppengras. In der Nacht fror ihm fürchterlich, trotzdem schlief er ein. Als er am nächsten Morgen erwachte, juckte es ihm auf der Haut, und als er nachschaute, fand er lange braune Haare darauf. "Ich bekomme ein Fell, damit mich Nachts nicht friert", flüsterte er. Und wieder ein paar Tage später bestaunte er seine Hände, die sich in Tatzen verwandelt hatten. Er wollte sich erheben, viel aber gleich auf die Nase, er konnte nicht mehr auf zwei, sondern mußte auf vier Beinen gehen. Er rannte zum See, dort die Tiere tranken, schaute in das klare Wasser, und ein Löwenkopf mit einer mächtigen Mähne spiegelte sich darin. "Ich habe sie gefunden", sprach er, und da vernahm er hinter sich eine sanfte Stimme, "wen hast du gefunden?" Er wendete sich um, eine wunderschöne Löwendame stand da, und sah ihn mit ihren verführerischen Augen an. Er ging hin zu ihr, "dich", flüsterte er ihr ins Ohr. Und beide gingen in die Tiefen der weiten Steppe hinein, und blieben gewiß nicht allein, denn, so der Wanderbursche nach der Liebe suchte, fand er ihren Begriff, die Vernunft um den Erhalt, bei denen, die dieses Wort nicht kannten und trotzdem nach seinem Begriff handelten, als sei es ihnen angeboren.


WAS IST WAS?

Woraus ist der Mond gemacht?
Aus dem, falls nicht die Sonne lacht.
Weswegen rund das Rad?
Weil eckig holprig wär‘ die Fahrt.
Wieso denn trachten, man sei klug?
Der Zecher seinen Kumpel frug:
Ist es ein Glas, ein Becher?
Was drin ist, zählt, so sprach der Kumpel von dem Zecher.

Was ist es, diese Liebe, dieser Bann?
Frage nicht, fang endlich damit an!
Wo liegt der Sinn der Sinne?
Begrenzt im Wissen, offen inne:
denn was ich fühle, das ist wert,
es deuten, dann wird mir beschert.

Ahnen, sehnen, glauben:
Es war ein Apfel nicht, nein, es waren Trauben.
Oh, du Geliebte, nicht erklären!
Nicht wider die Verehrung wehren!
Streben nach dem Sinn?
Verzichte lieber, gib dich einfach hin
Laß unser Sein dahingestellt,
Und dann versteh‘n wir eine bess‘re Welt.

Sehr oft ist Wissen Macht,
gar selten nur ein Licht in finst’rer Nacht.
Ob mittendrin, ob nur am Rande,
ist Tasten keine Schande.
Laß uns lieben um der Liebe willen,
was wir nicht wissen? Vergnügen wird es stillen!

Ach, du wunderschöner Baum!
Bist wirklich, oder nur mein Traum?
Du bist ein Wesen rein und gut,
das geht, indem es wachsen, blühen tut.
Bist weder Kunz, noch Hinz,
und küß ich dich, dann bist du Prinz.
In deinen Armen, wo die Amsel singt,
gar dort aus meinem Herzen springt,
zu sehen kann ich missen,
im Grunde muß ich gar nichts wissen.
Und wenn der Wind durch deine Haare weht,
so fest in sich besteht,
was Goethe schon besungen, heiß begehre,
wo Forschen nicht gegeben, dort verehre.

Erklärt doch nicht das Kind in seiner Wiege
mit Wissenschafts Gediege,
es stammt von einem andern Stern,
so dann, es ist geliebt sehr gern.
Und wenn’s gehoben in die Arme,
ein Weltall, dieses Kleine, Warme,

Verzückung wird‘s nicht öffnen können,
seltsam alle Wege, rätseln, gönnen,
herrlich dieser Tag ganz unverstanden,
an welchem zweie zu einander fanden!

Und so, woraus ist der Mond gemacht?
Aus dem, falls nicht die Sonne lacht.
Gelogen, oder wahr,
jedenfalls so die Idee gebar,
erst weich, dann immer fester,
gemacht der Mond aus seiner Schwester.
Sie strahlt, beleuchtet ihn,
die Blicke ins Gefunkel fliehn,
in hoher Ferne,
sind’s die Geschwister, oder sind es Sterne?
Bin ich Ich, oder Teil von ihnen,
will ich es wissen? Oder träumend mich verdienen?
Ja, woraus ist der Mond gemacht?
Wer weiß um dieser schönen Schöpfung Pracht?
Was kann ich wissen? Fragte einst Descartes.
Drum sei gedeutet Offenbartes,
der Rose Blütenblätter auseinander steh‘n,
sie blüht nicht nur, sie will mich seh’n,

so hebt sie ihre Blütenlider,
und sie erkennt mich wieder.

Dereinst, im letzten Hauch,
gefragt, war‘s Alles auch?
Ist begriffen, was ist das Leben?
Wäre mehr noch hier gegeben?
Aus tiefstem Innern klingt es her:
Beim Zeus, es war viel mehr!
Wer manche Dinge anders rät,
er ist nicht dumm – er neue Wege geht!
Er tritt nicht in die Stapfen, die so alten,
er will sich seine Welt gestalten,
ganz frisch und nicht in altem Trott,
nur dieser sucht – nach sich und findet Gott.

So laßt uns einfach And‘res denken,
den Geist in neue Bahnen lenken,
ganz frisch was nie getan mal tun,
dann ist der Pfau ein blühend‘ Huhn.
Wie schön doch dieser Zweifel Bahnen,
wie läßt sich phantasieren und Erahnen,
wenn dieser Weg gewählt:
verstanden? Auch, doch mehr beseelt.

Ach, woraus ist der Mond gemacht?
Letzthin aus dem, was in der Seele lacht!
Und wohnt auf ihm ein Mann,
die Phantasie ist wahr, sie kann.
"Und warum kann ich ihn nicht seh’n?"
"Mein Schatz, laß uns die neuen Wege geh’n."
Bleibt fern, ihr wißt, ihr so Gescheiten,
was ich nicht weiß, es soll mich leiten.


Geboren am 06. Dezember 1939 in Hagen. Obwohl Erbe schon immer einen künstlerischen Beruf ergreifen wollte, wurde er zunächst Industriekaufmann. Als junger Mann reiste er durch die Welt, um fremde Kulturen filmisch fest zu halten und ließ sich dann vorrübergehend auf Kreta nieder. Hier schlug er den literarischen Weg ein. 1986 gründete er den waltan maren verlag. Darüber hinaus ist er Mitglied der Literaturwerkstatt der VHS in Essen und der Literaturwerkstatt Meiderich. Mittlerweile hat er zahlreiche Werke veröffentlicht und lebt teils in Essen und teils in Frankreich.

Zynismusial. Lyrik und Prosa. waltan maren: Essen 2003.
Norma und Materculina. Roman. waltan maren verlag: Essen (voraussichtlich 2003).
Seraphina. Roman. waltan maren verlag: Essen 1990.
Zyprianos Zynikos. Lyrik und Prosa. waltan maren verlag: Essen 1992.
Pyromania. Erzählungen. Riboth Verlag: Bonn 1985.

friedlich, aber nicht kampflos. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1994.
Sanft. Lyrik und Prosa. waltan maren varlag: Essen 1993.
Zyprianos Zynikos. Lyrik und Prosa. waltan maren verlag: Essen 1992.
Bisswunden. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1986.
Herzwolf. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1983.
Lyrapolis. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1983.
Lyratio. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1982.
Wolkenbruch über Arkadien. Lyrik und Prosa. Riboth Verlag: Bonn 1981.

Fassungslos. Lyrik. In: Kindkeit. Fouqué Literatur Verlag: Frankfurt am Main 2001.

Mein literarischer Weg ist eigentlich ein Umweg; ich wollte stets einen künstlerischen Beruf ergreifen, entschied mich dann aber doch, Industriekaufmann zu werden.

Als junger Mann ging ich auf Reisen. Meine Ziele waren u.a. Ägypten, Indien, Mexiko, Spanien, Israel, Griechenland und die Türkei, hauptsächlich aus kulturhistorischen Interessen. Die Erlebnisse meiner vielen Reisen hielt ich auf Schmalfilm fest. Doch reichte mir das Bild nicht, meine durchweg auf Leben und Wirken vergangener Kulturen ausgerichteten Filme brauchten Kommentare, Geräusche, Musik, die sich zu Geschichten zusammenfügten, wie bei „Ein Geschenk des Nils“ und „Steinerne Memoiren“. Meine literarische Ambition verdrängte die fotografische, ich wendete mich ab vom fotografischen Bild, ging hin zum sprachlichen, zu einer Synthese aus Lyrik und Prosa, wie mein ehemaliger Verleger, Thomas Bein, Riboth Verlag, befand.
Nach meinen vielen Reisen um die halbe Welt, fand ich ein zeitweises Domizil auf der vom Massentourismus noch nicht heimgesuchten Insel Kreta. Der Roman „Seraphina“, viele meiner Erzählungen und lyrischen Werke entstanden in dieser Abgeschiedenheit. Und ebenfalls legte sich hier meine literarische Bestimmung fest; mein Thema wurde das Kind, das Tier und die Natur, und alle drei Wesensarten stellte ich in direkten Zusammenhang.
Wie bei meinem filmischen Schaffen brauchte ich Vorbilder, die ich mir beschaffte, nicht zufällig, sondern „hingeführt“: ich umgab mich mit ansehnlichen und durchweg kostbaren Puppenkindern namhafter Künstlerinnen. Das war für mich keine Sammlung, vielmehr eine Gemeinschaft, die mir reichhaltigere Anlässe für literarisches Wirken bot und bietet („Die Puppenmacherin“). Aber auch meine Katzen und Ratten, ebenso Bellinis Opern, meine Hinwendung zum Gesang von Maria Callas („Norma und die Materculina“).
Doch mit dieser Hinwendung und dem damit verbundenen Einblick auch in begangene Verbrechen an Kindern, Tieren und der Natur, ging ich auf Distanz zur menschlichen Gesellschaft. Damit fiel auch mein bisherige in Filmen wirkende Achtung vergangener Kulturen hinab in die Überzeugung von immer waltendem menschlichen Fehlverhalten, mein „Zyprianos Zynikos“ erlaubt sich, darüber bissig-spöttisch herzuziehen.
Dennoch sind meine Werke keine traurigen Schilderungen gesellschaftlicher Missstände, das Verbrechen steht im Hintergrund, ist vage Kulisse, vorne springt zum Trotz die Freude mit der Liebe Seilchen, manchmal auch mit dem Zynismus.
Ich hielt Lesungen in vielen Städten, in NRW und darüber hinaus, wurde Mitglied der Literaturwerkstatt der VHS, Essen, der Kulturwerkstatt Meiderich und anderen künstlerischen Begegnungsstätten. Weil meine Bemühungen, meine Werke bei Verlagen unterzubringen ohne Erfolg bleiben, gründete ich 1986 den waltan maren verlag.
Ich lebe heute teils in Essen-Steele und teils in Frankreich, wenn ich mich nicht wieder einmal auf Maria Callas' Spuren befinde. Zur Zeit plane ich eine Reise nach Vietnam. Grund: ich möchte dort das Grab von Dr. Alexandré Yersin besuchen, jenes Mannes, der die Pest besiegte, und dessen Pragmatismus zu meinem Roman „Norma und Materculina“ mit anregte.

Auskunft Autor

Aktualisiert 01.07.2021