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Barbara Zimmermann


Barbara Zimmermann © privat
Barbara Zimmermann
1950
Altötting/Oberbayern
Düsseldorf
Düsseldorf
Rheinschiene, Rheinland komplett
Prosa, Kinder-/Jugendbuch, Fernsehen, Film
Niederkasseler Straße 80
40547 Düsseldorf
0211-553418

Arbeitsproben (2)

 

Aus: MAXI UND JULIO

Inhalt: Vierzehn besondere, alltägliche, aufregende und lustige Episoden aus dem Leben des 6-jährigen Julio. Er wünscht sich ein Geschwisterchen und schneller als er denkt, geht sein Wunsch in Erfüllung. Seine Eltern nehmen ein Pflegekind bei sich auf. Das Mädchen heißt Ma-Hsi, ist drei Monate alt und kommt aus China. Julio nennt sie gleich Maxi. Und mit Maxi wird alles anders...

... In der großen Stadt am Fluss, dort, wo pausenlos der Verkehr durch die Straßen tost, wo die Autos hupen, die Straßenbahnen bimmeln und es die meisten Menschen furchtbar eilig haben, wohnt etwas abseits von der Straße, in einem kleinen Haus ein Junge mit seinen Eltern. Er heißt Julio Wagner und ist sechs Jahre alt ...
"Hast du eigentlich Geschwister, Mama?" fragte Julio eines Abends. Mit dem Teddy saß er in seinem Bett. Seine Mutter stand am Fenster und schaute hinunter in den Garten. Bitterkalt sah es draußen aus, und sie merkte an der grauen Farbe des Himmels, dass bald der erste Schnee fallen würde.
"Es riecht nach Schnee", sagte sie und dann: "Ja, Julio! Ich habe sogar mehrere Geschwister, meine vier Schwestern. Es sind deine Tanten, die alle älter sind als ich. Du kennst sie ja." Sie setzte sich auf sein Bett.
"Ich habe keine Geschwister", sagte Julio. "Aber ich habe Freunde und eine Freundin, Peggy, und dann habe ich Papa und dich und den Teddy." Dabei drückte er ihn fest an sich.
"Au!" schrie der. "Lass das, du drückst mir auf den Bauch!"
"Stelle dich bloß nicht so an", sagte Julio und steckte ihn unter die Bettdecke.
"Schön warm", brummte der, "aber dunkel."
"Weißt du was, Mama? Der Teddy hat einen Bruder, den Fuzzi, und die Maria Stockbein hat eine Schwester, die Lene. Peggy hat auch Geschwister. Warum habe ich keinen Bruder und keine Schwester?"
Seine Mutter sah ihn an. Sie konnte darauf nichts sagen. Sie nahm Maria Stockbein, Julios Stoffpuppe, und legte sie zur Lene in das Puppenbett. Maria Stockbein hatte kerzengerade Schlenkerbeine und gelbe Wollzöpfe. Sie trug einen schicken roten Rock. Lene war auch eine Stoffpuppe. Sie war viel kleiner als ihre Schwester. Die beiden schliefen zusammen in einem Puppenbett.
"Mama, ich wünsche mir ganz schnell einen Bruder oder eine Schwester zum Spielen, mir ist es ja immer sooo langweilig."
Julios Vater schaute zur Tür herein und fragte: "Was habe ich da gehört? Einen Bruder oder eine Schwester wünschst du dir?"
"Ja, und du musst der Mama helfen, dass wir ein Baby bekommen, dann bin ich nicht mehr so allein." ...


Aus: EIN HALBES JAHRHUNDERT FAMILIENLEBEN

Drei Frauen - drei Generationen:
Josepha, die Großmutter, geb. 1883. Martha, die Mutter, geb. 1913. Lisa, die Tochter, geb. 1950.
Das Buch schildert eine Liebe im Krieg zwischen Martha und Karl, die als Kinder den Ersten Weltkrieg erleben müssen und durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges für zehn Jahre voneinander getrennt werden. Sie finden sich wieder und beginnen hoffnungsfroh ein zweites gemeinsames Leben.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund ist die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts während des Ersten wie auch des Zweiten Weltkrieges und endet zu Beginn der fünfziger Jahre in Friedenszeiten.
... Der Regen trommelt auf das Dach des Zuges. Er rinnt - vom Fahrtwind gepeitscht - in Sturzbächen diagonal die Scheiben hinab. Die ewig gleichförmigen Geräusche der Räder auf den Schienen beruhigen Lisa diesmal nicht, ganz im Gegenteil. Zu viel ist in diesem Jahr passiert, das will erst einmal verkraftet sein: Vaters Tod im Frühjahr, Mutters schlimmer Fuß mit den Durchblutungsstörungen, ihr gebrochenes Handgelenk durch einen Sturz im Sommer. Jetzt, Anfang Oktober, ist Lisa wieder auf dem Weg zu ihr ins Krankenhaus.
Mit dem Nahverkehrszug durchfährt sie die schönste Strecke des Rheintales. Dann ist sie angekommen. Lisa, ganz und gar Großstadtmensch, hasst heute diesen regennassen, zugigen, menschenleeren Kleinstadtbahnhof mit seinen vier Gleisen. Ihm gegenüber die Kirche, daneben der Friedhof. Die Glocken läuten. Eine Hochzeitsgesellschaft vor dem Portal. Die Braut in Weiß. Der Pastor im feierlichen Ornat. Er hat Vater beerdigt, ihren frommen Vater.
Den sie als Kind liebte und bewunderte, als Heranwachsende hasste, ablehnte, verachtete, da er ihr, als Patriarch der Familie, seine Vorstellung vom Leben aufzwingen wollte.
Eine merkwürdige Mischung an starken Gefühlen, bringt Lisa ihm, so lange sie denken kann, entgegen. Auf seinem von Kieselsteinen umsäumten Grab steht eine Schale aus Ton mit verschiedenfarbigen Chrysanthemen. 90 Jahre alt ist Lisas Vater geworden.
Es ist ihr bewusst, dass sie ihm zu verdanken hat, derart viel von ihrer Familie erfahren zu haben. Doch was weiß sie wirklich von ihrer Mutter? Was weiß sie von ihrem Vater?
"Wer warst du?" fragt Lisa und schaut auf sein Grab ...
Es ist seltsam über das Leben der eigenen Eltern zu schreiben, und über die Ahnen, denkt Lisa. Warum nur hat sie sich darauf eingelassen?
All diese Geschichten, so viel Glück, so viel Schmerz, ihre Schicksale, ihre Tragödien.
Durch die Erzählungen ihrer Eltern wurde in Lisa das Gefühl erweckt, als würde sie alle Mitglieder dieser großen schlesischen Familie persönlich kennen. Als wären all ihre Geschichten zu einem stabilen Geflecht, zu einem Netz geworden, welches Lisas Leben geformt hat, sie auffing, wenn sie drohte zu fallen. Der vertrauensvolle Gedanke nicht abzustürzen, machte sie stark.
Diese Stärke, ja, das war der Eltern ganz persönliches und bedeutendstes Geschenk an sie. Stark genug zu sein, sich dem Leben zu stellen. Sie denkt an die Menschen jener vergangenen Zeit, sie denkt an die Zeit, die noch kommen wird. Sie denkt darüber nach, wie zerbrechlich doch alles ist.


Geboren am 24. Mai 1950 in Altötting/Oberbayern. Seit 1960 wohnhaft in Düsseldorf, erlernter Beruf: Goldschmiedin, verheiratet, mit einem optimistischen Blick in die Zukunft, ein erwachsener Sohn. Seit 1980 literarisch tätig, ab 1981 kontinuierlich Lesungen in Schulen, Kindergärten, Stadtbüchereien, Museen etc.

2007: Preis des Landes Nordrhein-Westfalen "Künstlerinnen und Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen" für das Projekt "Literaturwerkstatt - Rund um's Buch"
1987: Förderpreis für Literatur der Stadt Düsseldorf (für Kinderliteratur sowie journalistisches/essayistisches Schreiben)
1981: 1. Preis in der Sparte Kinderliteratur beim 1. Nordrhein-Westfälischen Autorentreffen in Düsseldorf (für: Dick unterstrichen mit einem Herz drumrum)
1981: 1. Preis in der Sparte Kinderliteratur beim 1. Nordrhein-Westfälischen Autorentreffen in Düsseldorf.

Ein halbes Jahrhundert Familienleben - Chronik einer schlesischen Familie. Auwald: Essen 2001.

Maxi und Julio. Kinderliteratur. Auwald Verlag: Essen 2007.
Der Lange und ich. Kinderliteratur. Auwald Verlag: Essen 2004.
Schwein gehabt. Kinderliteratur. C. Bertelsmann: München 1993. (Neuauflage: Auwald: Essen 2002.) - Neuauflage „Maxi und Julio Geschichten“. Auwald Verlag: Essen 2007.

Geschichten aus „Der Lange und ich“ (Jugendbuch in Arbeit). In: Das Betthupferl. BR: 1995.
Geschichten aus „Schwein gehabt“ (Kinderbuch). Bürgerradio Düsseldorf: 1993.

Ihr schrumpeligen Schätzchen. Kinderhörspiel. Hrsg. von A.J. Weigoni. In Kooperation mit dem Literaturbüro NRW Düsseldorf: Ohrenkanapes. MC. Düsseldorf 1993.

Meine Straße in Cahsel. Kurzprosa. In: Straßenbilder - Düsseldorfer Schriftsteller über ihr Quartier. Hg. Alla Pfeffer. Grupello: Düsseldorf 1998.
100 Jahre Filmgeschichte - eine Chronik. In: Das Handbuch - Nachschlagewerk für Film- + Videofreunde. Flöttmann: Gütersloh 1997.
Emily Jane Brontë - Ein Märchen durchwebt von Melancholie. Essay. In: Film + Video: Gütersloh 1996.
Frau und Film. Artikelserie in vier Teilen. Essay. In: Film+Video: Gütersloh 1993.
Em Bebbi sy Fasnacht. Drehtagebuch. In: Film + Video: Gütersloh 1990.
Ihr schrumpeligen Schätzchen. Kindergeschichte. In: Gute Besserung. Hrsg. von Burghard Bartos. Bertelsmann: München 1989.
Pandorra oder die Hoffnung bleibt. Essay. In: Film 8/16: Baden Baden 1989.
Am Anfang war das Chaos. Fantasy-Kurzprosa. In: Film 8/16: Baden Baden 1987.
Sichtbar bleibt nur eine Seite der Wahrheit - Auseinandersetzung mit Nike. Essay. In: Film 8/16: Baden Baden 1986.

Zeitschrift Film+Video
"Mein Vater Charles Dickens" 5/2005
"Emily Jane Bronte - Ein Märchen durchwebt von Melancholie" 1/1996

Aus der Geschichte lernen, das heißt für mich vor allem einzusehen, dass der Mensch in die Geschichte eingreifen kann. Wir sollten nicht darauf verzichten, denn darin besteht unsere Freiheit.

Wenn du sehen willst was ich sehe, wenn du wissen willst was ich weiß, wenn du fühlen willst was ich fühle, wenn du mit mir sprechen willst, dann bist du auch mein Freund.

Auskunft Autorin

Aktualisiert 05.07.2021